Schon seit langem wollte ich mir das Death Valley anschauen. Letzte Woche war es endlich soweit. Ich musste beruflich nach Los Angeles und hatte diesmal sogar einen Tag mehr als üblich frei. Ich hatte somit zwei ganze Tage und drei Nächte zur freien Verfügung.
Die Fahrt von Los Angeles ins Death Valley dauert in etwa vier bis fünf Stunden. Bei der Fahrt durch das Valley sollte man zumindest weitere zwei bis drei Stunden Fahrtzeit einplanen. Berücksichtigt man die Rückreise, verbringt man wenigstens 13 Stunden im Auto. Aber das, was sich einem bei der Ankunft bietet, entlohnt alle Mühe und ist untertrieben ausgedrückt sehr imposant.
Die Weite, die sich aus kilometerlangen Ebenen und hohen Bergen bildet, ist atemberaubend und im fotografischen Bild nur schwer festzuhalten. Hilfe naht: Ich habe sehr oft die sehr geniale Panorama-Aufnahmefunktion der x-series Kameras benutzt.
Apropos Kameras. Mein Reiseequipment gestaltete sich wie folgt:
- Fujifilm x-pro1
- Fujifilm x100s
- Fujinon xf 14mm f2.8
- Fujinon xf 56mm f1.2
- Canon FD 135mm f2.8
- Polfilter (und einige ND-Filter, welche jedoch nicht zum Einsatz kamen)
- 4 Akkus für die x-pro1
- 3 Akkus für die x100s
- insgesamt 80 GB SD Karten (2x32GB + 1x16GB)
- Kabelauslöser
- Stativ
Zurück zum Anfang. Los ging es am Freitag um acht Uhr morgens vom Hotel. Gleich mal mit dem ersten Schocker! Ich habe mir wirklich, wirklich, wirklich (!) viel Mühe bei der Vorbereitung des Trips gemacht. Mehr als ich es sonst tue. Ganz einfach, weil die Wüste kein Spielplatz ist. Ich habe großen Respekt vor der Natur, und die Wüste ist ein Ort, wo man als Großstädter sicherlich auch so einiges falsch machen kann. Das sollte mir nicht passieren, zumindest weitestgehend.
Und dann scheitere ich an elementaren Dingen. Beinahe. Ich wollte mein Auto abholen, als mir der nette Herr sagte: „Sorry, aber es sieht so aus, als hättest Du den Wagen woanders reserviert und ich habe keine Autos mehr! Oh, ich sehe gerade, Du willst auch noch eines mit Navigationssystem? Ganz schlecht!“ Na super, Mehrdad, Du Vollpfosten! Ich hätte mir in den Hintern beißen mögen! Lange Rede, nach viel Flehen und Betteln und mit einer gehörigen Portion Glück, von den Extra-Dollars ganz abgesehen, verließ ich den Hof schließlich doch noch mit einem großen SUV. So cool ich das Auto fand, aber das war ein kleiner Benzinschlucker. So sehr ich Upgrades liebe, diesmal wollte ich keines bzw. nicht eines mit so einem Durst, aber ablehnen konnte ich mir eben auch nicht leisten.
Nachdem ich den Schock verkraftet hatte, ging es erst einmal in den Supermarkt, um zwei Gallonen Wasser und eine Riesentüte Nachos zu kaufen, was sich später als goldrichtig herausstellte, denn das war für die kommenden 28 Stunden mein Frühstück, mein Mittag- und mein Abendessen. Yummy! Dann nach Norden raus aus Los Angeles, natürlich nicht ohne auch noch einen 30 Minuten Stau mitzunehmen. L.A. ohne Stau wird man wohl nicht erleben. Ab der State Route 14N Richtung Lancester wurde der Verkehr deutlich erträglicher. Ich kam gut durch, nur das Radio wollte nicht immer so, wie ich es wollte. Da war schlicht kein gescheiter Sender zu empfangen. Also iPhone per USB angestöpselt und mich per Shuffle durch die Musikbibliothek gehört. Das ging solange gut, bis die ersten Kinderlieder meiner 3 Jahre alten Tochter auftauchten und ich mir eingestehen musste, das ich eine lausige Pflege meiner Musikdatenbank betreibe. Am Ende begleiteten mich The Doors und all Ihre Alben durch das Valley. Genial! Death Valley und The Doors ist wie Kuchen mit Sahne, Bier mit Brezeln oder Bratwurst mit Senf!
Von da an war es im Grunde einfach nur schön, wobei ich schnell merkte, dass ich wohl besser bedient gewesen wäre die Route entgegengesetzt zu planen. Ich fuhr ja von Nordosten ins Valley und verließ es dann am südwestlichen Ende. Im Rückspiegel fand ich die Aussicht meist schöner bzw. interessanter als in Fahrtrichtung. Vielleicht fand ich auch einfach nur die Kühe auf der Nachbarweide schöner? Ich weiß es nicht.
