Das Voigtländer Nokton 40mm f1.2 ist ein Hammer Objektiv! ist es ein perfektes Objektiv?
Ja, ich gebe es zu, ich wollte gleich einen richtig großen Auftritt hier hinlegen. Ist mir mehr so halb geglückt, ich weiß! Aber der erste Satz war das, was ich direkt nach ein paar Minuten des Herumspielens dachte, und die darauf folgende Frage war exakt die, welche ich mir im Laufe des 1. Monats, in dem ich es leihweise zur Verfügung gestellt bekommen habe, beantworten wollte.
Aber der Reihe nach: Zunächst geht mein Dankeschön an Voigtländer bzw. Ringfoto, welche mir das Glas zur Verfügung gestellt haben. Aber auch an Andreas, dem Betreiber des LUF’s (und auch des Fujifilm X-Forums) für die Unterstützung!
Ich habe im Vorfeld über das Glas recherchiert und bin oft auf die gleiche Kritik gestoßen: Das Objektiv wäre viel zu groß. Okay, vielleicht habe ich wirklich eine andere Vorstellung von Messsucher Gläsern, aber das Voigtländer ist genau richtig. Ich finde es nicht zu groß und auch nicht zu klein. Vielleicht haben die aber auch alle nur von der Sony Variante gesprochen. Ich weiß es nicht. Für mich macht das Glas jedenfalls eine sehr gute Figur an der Leica M.
Mein Zeiss Distagon 35mm f1.4 ZM ist da deutlich größer. Ich finde das Voigtländer Nokton 40mm f1.2 VM mit 315 Gramm auch nicht schwer. Der Fokusring ist schön breit und wird von der Hand intuitiv gefunden, wie auch der Blendenring. Saubere, satte 1/2 EV Klicks, von f1.2, f1.4-f22. Die Bauqualität lässt keine Wünsche offen, zumindest bei mir nicht. Da wackelt nichts, alles fühlt sich sehr gut abgestimmt an. Der Anfass-Spaßfaktor ist sehr hoch. 😉
Ein großes Highlight bei dem Glas ist für mich die 0,5m Naheinstellgrenze. Yeaaah! Doof bleibt aber, dass das ganze nur bis 0,7m mit dem Messsucher gekoppelt ist. Danach muss man raten oder eben das Display bzw. den Visoflex benutzen. Um von 0,5m auf unendlich zu fokussieren, muss man um ca. 180° am Fokusring drehen.
Die passende Gegenlichtblende habe ich nicht dazu erhalten, aber es gibt sie oder zumindest gibt es ein Bajonett dafür. Ich mag das so lieber als mit Schraubblenden, da man so nicht der Möglichkeit beraubt wird, gegebenfalls Filter zu nutzen. Tatsächlich benötigt man aber die Gegenlichtblende nicht, um das Objektiv vor Gegenlicht zu schützen, mit selbigem kann es sehr gut umgehen. Ich habe zumindest keine Flares provozieren können, habe das aber ehrlicherweise auch nicht bis zum äußersten getrieben. Eine Gegenlichtblende ist jedoch nicht zuletzt ein guter Schutz, um das Frontglas des Objektivs vor Stößen oder ähnlichem abzuschirmen, vor allem dann, wenn man kein Freund von Filtern vor dem Glas ist. Apropos Filter, diese sollten einen Durchmesser von 52 mm haben.
Die Bildqualität ist wirklich sehr schön. Schon offen bei f1.2 ist es im Zentrum knackscharf. Die (extremen) Ränder sind dabei immer noch gut. Je mehr man abblendet, umso besser wird es zum Rand hin. Ab f4.0, würde ich sagen, gibt es keinen Unterschied zum Zentrum mehr. Offen vignettiert es schon ein wenig, chromatische Aberrationen sind wenig zu erkennen. Diese sind aber in der Post schnell und gut zu korrigieren.
Bei der Bildqualität gibt es für mich nichts zu meckern, ganz im Gegenteil. Das Voigtländer überzeugt hier wirklich. Sowohl in Sachen Schärfe, als auch dem Bokeh und der Farbwiedergabe.
Nun denn, wie lautet also meine Antwort auf die Frage hin, ob es denn das perfekte Glas wäre. Wenn ich eine Sache schon lange über Bord geworfen habe, dann ist es der Glaube daran, dass es etwas Perfektes gibt. Mit dem Nokton verhält es sich nicht anders.
Ich weiß, dass die 40mm näher am Blickwinkel des menschlichen Auges sind als die 50mm, weshalb Normalbrennweite eigentlich auch eher auf das Nokton zutrifft. Zu meiner Lieblingsbrennweite am Messsucher 35mm sind es auch „nur“ 5 mm mehr, aber zu allem Überfluss wird an der Leica M der 50mm Rahmen eingeblendet.
