Wenn man sich auf die Suche nach einer analogen Kleinbild-Messsucherkamera macht, landet man wohl früher oder später bei Leica. Mittlerweile ist der Gebrauchtmarkt auch in bezahlbaren Regionen angesiedelt und so kann man mit etwas Glück schon für um die 700-800 Euro eine Leica M6 ergattern. Eine Kamera ohne Objektiv ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Und auch hier führt der Weg dann mehr oder minder zwangsläufig zu Voigtländer. Voigtländer ist ein altes deutsches Traditionsunternehmen, aber schon seit längerem in den Händen von Cosina Japan. Cosina genießt einen sehr guten Ruf, und neben Fujifilm lässt auch Zeiss dort z.T. produzieren. Die Voigtlänger Objektive sind von einer sehr guten Verarbeitungsqualität und optisch sind sie auch über jeden Zweifel erhaben. Und wenn man dann ein wenig auf der Voigtländer Seite stöbert, wird man früher oder später auf die Messsucherkameras aus dem Hause Voigtländer aufmerksam.
Da ich mich neuerdings ja verstärkt auch im analogen Bereich ausprobiere, habe ich kurzerhand den Händler meines Vertrauens, Foto Meyer in Berlin, kontaktiert und nach ein paar mal „Augenklimpern“ haben sie mir netterweise eine Kamera zur Verfügung gestellt. An dieser Stelle will ich Foto Meyer und im besonderen Jörg ein ganz herzliches Dankeschön für Euer Vertrauen und die Mühe entgegenbringen! Es ist toll, wenn man so engagierte Menschen als sein Kamerahändler weiß!
So, aber jetzt mal zu dem, was ich hier eigentlich loswerden will. Ein kleinen Erfahrungsbericht über die Bessa r3a. Ich hatte leider nur ein verlängertes Wochenende mit ihr, aber dafür nutzte ich dies umso intensiver.
Das erste, was mir an der Bessa r3a sofort auffiel: sie ist leicht. Sie ist leicht, aber nicht zu leicht. Sie lag mir genau richtig in den Händen. Ich bekam die Kamera zusammen mit dem Voigtländer 40mm f1.4 Nokton. Ein schönes kleines und kompaktes Objektiv und dank der Anfangsblende von f1.4 schon ordentlich lichtstark. In mehrerer Hinsicht finde ich diese Kombination sehr gut. In seiner Kompaktheit und dem Gewicht passt es ganz hervorragend zu dem Body.
Voigtländer bzw. Cosina stellt drei verschiedene Kameragehäuse her, eigentlich sind es sechs, jedoch liegt das daran, dass es von jedem der Kameras eine komplett manuelle Kamera gibt und eine, die eine Belichtungsautomatik hat und bei der der Verschluss elektronisch gesteuert ist.
- Bessa r2a/m
- Bessa r3a/m
- Bessa r4a/m
Das „a“ steht für Automatik und das „m“, na wer errät es? Richtig, für manuell. Die Automatik hat den Vorteil, dass man eine Zeitautomatik hat inklusiver einer Belichtungskorrektur von +/-2 Blendenstufen. Fragt sich, wo der Vorteil der manuellen denn dann ist? Nun, ausser für den Belichtungsmesser benötigt diese Kamera keinen Strom. Sprich, die a benötigt den Strom auch für das Auslösen. Wenn die Batterien (zwei 1,5V Alkalimangan- LR44, oder Silberoxid-Knopfzellen SR44) mal leer sind, dann war es das mit dem Fotospass.
Die drei Modelle unterscheiden sich in erster Linie durch ihren Sucher. Die r2 hat einen 0,7fachen Sucher, die r3 einen 1:1 Sucher und die r4 einen 0,52fachen Sucher. Sprich, die Leuchtrahmen für
- die r2 sind 35, 50, 75 und 90mm
- die r3 sind 40, 50, 75 und 90mm
- die r4 sind 21, 25, 28, 35 und 50mm
Es wird schnell klar, dass man sich also schon im Vorfeld Gedanken machen sollte, welche die bevorzugte Brennweite für einen ist. Die r2 und die r3 liegen ja im Grunde fast gleichauf mit den Sucherrahmen. Was ich persönlich jedoch bei der r3 wirklich genial fand, war ihr 1:1 Sucher. Ich konnte mit dem rechten Auge durch den Sucher blicken und mein linkes trotzdem geöffnet lassen. Dies hat den Vorteil, dass man seine Umgebung wie gewohnt sieht. Das ist wirklich ein ziemlich großer Unterschied zu irgendwelchen 0,7 oder 0,5 Suchern. Der Messsucher ist schön hell, lässt sich sehr gut fFokussieren. Die r3 ist für die 40mm Brennweite konzipiert, natürlich kann man sie auch bei den anderen Brennweiten nutzen, jedoch verliert man dann auch den wirklich tollen Vorteil des 1:1 Suchers.