Ich musste immer wieder halten und fotografieren, was mich natürlich auch Zeit kostete. Aber von da an hatte ich es nicht mehr allzu eilig. Ich wollte vor Sonnenuntergang in Stovepipe Wells sein, neben Furnance Creek der einzige Fleck, wo man im Valley Übernachtungsmöglichkeiten hat. Bei Stovepipe Wells sind auch die bekannten Sanddünen, die Mesquite Sanddunes. Wunderschöne Sanddünen die auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche im Valley lagern. Kurz vor Stovepipe Wells, quasi direkt anschließend, machte ich noch einen Abstecher in den Mosaic Canyon.
Die Sonne stand recht hoch und es war schon ordentlich warm. Ich stellte mir vor, ich hätte das Valley im Sommer bei 50°C und mehr besucht. Nicht auszuhalten
Die Sanddünen bei Stovepipe Wells sind wirklich sehr schön. Der Wind und der Sand formen eine wunderschöne Wüstenlandschaft. Problematisch war nur, dass nicht nur ich da gerne reinlief, um Fotos zu machen, sondern natürlich die zahlreichen anderen Besucher des Valleys auch. Es ist also relativ schwer bzw. zeitaufwendig, eine Stelle zu finden, wo keine Fußspuren im Sand sichtbar sind.
Obwohl mich ein Fotografenkollege während meiner Vorbereitungen in Deutschland schon warnte, dort nicht ohne Wasser reinzugehen, auch wenn die Distanzen gering erscheinen, machte ich dies leider nicht. Ich habe es einfach vergessen. Ich glaube jeder ist schon mal im lockeren Sand gelaufen, da fühlen sich 100m anders an als auf festem Grund. Ich lief etwa 20-30 Minuten rein bis ich eine Stelle fand, wo keine bzw. kaum Fußspuren zu finden waren. Als ich mit meinen Aufnahmen fertig war, wurde mir erst klar: Du musst ja noch zurück! Ich habe selten richtigen Durst, aber eben dies war einer der wenigen Momente. Ich gebe zu, ich fühlte mich, obwohl ich die parkenden Autos in etwa ein bis zwei Kilometern Entfernung sah, nicht wohl in meiner Haut.
Irgendwann merkte ich zudem das frühe Aufstehen und die doch recht lange Fahrt. Daher fiel ich kurz nach Sonnenuntergang wie ein Stein ins Bett. Ach ja, nachdem ich im Giftshop, dem einzigen Supermarkt ähnlichem Laden im Valley die Auswahl an Lebensmittel und dann die Preise sah, machte ich mich vorher genüsslich daran meine Nachos zu essen. Yummy, erwähnte ich das schon?
Pünktlich um 4:30 Uhr morgens klingelte mein Wecker. Ich wollte vor Sonnenaufgang, der an dem Tag um 6:55 Uhr war am Zabriskie Point sein. Was gab es zum Frühstück? Richtig! Yammy, yammy Nachos. Auschecken und im dunkeln Richtung Zabriskie Point.
Apropos Dunkel: Für mich als Großstädter ist Dunkelheit eigentlich der Moment wo die Strassenlaternen und die Werbereklamen das Bild meiner Umgebung prägen. Randy ich verstehe jetzt so gut was Du meintest!! Die Dunkelheit und diese Stille……muuuuaaaaaahhh! Da fühle ich mich in Moabit sicherer.
Wahnsinn! Ich wusste nicht wie ich das finden sollte, auf jedenfall schon einmal b e e i n d r u c k e n d! Ich hatte versucht Langzeitbelichtungen zu machen, aber dazu fehlte mir dann am ende doch die Geduld und wie ich später feststellen musste, die Zeit.
Zabriskie Point ist ein beliebtes Ziel zum Sonnenaufgang, da irgendwann die Sonne auf eine schöne Felslandschaft trifft und ein Spiel von Licht und Schatten stattfindet. Der Zauber dauert was um die 30 Minuten.
Irgendwann begann ich mich zu wundern. Denn erstens war ich weit und breit der einzige mit Kamera an dem Fleck – ich war überhaupt der einzige dort- und dann fiel mir auf, dass die Felswand, die ich für den Zabriskies Point hielt ziemlich doof für den Sonnenaufgang lag. Hier konnte die Sonne nicht vor 11 Uhr hin kommen. Also kramte ich in meinen Unterlagen und musste 10 Minuten vor Sonnenaufgang feststellen das ich etwa 20-30 Meilen entfernt war von dem Punkt wo ich eigentlich hin wollte. Hier half es sehr das die Strasse einem im Grunde alleine gehört, vor allem auch um die Uhrzeit. Ich glaube so schnell habe ich noch nie 30 Meilen zurück gelegt?
Irgendwann, als ich schon dachte, ich hätte mich wieder verfahren, sah ich eine Horde von mindestens 30 Fotografen auf einer Anhöhe stehen. Jetzt passte auch das Bild wieder vom beliebten Fotopunkt.
