Das Leica Elmar 24mm – Ein Review
Bevor ich hier auf das Leica Elmar 24mm näher eingehe will ich gerne etwas weiter ausholen.
Wenn man mit einer Leica M Kamera fotografiert, ist man durch den Messsucher leider etwas eingeschränkt bei der Wahl verschiedener Brennweiten. Bei der M10 machen Objektive von 28-75mm aber durchaus eine gute Figur. Glücklicherweise gibt es aber schon mit der Leica M (Typ 240) die Möglichkeit des Liveviews über das Display oder mit einem elektronischen Aufstecksucher. Für die hartgesottenen Messsucher-Extremisten natürlich alles Teufelszeug, aber für Fotografen wie mich, die gerne auch mal weiter als 28mm fotografieren wollen ohne den Ausschnitt schätzen zu müssen, ist das schon sehr angenehm. Im Zweifel geht es auch ohne Aufstecksucher/Display, zumindest an der M10, man muss halt nur bis in die Ecken schielen. 😉
Ich hätte es eigentlich wissen müssen, als ich mir vor zwei Jahren die Leica M10 angeschafft habe. Ich hatte mit meinem Freund Sura noch rumgescherzt: „Der Spass geht ja mit den Objektiven dann erst richtig los.“ Ich gebe zu, ich hatte nicht vor, groß in Leica Objektive zu investieren. Nicht weil ich sie als nicht erstrebenswert empfand, vielmehr wusste ich damals schon, dass es viele sehr gute Alternativen zu Leica Objektiven gibt. Ich glaube, mein Freund wusste aber zu diesem Zeitpunkt schon, dass meine Neugier zu groß sein und ich bei dem ein oder anderen Glas dann auch hängenbleiben würde. Zumindest deute ich im Nachhinein sein Grinsen so.
Das Leica Elmar 24mm f3.8 asph. ist so ein Objektiv, das mich schon früh gereizt hat und an dem ich auch hängengeblieben bin. Warum, will ich versuchen hier zu erläutern.
Allgemeines und Haptik
Dieses Leica Elmar 24mm passt zu einer Leica M wie der Deckel auf den Topf. Es ist wunderbar klein, ohne zu friemelig zu sein in der Bedienung. Die aufschraubbaren Sonnenblenden der neueren Modelle vereinen Funktionalität mit Sexiness, so dass es einfach Spass macht, dieses Objektiv zu nutzen. Auch das Elmar 24mm hat einen Fokusstab. Ich benötige ihn zwar nicht, aber er stört mich auch nicht wirklich. Die Blende lässt sich, wie bei allen Leica M Gläsern in ½ Blendenstufen von f3.8 bis f16. So schön und praktisch ich das mit der Sonnenblende finde, so nervig wird es, wenn man Filter nutzen will. In solchen Fällen stört die Sonnenblende leider, aber sie ist auf der anderen Seite auch schnell entfernt.
Bei dem Leica Elmar 24mm handelt es sich um ein asphärisches Objektiv. Die asphärische Linsen sind vor allem einer sehr hohen Abbildungsleistung dienlich. Das Objektiv kann unter Verwendung einer aspährischen Linse auch recht kompakt gehalten werden, und gleichzeitig eliminieren asphärische Linsen Bildfehler, wie z.B. Koma und Reflexe, die besonders bei lichtstarken Objektiven vorkommen. Auch Überstrahlungen (z.B. bei Nachtaufnahmen) werden unterdrückt, wodurch kleinere Bildteile schärfer dargestellt werden können.
Was ich bei dem Elmar 24mm tatsächlich sehr mag ist, dass man bei dieser Brennweite sehr schön den Snapshot Mode einer Leica M nutzen kann. Natürlich ist dies weniger dem Elmar 24mm selber, als der Brennweite geschuldet. Aber man blendet ab auf f5.6/8.0, stellt die Entfernung auf was um die 1,2-1,5 Meter ein und ist so bereit, bei passender Belichtungszeit alles im Bereich von 0,8-4m scharf einzufangen.
Die Bildqualität des Leica Elmar 24mm
Leica selber schreibt dazu folgendes: „Die Retrofokus-ähnliche Konstruktion besteht aus insgesamt acht Linsen, wobei der Einsatz einer asphärischen Fläche und Glassorten mit anomaler Farbstreuung (Teildispersion) entscheidend dazu beitragen, Bildfehler auf ein absolutes Minimum zu beschränken.“ (Quelle ). Auch schreiben sie, dass dieses Objektiv bereits offen eine über das gesamte Bildfeld sehr hohe und gleichmäßige Bildqualität liefert, und auch hier muss man Leica einfach recht geben. Dieses Objektiv liefert dem Fotografen mit das Schärfste, was ich je in den Händen hatte, und das eben schon bei Offenblende. Gerade für Landschafts- und Architekturfotografen ist dies ein sehr erfreulicher und wichtiger Punkt.
Jetzt kann man natürlich böse sein und sagen, dass das, was hier Offenblende ist, ist für viele schon fast maximal abgeblendet. Es ist ja heutzutage modern, alles nur noch offenblendig zu fotografieren, nur ist dies natürlich auch kein Garant dafür, dass man immer das beste Ergebnis bekommt. Aber hier muss man natürlich auch den Einsatzzweck betrachten. Dieses Objektiv ist natürlich eher nicht das geeignete Objektiv, wenn man Freistellung benötigt oder Portraits/Headshots machen will. Für Headshots/Portraits ist es fast schon zu scharf und für Freistellung, gepaart mit der Brennweite, quasi kaum nennenswert. Aber auch das ist mit Abstrichen möglich. Ein guter Bildaufbau und der richtige Abstand zum Objekt lässt einem durchaus etwas Spielraum mit diesem Objektiv.
