Es gibt so viele schöne und interessante Orte, die ich schon immer gerne sehen wollte und die auf meiner „To See“-Liste stehen. Einer dieser Orte sind die Pyramiden in Ägypten. Hier schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen natürlich der Fotograf in mir, vor allem aber der Bauingenieur in mir ist hier einfach begeistert von den Architekten und Bauingenieuren der damaligen Zeit. Man muss sich das mal vorstellen. In der Nähe von Kairo in Gizeh stehen drei große und 6 kleinere Pyramiden. Die Cheops Pyramide ist dabei die größte und älteste und diente dem Pharao Cheops als Grabstätte. Er regierte in der 4. Dynastie, und seine Pyramide ist heute die größte Pyramide auf der Welt. Ursprünglich war sie wohl 146m hoch, und nachdem sie als Steinbruch genutzt wurde, ist sie heute „nur noch“ ca. 139m hoch. Das war irgendwann im Jahr 2600 vor Christus. Also vor etwas mehr als 4500 Jahren haben Architekten und Bauingenieure dieses Bauwerk geplant und unzählige Menschen haben die tonnenschweren Kalksandsteine eben bis auf die 148m hoch geschleppt. Es erübrigt sich zu erwähnen, dass es keine Baukräne, Laster, moderne Hubgeräte oder ähnliches gab. Insbesondere mit Rampen und Seilen wurden die Tonnen an Lasten und Steinen bewegt. Völlig zurecht ist die Cheops Pyramide eines der 7 Weltwunder der Antike. Sie ist exakt nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet und die unterschiedlichen Kantenlängen der 4 Seiten sind fast perfekt und exakt lang. Die Unterschiede betragen jeweils weniger als 1 Promille!
Das erste, was ein neuer Pharao plante, war der Bau seiner Pyramide. Bis zu 20 Jahre haben diese Bauwerke an Arbeitszeit benötigt. Starb er vor der Fertigstellung, lag es an seinen Nachfolger, zuerst den Bau fertigzustellen, bevor er mit dem Bau seiner eigenen Pyramide beginnen konnte. Unserem Tour Guide war es enorm wichtig, dass wir akzeptieren, dass diese Bauten nicht von Sklaven erledigt wurden. Seinen Ausführungen zufolge war es eine Ehre, seinem Pharao zu dienen. Ich bin ehrlich, ich bezweifele das mit meinem absoluten Laienwissen doch sehr stark, aber ich wollte das dann doch nicht mit ihm ausdiskutieren.
Bis auf ein paar wenige Meter auf vorgegebenem Pfad darf man die Pyramide nicht hinaufklettern. Wirklich interessant ist, dass die alten Ägypter wohl keinen Mörtel oder dergleichen verwendet haben. Ferner ist die Cheops-Pyramide, wie die anderen auch, nicht stufig gewesen, sondern wohl glatt. Sprich, es gab noch eine Verkleidung der Pyramide, die jedoch im Mittelalter fast vollständig abgetragen wurde. Und so steht sie heute im Prinzip nackt da. Man würde vermuten, dass es die Erosion war, die an diesen antiken Bauwerken genagt hat, aber wäre der Raubbau einiger Generationen danach nicht gewesen, dann würden sie vermutlich immer noch wie ursprünglich geplant da stehen.
Das Innere haben wir nicht betreten, da die Gänge wohl sehr eng und eher nicht für 1,86m große Menschen gemacht sind. Am Ende steht man wohl in einem leeren Raum, muss dafür aber wohl etwas Enge, Gekrabbel und solche tollen Dinge auf sich nehmen. Wir haben dankend abgelehnt. Ich bin nicht abergläubisch oder so. Aber die Pyramiden waren nicht zum Betreten konzipiert. Die Toten wolen ihre Ruhe. Auch nach 4500 Jahren haben sie in meinen Augen das Recht dazu.
Für die Grabkammern wurde wohl teilweise Granit verwendet. Die damalige Bauingenieurs- und Architekturkunst ist wirklich beeindruckend. Eine Pyramide und die Kammern so zu gestalten, dass sie mehr als 4000 Jahre überdauert… einfach unglaublich! Es zeigt so schön, wie weit der Mensch zu dieser Zeit schon war und was der Mensch imstande ist, an Leistung abzurufen.
Heute ist man ja teilweise schon überfordert, wenn eine Fliese im Bad locker ist oder sonstige Hausarbeiten erledigt werden müssen. Ich stand vor diesen Pyramiden und verspürte wirklich den höchsten Respekt für die Planer und die ausführenden Menschen dieser Pyramide. Das ist tatsächlich ein Weltwunder!
Irgendwann wollte ein Teil von uns auch Kamelreiten. Ich weiß gar nicht, warum ich auf so ein Teil gestiegen bin, denn ich wollte das gar nicht. Ich glaube, ich habe mich selten so unwohl gefühlt wie auf dem Rücken dieses Kamels. Das war so wackelig da oben, dass ich schnell merkte, dass mir dieser Kontrollverlust so gar nicht gefiel. Ich suchte mir eine schnelle Ausrede und auch hier war mir die Fotografie ein guter Freund. Natürlich wollten die Kollegen alle Fotos von sich, aber auf diesem wackligen Rücken war für mich natürlich nicht daran zu denken, Fotos zu machen. Schließlich brauchte ich beide Hände, um mich am Sattel festzukrallen. Ich glaube, ich sah echt jämmerlich aus, ich fühlte mich zumindest so. Das Ende vom Lied war, dass ich ganz gechillt in einer kleinen Kutsche zum Aussichtspunkt gebracht wurde. Geht doch!
Ich habe ja schon immer eine gewisse Affinität zur Wüste. Ich weiß gar nicht, warum. Schon als Kind wollte ich die Wüste sehen. Eigentlich ja total unspektakulär, aber vielleicht ist es genau das, was mich so fasziniert. Jedenfalls war das Bild mit den Pyramiden, der Wüste und der Stadt Kairo im Hintergrund schon wirklich beeindruckend. Wir hatten Glück, dass so gut wie kein Wind und dadurch sehr schön klare Sicht war.
Für mich war dieser halbe Tag wirklich etwas sehr Besonders. Ich bin ja der Meinung, dass die Pyramiden tatsächlich etwas sind, was man unbedingt gesehen haben sollte. Das nächste Mal in Kairo werde ich versuchen, mehr vom Stadtleben selber einzufangen. Aber bei meinem ersten Besuch waren die Pyramiden wirklich Pflicht für mich.
Alle Bilder, bis auf das Gruppenbild, sind mit der Leica M10 und einem Voigtländer Ultron 35mm f1.7 VM entstanden. Ich werde zu dem Objektiv demnächst auch noch einen Beitrag veröffentlichen. Aber hier heute mal nur so viel: Es hat Spaß gemacht, damit zu fotografieren.
Ein kleines Video ist auch dabei entstanden:
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