Nicht zuletzt diese besondere Brennweite und meine mangelnde Erfahrung damit ließ meine Neugier groß werden. Nun, was soll ich sagen? Ich mag die 40mm Brennweite vom Bildwinkel sehr gerne. Aber am Messsucher, wo nicht ein passender Sucherrahmen eingeblendet wird? Es ist wohl eine Gewöhnungs- bzw. Geschmacksfrage. Ich gebe zu, in der verhältnismäßig kurzen Zeit – man nutzt ja ein Glas normalerweise länger als nur einen Monat – hatte ich meine Schwierigkeiten, mich an das Komponieren mittels Sucherrahmens zu gewöhnen.
Es ist natürlich wahr, dass der Messsucherrahmen nie 100% exakt ist. Man muss beim Arbeiten mit dem Messsucher immer ein wenig „Futter“ lassen. Aber doch sind die eingeblendeten Rahmen schon sehr nah am Ergebnis dran. Mit dem Nokton 40mm auf der M muss man umdenken, diesmal in die andere Richtung. Ich bin ja flexibel und, wie gesagt, bei den Bildergebnissen kann ich ganz bestimmt nicht meckern. Selten war was dabei, wo ich komplett daneben lag. Und es ist korrekt, der Mensch gewöhnt sich an sehr viel. Mit der Zeit würde ich bestimmt auch die 40mm gut erahnen können. Aber… nichts aber. Es ist schlicht eine Frage dessen, was man bei einem Objektiv sucht.
Auf der Haben-Seite stehen für mich:
- Lichtsstärke: Schon offen ist es ohne Einschränkungen nutzbar.
- 0,5m Naheistellgrenze: Yeaaaaaaah, ein echtes Highlight!
- Sehr schönes Bokeh
- Schöne Farben
- Klein, kompakt und nicht zu schwer
- Vernachlässigbare Sucherblockage: Bei unendlich ist diese gleich Null.
Was mich dagegen stört, ist, dass eben nicht der 35mm Sucherrahmen eingeblendet wird, sondern der 50/75mm Rahmen.
Mehr nicht? Nein, in der Tat mehr nicht. Wenn einen das aber nicht stört, er/sie kein 35mm und/oder kein 50mm Objektiv hat bzw. auf der Suche nach einem OneCameraOneLens Setup an der Leica M wäre, dann könnte ich mir vorstellen, dass das Voigtländer Nokton 40mm f1.2 VM ein extrem interessanter Kandidat sein könnte. Denn das wichtigste beherrscht das Glas: Es lieferte eine super Bildqualität auf den Sensor/Film. Jetzt muss nur noch der Fotograf verstehen das Bild gut aufzubauen und den richtigen Moment abzupassen und schon… 🙂
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Danke Mehrdad für den Bericht , hast du das Nokton 1,2 auch mit der XPro 2 probiert kannst du es dafür empfehlen ? Was brauch ich für einen Adapter?
Lg manfred
Hallo Manfred,
Ich habe das Objektiv nicht an meinen Fuji X-Kameras getestet.
Vielleicht reiche ich das mal nach. Der Fokus stand für mich allerdings wirklich auf der Leica.
Wenn ich mit einer Fujifilm X fotografiere bevorzuge ich tatsächlich auch die Fujinons, warum auch immer?
😉
Zur Adapter Frage: Da tut es jeder Leica M auf Fuji X Adapter. Der von Fujifilm selber zB. oder einer von Kipon oder ähnlichen. Die Auswahl ist recht groß.
Welcher immer einem mehr zusagt.
Hallo Mehrdad,
interessanter Kurzbericht….was mich erstaunt ist, dass ich bei den gezeigten Aufnahmen praktisch keine oder nur sehr geringe Vignettierung sehen kann. Welche der Aufnahmen wurden nun mit 1,2 als Blendenzahl gemacht? Oder hast Du sie nachher in einem Program entvignettiert?
LG Georg
Hallo Georg,
tatsächlich bin ich eher jemand der seinen Bildern noch eine Vignette hinzufügt. 😉
Ja, für ein so lichtstarkes Objektiv wie das Nokton 40mm vignettiert es erstaunlich wenig, dass stimmt.
Also 100% sicher bin ich mir, dank der M10 und ihrem Umgang mit Blendenwerten in den Exifs, leide rnicht. Der Mann am Fenster und das Foto von dem Nokton selber, was mich im Hintergrund schemenhaft erkennen lässt ist ganz sicher mit f1.2 aufgenommen worden.
