Vor 4 Jahren…
…hatte ich es schon mal in Händen und konnte mich eine Weile mit dem Otus 1.4/28 von ZEISS beschäftigen. Damals hatte ich es an einer Nikon Df verwendet. Super Kombination, ich finde ja, dass der Sensor der Df mit diesen Objektiven eine gewisse Magie aufbringen kann.
Ein Manko hatte die Sache allerdings: Durch den Sucher der Df, der schön groß und hell ist, ließ sich das Otus 1.4/28 aber nicht immer verlässlich scharf stellen. Der Schärfeabfall bei 28mm f1.4 ist zwar da, aber einfach nicht so deutlich wie mit einem 55mm Otus beispielsweise. Dementsprechend musste ich manche Fotos mit dem Liveview machen oder aber Abblenden (soll ja möglich sein, habe ich gehört).
Nachdem ich nun rund ein Jahr lang eine Nikon Z7 mit einem wirklich hervorragenden Sucher – elektronischer Natur – nutze, wollte ich gern dem Otus 1.4/28 neue Aufmerksamkeit schenken. Schließlich sollten Fokussierprobleme der Vergangenheit angehören dank der spiegellosen Technologie. Da ich den originalen Nikon FTZ Adpater nutzen kann, war es also klar: ZEISS anfragen und es hat geklappt. Vielen Dank dafür!
16 Glaselemente und etwas Feenstaub…
…hat ZEISS beim Otus 1.4/28 verbaut. Das Frontelement hat einen beeindruckenden Durchmesser von 95mm. Dass bei so viel Glas und Metallgehäuse natürlich ein ordentlicher Brocken zusammenkommt, ist klar. Die Distagonbauweise (Retrofocusdesign) verspricht eine tolle optische Leistung insbesondere im Bereich unter 3m. Sollten wir hier einen Geheimtipp für Weitwinkelportraits haben?
Das Otus 1.4/28 hatte damals aber schon ein Problemchen. Es ist ein wenig… rund um die Hüften. Das muss in anderen Fällen nicht schlecht sein, aber ein Objektiv dieser Größen- und Gewichtsordnung mitzuschleppen macht sich bald bemerkbar. Ich erinnere mich an eine Runde durch Berlin vor Jahren… Die Schulter schmerzte noch ne Woche nach. Das Problem aus Größe und Gewicht hat sich freilich nicht geändert. Damals war ich kaum gewillt das in Kauf zu nehmen, denn schließlich kamen nicht bei jeder Runde wirklich brauchbare Bilder bei raus.
Der Fokusweg beim Otus 1.4/28 beträgt 120°. Das ist für ein Weitwinkel ganz ordentlich – man kann und muss wirklich genau scharfstellen. Der Fokusring läuft dabei wunderbar weich und präzise. Die gummierte Fläche ist schön breit, so dass man sie auch mit Handschuhen gut finden kann. Das Gehäuse kann man dabei gut mit der linken Hand stützen ohne den Fokus zu verstellen. Das ist ein riesiger Vorteil der Otusreihe gegenüber den Milvus Objektiven des gleichen Herstellers!
Natürlich muss man weiterhin mit dem manuellen – mechanischen!! – Fokus leben. Durch die tollen elektronischen Sucher dieser Zeit ist das allerdings kein Problem mehr. Wer mal eines ausprobieren möchte, sollte sich die Nikonversion zulegen. Grund ist der Blendenring, der es erlaubt, auch mit simplen Adaptern andere Systemkameras in Verbindung mit dem Otus 1.4/28 zu nutzen.
Ein Otus 1.4/28 als Immerdrauf?
Wäre mit einer Nikon D750 womöglich günstiger als eine Leica Q2…
Auch jetzt wäre das Otus 1.4/28 kein Objektiv, das man wirklich „immerdrauf“ oder „immerdabei“ hat, denke ich. Allerdings lohnt sich das Mitnehmen jetzt mehr denn je. Die Ausbeute an Bildern ist zumindest bei mir höher als damals noch. Dank Lockdown und mittlerweile Flockdown (ja, wir haben Schnee! Zuviel davon!!) waren ohnehin keine großen Sprünge möglich. Die Schultern danken es, die Bildauswahl freilich nicht.
Ich hatte dieses Mal mehr Spaß am Otus 1.4/28 von ZEISS. Die Bildwirkung ist ganz wunderbar. Ich mag besonders die leichte Diffusion, die bei Lichtern im Bokeh passiert (also nicht den Bokehbällchen, sondern flächigen Lichtern). Es hat dadurch einen ganz eigenen Look, den ich hauptsächlich bei ZEISS Objektiven zu finden meine. Die Otus Reihe hatte schon immer einen eigenen Pinselstrich und da bildet das Otus 1.4/28 keine Ausnahme. Rund 1,5 Jahre lang hatte ich ein Otus 1.4/55 besessen. Herrlich! Leider auch viel zu schwer fürs Immerdrauf, aber es hat sich jedesmal gelohnt, es mitzunehmen. Ähnlich empfinde ich es nun beim Otus 1.4/28. Es lohnt sich. Die optischen Qualitäten sind einfach da und die Freude an den Fotos sowieso.
Leave a reply
Hallo Elmar,
danke für deinen Bericht!
Von der optischen Leistung her würden mir die OTUS und MILVUS-Objektive schon sehr gefallen. Offen gesagt sind sie mir aber für den Alltag und unterwegs viel zu klobig. Ein 50er, das einen glatten Kilo wiegt, oder ein 28er mit knapp 1,4kg sind schon Werkzeuge, für die man wissen sollte wofür man sie braucht.
Diese Riesen-Objektive waren meiner Meinung nach auch ein Hype nach Perfektion, der jetzt schon wieder zu Ende geht. Es gab ja mal auch eine Zeit wo Pancake-Objektive total „in“ waren. Andere Herstellen bieten mittlerweile auch wieder kompaktere Neuererscheinungen mit kleineren Blenden an. Die klassische Zeiss-Linie mit den f2 Objektiven, optisch upgedatet und für Spiegellose gebaut, würden mich z.B. sehr reizen. Also sowas wie ein OTUS 28/2 VM/E/Z/RF etc. Aber davon hört man gerade nicht viel? Finde leider nicht viele 28er, die mich gerade reizen würden. Das 28/2 ZE/ZF.2 hat schon einen Look, aber auch viele Schwächen für heutige Ansprüche.
Freu mich auf deinen nächsten Post,
Flo
Hi Flo!
Groß und schwer sind sie – allerdings in Relation zu DSRL Kameras „geht“ es wieder. Zumindest bei den Milvus-Varianten. Das Milvus 50mm f1.4 finde ich absolut tragbar, bin allerdings im Look total dem 50mm f2 Z.F (also erste Version, quasi Classic) verfallen. Das ist auch in Sachen Größe ganz verträglich. Insgesamt ist die F2-Reihe der Classic Objektive schon so ziemlich optimal. Wer mit ner Sony hantiert, hat das große Glück, auf die Loxia zurückgreifen zu können. Da steht zwar f2.4 dran, aber der Bildlook ist einfach genial und tragbar sind sie auch. 🙂