Gegensätze ziehen sich an!
Vermutlich erklärt das auch, warum Elmar und ich uns so gut verstehen. Während Elmar ein großer Freund von manuellen Objektiven ist, bin ich bei meinen digitalen ein absoluter Autofokusfreund. Ich habe es hier natürlich auch recht einfach, als Fujifilm x-Fotograf sitze ich mitten im Süßigkeitenladen. So viele top Objektive wie Fujifilm bieten nur wenige spiegellose Systemkamerahersteller. Hinzu kommt, dass ich mich mit der Kombination des Fokuspeakings und der Auflösung des elektronischen Suchers an meiner x-pro1 nie wirklich anfreunden konnte. Ich weiß, bei einigen bewirkt das jetzt heftiges Kopfschütteln, aber jeder Jeck ist anders. Ich bin aber nicht grundsätzlich gegen das manuelle Fokussieren, an meiner analogen Leica M6 mag ich das nämlich umso mehr – nun, da habe ich ja auch keine andere Wahl. 😉
Wie dem auch sei, meine Begeisterung, als ich erfuhr, die Samyangs zum Testen zu erhalten, war eher verhalten. Umso mehr überraschten mich dann aber die Ergebnisse mit diesen rein manuell zu fokussierenden Gläsern. Die Tage werde ich die Gelegenheit noch nutzen, das 12er, 21er und das 35er zu testen. Heute soll es hier aber um das Samyang 50mm f1.2 für Fuji X gehen.
Ein haptischer Traum?
Naja, ich würde das so nicht unterschreiben. Leider ist da eine ganze Menge Plastik an diesem Objektiven. Ja, ich höre mich wie eine Schallplatte mit Sprung an: Von Fujifilm X verwöhnt, fassen sich die Samyangs schon bescheidener an, aber, und so fair muss ich sein, nicht billig. Der Fokusring gleitet butterweich und der Bajonettanschluss ist glücklicherweise aus Metall. Die mitgelieferte Sonnenblende rastet mit einem Klick sauber und fest ein. Leider macht diese das Objektiv auch fast doppelt so lang, sie lässt sich aber glücklicherweise zum Transport umgekehrt aufsetzen.
Die Blende wird in ½ Blendenstufen verstellt, im Bereich von f1.2- f16. Saubere satte Klicks. Ich habe nichts zu meckern.
Für die Nutzer der x-pro Reihe sei noch zu erwähnen, dass das Objektiv mit Sonnenblende schon deutlich in den optischen Sucher reinreicht, jedoch nur zum Teil in den entsprechenden Leuchtrahmen. Ohne Sonnenblende ist der 50mm Leuchtrahmen nicht vom Objektiv verdeckt.
Focus or no focus?
Und hier muss ich zu allererst einmal offiziell meinen Frieden mit Fujifilm’s Fokuspeaking schließen! Mit der Fujifilm x-pro2 ist das Fokuspeaking endlich da angekommen, wo ich es mir immer von Fujifilm gewünscht hatte. Es macht fast schon soviel Spass wie mit dem Messsucher – aber nur fast. 😉
Sofern man nicht immer bei f1.2 arbeiten will, muss man dazu in den allermeisten Fällen noch nicht mal in die Sucherlupe. Das Samyang zeichnet ordentlich kontrastreich, was recht hilfreich beim Fokussieren ist. Auch hatte ich in den Randbereichen an der Schärfeleistung nichts zu meckern. Schon bei f1.2 war das Zentrum ordentlich scharf, zu den Rändern ließ es etwas nach, aber für mich und meinen Fotoalltag vollkommen okay. Ich war wirklich erstaunt und begeistert zugleich, wie gut die Kombination Fujifilm x-pro2 und Samyang 50mm zusammen arbeitete.
Ich konnte auch keinen Focusshift feststellen, was bei einer Anfangsöffnung von f1.2 durchaus vorkommen kann, auch bei den deutlich teuereren Gläsern anderer Hersteller.
Und das Bokeh?