Der Sucher ist in meinen Augen das wirkliche Highlight der r3a/m. Es hat richtig Spass gemacht, mit der Kamera zu fotografieren. Ihre Größe und ihr Gewicht würde sie für mich zu einer immer-dabei-analogen-Kleinbildkamera machen, dem Messsucher bin ich seit meinem Ausflug zur Leica M verfallen und die Bildqualität, die das 40mm Nokton liefert, fand ich auch sehr gut. Ja, ich weiß, das Bokeh ist nicht Jedermann’s Sache, ich mag es aber sehr gerne.
Der Belichtungsmesser liefert sehr gute Ergebnisse (siehe unten). Man muss halt bei Gegenlichtsituationen beachten, dass die Belichtungsmessung eine mittenbetonte ist. Ich bin ganz gut damit gefahren, die Größe des Messuchers als das Feld für die Belichtungsmessung heranzuziehen. Die 1/2000 sec sind natürlich auch super. Neben dem 1:1 Sucher für mich ein weiterer Pluspunks gegenüber der Leica M6. Allerdings will ich mich mit Vergleichen zur M6 zurückhalten, ganz einfach aus dem Grund, da ich noch nicht mit einer M6 das Vergnügen hatte zu arbeiten.
Das Einlegen des Filmes gestaltet sich auch um einiges einfacher als mit einer Leica Filmkamera. So, wie ich es von den meisten analogen gewohnt bin, ist die Rückwand hinten komplett aufklappbar und dann der Film einlegbar. Das Foto unten soll das einigermaßen gut illustrieren. Leider war zum Zeitpunkt des Fotos ein Film drinne und danach hatte ich nicht mehr daran gedacht, aber ich denke die meisten von Euch wissen eh, was ich meine, oder?
Ein kurzes Wort noch zu der Belichtungsmessungsspeicherung: Diese geschieht mittels des kleinen silbernen Knopfes auf der Rückseite. Man muss ihn gedrückt halten, um die Belichtungsmessung/Parameter im Automatikmodus zu halten, wenn man Messung und dann recompose machen sollte.
Jedoch ist in meinen Augen nicht alles toll an der Kamera. Ich habe zwei größere und ein kleineren Kritikpunkt. Die größeren wären:
- Wenn man den Auslöser drückt, dann hört sich das nicht schön an. Wobei mich hier nicht die Art und Weise des Geräuschs (blechern) stört, sondern, dass es so laut ist. Das macht sie in speziellen Momenten, wo eigentlich leises Auslösen angesagt ist, zu einer schlechten Wahl.
- Ich weiß nicht, warum, aber ich hatte zum Teil Schwierigkeiten, im Sucher unten die eingeblendeten Belichtungswerte zu erkennen. Ich bin kein Brillenträger, kam mir aber vor wie einer.
Der kleinere Kritikpunkt ist, dass sie leider keinen Selbstauslöser hat. Das lässt sich zwar in den meisten Fällen verkraften, aber in dem einen Fall, wo man ihn eben gerne hätte, ist es dann doppelt so schade, keinen zu haben.
Am Ende bleibt bei mir ein sehr positiver Eindruck von der Bessa r3a. Eine wirklich tolle Kamera. Sie ist relativ klein und handlich, hat ein angenehmes Gewicht und der Sucher ist genial.
Am Ende schiebe ich den Kauf dieser Kombination aus dem einfachen Grund auf, da ich im Grunde das Mittelformat bevorzuge. Ich fotografiere zwar wieder analog, arbeite aber im Grunde hybrid, sprich, ich scanne die Negative. Um jedoch Kleinbild in vernünftiger Qualität zu scannen, braucht man schon einen recht hochwertigen, um nicht zu sagen teueren, Filmscanner. Den habe ich aber nicht und will ihn mir auch nicht leisten. Aus diesem Grund ist es bei mir eher eine Formatfrage.
Ich suche immer noch eine Mittelformat-Kamera, die mich auf meinen Reisen begleiten kann. Zwar habe ich mit der Rolleiflex T schon eine sehr gute, aber Voigtländer hat ja hier auch sehr interessante Alternativen im Angebot.
Mal schauen, ob ich die auch mit ein bissl „Augenklimpern“ zum Testen erhalte 😉
Die Fotos hier unten sind alle mit der Voigtländer Bessa r3a und dem 40mm f1.4 Nokton aus dem Hause Voigtländer aufgenommen worden.
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Was für ein Film hattest du den da? Sehr schöne Farben!!
Gute Frage, ist schon ne Weile her. Es müsste aber der Portra 400 sein.
Wie man auf dem Bild der Kamera von hinten sieht, ein Portra 160 😉