Ich meine ELmar hat mich da auch mit f1.2 aufgenommen gehabt.
Hi Mehrdad,
mal ganz naiv gefragt, man kann an der M doch den einzublendenden Rahmen auswählen, oder nicht?
LG Michael
Hallo Michael,
Jain.
Mit dem Wahlhebel, vorne an den meisten M‘s, kann man sich verschiedene Sucherrahmen einblenden lassen. Um einen bestimmten dauerhaft eingeblendet zu lassen muss man diesen dann festhalten.
Das ist natürlich keine Lösung.
Am Bajonett von Leica M kompatiblen Objektiven ist eine Aussparung, die lage dieser Aussparung entscheidet welcher Sucherrahmen dauerhaft (ohne halten des Wahlhebels) eingeblendet wird.
Lass mich anders fragen, ich kann es leider nicht testen in Ermangelung des Besitzes von NICHT-Leica Gläsern, ich wäre davon ausgegangen, dass wenn man die automatische Objektiverkennung ausschaltet dann der Rahmen dauerhaft umgestellt werden kann. Ist dem nicht so? Da würde sich mir die Frage stellen wozu man den Wahlhebel überhaupt benötigt? (Ja ich weiß, der artistische Fotograf braucht den um vor dem Objektivwechsel checken zu können mit welcher Brennweite er die geplante Komposition umsetzten kann – ernsthaft nur dafür hat man den Hebel?)
Siehe meine Antwort oben. Die Einblendung der Sucherrrahmen ist Hardware- und nicht Softwarebasiert.
Das ist auch erst einmal unabhängig von original Leica Glas oder nicht. Typ, Brennweite etc. wird über die Codierung in die Datei geschrieben. Mit dem Sucherrahmen hat das nichts zu tun.
Sinnhaftigkeit? Keine Ahnung! Tradition, wie so vieles bei Leica, nehme ich an? 😉
Bei der M (Typ240) hatte Leica den Wahlhebel weggelassen, dass kam bei vielen gar nicht gut an. Ja, es ist hilfreich wenn man wissen will wie es mit einer anderen Brennweite aussehen könnte. Nein, wirklich nutzen tu ich das nicht.
Man kann die Flansch des 40er ziemlich sicher so bearbeiten, dass der 35er-Rahmen angezeigt wird. Das habe ich selbst mit einem alten 2/40 von Minolta so gemacht. Bei der Codierung spielt zudem m.W. der vom Objektiv selektierte Rahmen eine Rolle. Dies erlaubt z.B. beim Tri-Elmar die Darstellung unterschiedlicher Brennweiten. Im Internet steht genug dazu.
Interessiert hätte mich noch, ob bei dem Objektiv Focus Shift aufgetreten ist (Blendendifferenz).
Hallo Ivo,
Ja vielleicht ist das möglich, aber da es nur eine Leihgabe war/ist will ich da nicht rum doktoren. Sprich ich kann das leider nicht testen. Glaube es Dir aber gerne wenn Du das schreibst.
FocusShift ist mir tatsächlich nicht aufgefallen.
Hi Mehrdad,
kannst Du eine Empfehlung für die Bezugsquelle des Nokton geben? Bin leider bisher nicht fündig geworden…
Danke!
Hallo Michael,
hast Du mal die Händlersuche über die Voigtländer Website bemüht?
https://voigtlaender.de/haendlersuche.html
Dort solltest Du zumindest ein paar Händler erfahren die Dir da bestimmt weiter helfen können? Ansonsten schreib doch mal die Ringfoto-Gruppe direkt an, die sollten es am besten wissen.
Ich hoffe das hilft.
Danke! Die Händler in meiner Nähe haben es leider nicht im Sortiment und wissen auch nicht wann sie es geliefert bekommen. Ich versuche es mal via Ringfoto…
FotoMeyer in Berlin und evtl. Foto Mundus könnte ich mir vorstellen könnten evtl. helfen?
Bei meiner M 240 wurde mit dem 40 iger mal der 35 mm und mal der 50 mm – Rahmen angezeigt. Man muss da Objektiv nur kurz ab und mal wieder ran drehen. Es ist wirklich ein siper Allrounder mit super Schärfe , Kontrast und Farben mit schöner Zeichnung im Bokhé. Ich habe es an der Fuji X Pro 2 und an der M 240 gehabt. An der M 240 ist der Charakter anders. Und es kommt an der M zur volllen Entfaltung. An der X Pro 2 ist es dennoch Interessant. Es wirkt dort ander als die die Hauseigenen Objektive.