Die Sonne war zwar schon aufgegangen, aber ich hatte noch genug Zeit mein Stativ aufzubauen und mir einen günstigen Platz zu suchen. Nach einer Weile fiel mir auf, dass es drei weitere Fotografen um mich herum gab, die auch mit Fujifilm x-series Kameras fotografierten. Das erste Mal, seit ich Fujifilm Kameras benutze, dass ich mehr als einen zusätzlichen Fotografen gesehen habe, der auch Fujfilm x-series nutzt. Ein paar der Fotografen witzelten rum und beschlossen unsere Ecke ist die „Fuji Corner. Only for x-series photographers!“ Ich stand inmitten einer grösseren zusammengehörenden Gruppe, einer der Fujifotografen zeigte ein Bild welches er mit seiner x-t1 gemacht hatte rum und ein „Woow!“ „How pastelly??!!!“ „Awesome“ „What beautiful Fuji colors“ ging herum. Es war zwar nicht mein Bild, aber ich war dennoch Stolz wie Bolle.
Schließlich war es mir zu blöd mit dem Stativ, das Licht war ohnehin ausreichend, also Kamera runter und ich schlängelte mich durch die Reihen für andere Standpunkte.
Es war wirklich ein sehr schöner Moment, als die Sonne die Felsformationen traf. Ich vergaß dann selbst das Fotografieren. Einzig die auslösenden Kameras um mich herum erinnerten mich wieder ans Fotografieren. Manche Momente sind einfach auch mal schön um sie zu genießen. Beim Fotografieren kümmere ich mich oft um andere Dinge, Belichtungsparameter, Komposition etc. da gehen solche schönen Momente auch mal unter. Ich muss mich dann immer dazu zwingen, auch mal kein Foto zu machen sondern den Moment zu genießen. Diese Situationen bleiben mir meist mehr in Gedanken als der Moment der Aufnahme.
Nach einer Stunde an Zabriskie Point waren meine nächsten Ziele der Devils Golf Course und das Badwater Basin. Am zweiten Tag hatte ich leider nicht so viel Glück mit dem Wetter, also aus fotografischer Sicht. Es war natürlich strahlend blauer Himmel und angenehme Temperaturen, aber ein blauer wolkenfreier Himmel ist für einen Landschaftsfotografen eher suboptimal. Hinzu kam, dass es im Valley wohl lange sehr trocken war, denn das Badwater Basin war eine braune recht unansehnliche Ebene. Keine Spur von den schönen weißen Salzformationen am Boden des Basin.
Am Ende stand ich vor der Wahl, noch weiter im Valley nach Motiven zu suchen oder die Rückfahrt antreten. Es standen zu viele Faktoren gegen das Valley, ich hatte Zeitdruck, keine einzige Wolke am Himmel, ich musste alleine die fünf bis sechs Stunden Fahrt ins Hotel bestreiten, mein Tank war nur noch halb voll und mein Bordcomputer nervte zudem: Motoröl bald wechseln und hinterer rechter Reifendruck zu niedrig. Aber vermutlich der ausschlaggebendste Punkt, weshalb ich mich für ein Ende meines viel zu kurzen Death Valley Aufenthaltes entschied: Meine Nachos waren alle!
Gegen zehn Uhr morgens trat ich also meine Rückfahrt an.
Am Ende nehme ich einen tollen ersten Eindruck vom Death Valley mit, muss jedoch gestehen, dass 18 Stunden viel zu wenig Zeit ist. Die wandernden Steine am Racetrack Playa hätte ich auch liebend gerne gesehen, aber hierfür benötigt man einen Jeep, da die Strassen dort sehr anspruchsvoll sind. Der Umstand das ich alleine unterwegs war und der Zeitdruck waren eine zu ungünstige Kombination. Für diese Landschaft (wie ja im allgemeinen für Landschaftsaufnahmen) sind auch Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang die besten Zeiten. Ich habe für mich das beste rausgeholt und ich bin mir sicher, das ich da nochmal hinfahren werde.
Hier noch, für die, die es interessiert meine mit dem Auto zurückgelegte Route. Vom Hotel ins Death Valley und wieder zurück: Freitag 8 Uhr morgens los und Samstag 16 Uhr wieder zurück.
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Wow ! Tolle Aufnahmen, Mehrdad…
da hast Du in 18 Stunden mehr mitgebracht als ich in 5 Wochen Neuseeland.
Lg
Markus
Danke Dir Markus!
Danke Markus!! Glück muss man auch mal haben 😉
Great article and experience. I bet you want to go back now and get all the shots you missed lol.
D e f i n e t l e y!
It’s a great piece of land! And I would love to go to Racetrack Playa…next time 😉
Once again: Thank you Randy! Great help your tipps!
Sehr schöne Fotos – ich will da auch wieder hin und zwar nicht im Sommer wie beim letzen mal.
Ein wunderbarer Bericht Mehrdad !
Flüssig und unterhaltsam geschrieben.
Und die tollen Aufnahmen runden das Ganze perfekt ab. Da werden Erinnerungen wach.
Servus, Cristina