Also ich muss gestehen, ich habe mich ein ganz klitzeklein wenig verliebt. Ach was! Ich bin voll verknallt! Das Bokeh ist so schön weich, dass ich wirklich dahinschmelze. Vielmehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen. Das Bokeh in Verbindung mit der schönen Schärfe und der weiten Anfangsblende macht dieses Glas für mich zu einem echten Storyteller. Tut mir leid für mein Denglisch hier, aber manche Dinge lassen sich einfach kürzer und schöner auf englisch beschreiben. Ich weiß auch gar nicht, ob man das wirklich so beschreiben kann, vor allem nicht in Bezug auf ein Objektiv, aber für mich passt das so gut.
Vielleicht an dieser Stelle mal eine Blendenreihe? Den Fokuspunkt habe ich auf die rechte obere Ecke gelegt und dann in ganzen Blendenstufen abgeblendet und aus der Hand fotografiert. Von links nach rechts f1.2, f1.4 und f2.0 und in der zweiten Reihe f4.0, f5.6 und f8.0. Alle Bilder lassen sich vergrößern, einfach drauf klicken.Fazit gefällig?
Das Samyang 50mm f1.2 für Fuji X ist ein tolles Objektiv. Es ist nicht perfekt, aber es macht an den entscheidenden Stellen sehr viel sehr richtig. Der fehlende Autofokus ist an den neuen Fujifilm Bodys dank gutem hochauflösendem elektronischen Sucher und einem guten Fokuspeaking kein allzu großes Problem. Die Bildqualität ist wirklich beeindruckend, schön scharf schon offen und zu den Rändern unmerklich abfallend. Chromatische Aberrationen sowie mit Gegenlicht scheint das Samyang auch keine Probleme zu haben. Ich konnte jedenfalls nichts dergleichen feststellen. Aber nur noch einmal zur Sicherheit sei hier ergänzend erwähnt: Ich bin kein Pixelpeeper. 😉 Dass keine Tiefenschärfeskala auf dem Objektiv eingraviert ist, kann ich dem 50mm gerade so noch verzeihen, dem 21mm allerdings weniger. Ein Vergleich zum Fujinon xf56mm (mit dem es meiner Meinung nach konkurriert) zu ziehen, finde ich etwas schwer. Weniger wegen des 6mm Brennweitenunterschieds, sondern vielmehr ist es dem Fakt geschuldet, dass das eine einen Autofokus hat und das andere eben nicht. Ist manuelles Fokussieren jedoch kein Problem, dann ist der Vergleich meiner Meinung nach legitim. Von der Bildqualität muss ich für mich erstaunt feststellen, ist das Samyang nicht schlechter als das Fujinon. In Sachen Bokeh mag ich das butterweiche des Samyangs fast ein wenig lieber als das des normalen xf56mm. Das Samyang verliert hingegen bei der Wertigkeit/Haptik deutlich gegenüber dem xf56mm. Es ist dafür aber leichter als das xf56mm, relativ klein, scharf und hat ein echt tolles Bokeh bei einem deutlich günstigeren Preis als das Fujinon. Wie schon erwähnt, hat es mir das Objektiv wirklich angetan und ich werde es wohl früher oder später in meine Fototasche einziehen lassen. Bei dem Preis auch irgendwie ein no brainer. 😉
Am Schluss noch meine kleine Pro- und Contraliste. Aber an dieser Stelle möchte ich es nicht versäumen dem HapaTeam für die Leihgabe des Objektivs zu danken.
Pro
- sehr gute Schärfe
- tolles Bokeh
- relativ klein und leicht
- butterweicher Fokusring (kein Focus by wire!!!)
- Metallbajonettanschluss
- kein Focusshift
- sehr guter Preis für die optische Leistung
Contra
- zu viel Plastik am Gehäuse
- kein Autofokus
- keine elektronischen Kontakte (eingeschränkte exifs)
- keine Tiefenschärfeskala eingraviert/aufgedruckt
Ach ja, ein zwei Fotos habe ich dann auch noch für Euch. 🙂
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Fokusshift ist nach meiner Kenntnis der Effekt, dass der Fokus bei Offenblende ein anderer ist, als bei Arbeitsblende. Da bei Arbeitsblende fokussiert wird, ist dieser automatisch berücksichtigt. Sollte als nie ein Problem sein, bei Kameras mit LiveView.
Ja, das ist richtig Klaus.
Ich hätte dazu vielleicht erwähnen sollen das ich bei f1.2/1.4 fokussiert habe und dann abgeblendet habe um eben genau das zu überprüfen.