ZEISS ist auf unserem Blog schon lange ein gern gesehener Gast in Beiträgen. Sei es nun, dass wir die wirklich hervorragenden Produkte der Fotobranche reviewen dürfen, oder wir einfach schöne Bilder, die mit diesen Produkten entstanden sind, zeigen können. ZEISS macht uns eigentlich immer Spaß!
Es passte insofern also ganz hervorragend, als mein Freund Maher mich neulich fragte, ob ich denn nicht Lust hätte, das Making of eines #ZEISSCinematography Drehs zu dokumentieren. Nicht nur, dass ich diese Art der Fotografie ohnehin sehr mag, wollte ich auch schon immer einmal bei einem professionellen Dreh dabei sein. Als ich dann den Kunden hörte, rief ich, glaube ich etwas zu hysterisch, schon nach den ersten Buchstaben ZEI…: „Ich bin dabei!“
Der Grund des Drehs war ein recht einfacher. ZEISS Cinemalenses wollte in einer gleichbleibenden Situation die verschiedenen Brennweiten Ihrer Supreme Prime und Supreme Prime Radiance Objektive einsetzen, um dem Interessenten so zu zeigen, welcher Effekt mit welchem Objektiv zu erzielen ist. Es kamen dabei Brennweiten von 15mm bis 150mm zum Einsatz.
Die Supreme Prime Radiance Objektive sind dabei insofern besonders oder anders als die Supreme Primes, als dass mit diesen der DOP (Director of Photography) sehr kontrollierte Flares in das Bildmaterial einbauen kann ohne dabei an Kontrast im Bild zu verlieren.
Aus bestimmten Gründen kann ich jetzt hier nicht den Tisch zeigen, auf dem etliche Brennweiten der zwei verschiedenen Baureihen vor einem lagen. Diese Objektive sind riesig (aus Fotografensicht) und sehen sehr imposant aus. Wenn dann auch noch 10 bis 20 Stück vor einem liegen, dann glänzen dem Objektivliebhaber schon kräftig die Augen.
Neben der Materialschlacht an der Kamera begeisterte mich aber auch das ganze Drumherum, vor allem beim Lichtaufbau. Wo der Fotograf stolz auf seine 2m Octabox ist, imitieren die Filmer mal eben die Sonne mit riesigen Aufbauten in einer Halle und außen vor den Fenstern, um das Tageslicht zu imitieren bzw. um eben zum Beispiel die Vorteile der Radiance Objektive herauszukitzeln.
Für jeden Arbeitsschritt gibt es einen eigenen Verantwortlichen. Bei dem verhältnismäßig kleinem ZEISS Dreh waren „nur“ der DOP, 1st und 2nd AC, DIT, Gaffer, Gripper, Makeup Artist und natürlich der Kunde selber anwesend. Ich war schon froh, das mit dem DOP (Director of Photography) verstanden zu haben, aber der ist ja nur ein Teil eines großen Teams, das so ein Projekt plant und begleitet. Team ist hier auch ein Stichwort. Anders, oder sagen wir extremer, als in der Fotografie ist so ein Projekt vor allem eine Teamarbeit. Natürlich gibt es auch hier einen oder mehrere wichtige Positionen, aber der Regisseur braucht einen guten DOP (Director of Photography), der sich wiederum auf seinen 1st Assistant Cameraman (aka Focus Puller welcher die Schärfe zieht) und 2nd Assistant Camaraman (Clapper/ Loader) verlässt. Der Gaffer wiederum ist der Chef der ganzen elektrischen Dinge, manchmal wird dieser auch Chief Lightning Technician genannt. Der Gripper ist so ein bissl das Mädchen für alles. Er ist für den ganzen Aufbau des Sets verantwortlich. Bei großen Sets sind hier auch wieder mehrere Gripper mit unterschiedlichen Aufgaben versehen. In unserem Fall war ein Gripper eben alles in einem( Dolly Grip, Key Grip und Best Boy Grip).
Hier kann man sich die Beschreibungen aller Kernpostionen auch bei größeren Sets ansehen.
Dieser Dreh war wie gesagt eher ein kleiner Dreh mit kleiner Crew. Der Aufwand ist hier wirklich enorm und ich muss zugeben, es hat mich schon ziemlich beeindruckt. Dagegen fühlte sich mein Studioshoot vor einigen Tagen wie eine Mini-mini-mini-Produktion an.
Das Setup in dem Titelbild blieb mir besonders im Gedächtnis und hat mich sehr beeindruckt. Man sieht DOP Maher auf dem Kameraschlittten. Er wird von rechts nach links auf den Schienen vom Gripper (man sieht nur seinen Arm) hereingefahren. Das Modell läuft währenddessen an der Autoreihe rechts von hinten auf die Schienen zu. Rechts vorne im Bild steht der Puller Lars und hat vor sich (nicht auf dem Bild) einen Monitor, um die Schärfe zu sehen. Bei den kurzen Brennweiten ist durch die verhältnismäßig unkritische Tiefenschärfe bei allen Objektiven wurde natürlich mit Offenblende gearbeitet) die Bewegung des Modells auf die Schienen zu, welche schräg nach hinten führt, noch recht gut kontrollierbar.
Bei den längeren Brennweiten dann aber wurde der Puller echt gefordert. Besonders herausfordernd war der Punkt, an dem Maher (DOP) mit seinem Schlitten am Model links vorbei fuhr und sich so also wieder von ihr leicht entfernte in der Schärfebene. Klingt kompliziert, oder? Glaubt mir, Lars ist schon lange im Geschäft und ein erfahrener Puller (1st AC), er hatte echt ordentlich zu tun. Von den ganzen lustigen, leicht ironischen Sprüchen der anderen am Dreh mal abgesehen. Wir haben keinen Ton aufgezeichnet, aber in dieser Situation kam dann auch mal ein deutliches: „Ruhe am Set!“ Das ist echt Konzentrationsarbeit.
Mich beeindruckte besonders diese Situation sehr. Dieses Zusammenspiel von DOP, Gripper und Puller ist schon echte Teamarbeit. Dieses Dreigespann muss in dieser Situation einfach Hand in Hand zusammenarbeiten, um einen Job zur Zufriedenheit des Kunden zu Ende zu bringen.
Alles in allem war das ein sehr interessanter und spannender Tag mit ein paar wirklich coolen und sympathischen Leuten! Die Arbeitet endet hier natürlich nicht. Wie auch bei uns Fotografen kommt dann die Post, aber um die soll es ein anderes Mal gehen. Wegen der aktuellen Situation (Covid19) ist es mir leider nicht möglich gewesen, beim Color Grading und der ganzen Post mit dabei zu sein. Aber das werde ich hoffentlich bald nachholen können.
Ich warte auch schon gespannt auf die Ergebnisse. Sobald diese veröffentlicht sind, werde ich sie an Euch weiterreichen. Hier und hier könnt Ihr die Ergebnisse sehen. Ich will Euch gerne ein paar der Bilder meines Parts auf dem Dreh zeigen. Meine kleinen Making of-Reihe also hier.
Die folgenden Bilder sind mit der Fujfilm X-T4 (Vorserie mit finaler Software), Leica M und Leica SL entstanden.
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Ganz großes Kino, im wahrsten Sinne des Wortes. Toll zu sehen und zu lesen was für ein Aufwand für so ein Image Film getrieben wird und das Ergebnis, also die Fotos sind einfach super.