Neben der wirklich beeindruckenden Schärfe bis in die Ecken, welche im Grunde durch Abblenden kaum mehr gesteigert werden kann, kommt dieses Objektiv auch hervorragend mit Gegenlicht aus. Dies ist bei Leica Glas ja nicht immer der Fall und wenn, dann wird es eben als Leica Glow beschrieben. 😉 Ich weiß, etwas unfair, aber mir ist das halt hier und da schon mal bei anderen Objektiven der Firma Leica aufgefallen. Da reagiert das ein oder andere Glas auf Gegenlicht/Streulicht mitunter sehr sensibel. Das 50mm Summicron (also nicht das Apo) ist zum Beispiel so ein Objektiv, aber dies nur am Rande. Das Leica Elmar 24mm fällt hier für mich sehr angenehm positiv aus der Rolle. Die Mikrokontraste, die es liefert, verstärken den Schärfeeindruck sicher auch noch einmal positiv.
Fazit
Dem Leica Elmar 24mm kann man gefühlt alles entgegenwerfen und es liefert dennoch ab. Leica selber beschreibt es als gutes Reportage- und Reiseobjektiv, dies kann ich so nur bestätigen. Natürlich ist die Brennweite an sich schon etwas herausfordernd.
Dieses Objektiv ist für mich optisch eines der besten 24mm, die ich kenne. Es liefert hervorragende Bildqualität in Bezug auf Schärfe und Mikrokontrast bei allen Blenden. Verzeichnungen sind im Grunde nicht existent. Leica selber gibt diese mit 1% an. Es ist angehm klein, leicht und nimmt damit kaum Platz in der Fototasche ein, wodurch es einen immer begleiten kann. Das Leica Elmar 24mm findet meiner Meinung nach seinen Nutzen bei einem breiten Spektrum an Einsatzgebieten. Landschafts-, Architektur-, Reise-, Street- als auch Reportagefotografen finden in dem Elmar 24mm einen sehr guten Begleiter, und auch preislich befindet es sich mit UVP 2500 Euro eher im unteren Preissegment. Ja, ich muss auch etwas schmunzeln. Tatsächlich ist es auf dem Gebrauchtmarkt aber deutlich günstiger zu erwerben (ca. 1000-1400 Euro je nach Zustand).
Wenn jemand allerdings den berühmt berüchtigten Ripke-Look sucht, sollte sie/er besser die Finger von diesem Objektiv lassen und eben zu einem Summilux 24mm greifen.
Ich besitze eins und kann nur eine Kaufempfehlung aussprechen.
Gute Alternativen gibt es aber zum Glück auch. Ich persönlich finde zum Beispiel das ZEISS Biogon T* 2,8/25 ZM, eine sehr gute Alternative. Es ist auch um nahezu eine Blende lichtstärker und hat eine Naheinstellgrenze von 0,5m. Auf dem Gebrauchtmarkt sind diese aber nicht ganz so gut zu erhalten. ZEISS hat leider auch die Produktion bzw. die Weiterentwicklung der ZM Reihe eingestellt. Was sehr schade ist, denn bei den ZM’s gibt es echt einige Sahnestücke!
Oder man geht noch ein paar Millimeter weiter und landet so bei 21mm. Da ist dann die Auswahl durch Voigtländer auch noch mal vergrößert.
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Der Aussage, dass nur im Bereich 28-75 der Messsucher uneingeschränkt benutzbar ist, stimme ich nicht ganz. 90mm sind auch mit wenig Übung gut beherrschbar. Das gilt auch bei Blende 2.0. Ich kann nicht behaupten, dass ich übermäßig viel Ausschluss habe und ich nutze mein Summicron meistens bei Blende 2.0.
Mmmh? Also ich weiß ja nicht wo Du das mit der Aussage liest, aber ist doch super wenn Du ein 90mm an Deiner M gut nutzen kannst.
Asche auf meinem Kopf 🙂
Ich habe zu viel interpretiert. Aus der Aussage, der Bereich 28-75 gebe die beste Figur ab, habe ich abgeleitet, dass dies für 90mm nicht gilt.
Und selbst hier zitierst Du nicht sauber. ?
Da steht und stand immer „eine gute“ und nicht „die beste“ ?
Die Aussage das 28-75 an der M der beste nutzbare Bereich ist stimme ich nicht ganz zu. Selber decke ich an der M8 und M9 die Brennweiten 15, 21, 24, 35, 50 und 90 mm ab.
Tolles Review! Ich bleibe beim 28er & 50er. Vielleicht irgendwann mal noch das 21er für Architektur!
Ansonsten stimme ich durchaus zu, dass 28-75mm mit dem Messsucher sehr angenehm sind. 90 gehen aber durchaus auch noch, wobei man sich erstmal an die Komposition mit dem kleinen Ausschnitt anfreunden muss.
Aber interessant, wie schwer Leute mit einer sogar falsch verstandenen Kritik an einer M umgehen können? Richtig lesen; aber das denke ich mir bei anderen Themen leider auch viel zu oft!
PS: Ich warte immer noch sehnsüchtig auf ein Review das APO50 🙂
Hahahaha…..ich arbeite dran. Hab noch ein wenig Geduld mein Lieber.
Ich fotografiere ausschließlich mit der M10, auch mit 21mm Summilux, das funktioniert mit dem Liveview super, von daher ist dies die einzige Kritik in diesem Bericht. Ich danke für den Bericht und freue mich auf mein gerade gebraucht gekauftes Elmarit 28 f2,8. Der Messsucher ist, aus meiner Sicht immer noch der beste Focus in der gesamten Fotografie