Schaut man quer über den Markt, scheint es, als würden längst genug Normalobjektive für Kleinbildformat existieren. Schaut man genauer hin, was die neuesten Entwicklungen alles mit sich bringen, wird der Eindruck korrigiert. Soll heißen, ein neues 50er spielt mit und das ist gut so. Bei Qimago testen wir Ausrüstung, auf die wir Lust haben. Wenn etwas angekündigt wird, laufen bei uns manchmal direkt die Tastaturen heiß, wenn wir Anfragen stellen. An dieser Stelle möchte ich der uig bzw ringfoto danken, dass sie mir ein 50mm Apo-Lanthar von Voigtländer für den Test zur Verfügung gestellt haben.
Das Voigtländer APO-LANTHAR 50 mm F2.0 E
Ein 50er Apo von Voigtländer… Darauf habe ich gehofft. Spätestens mit dem Erscheinen des 65mm f2 Apo aus gleichem Hause hatte ich die Daumen gedrückt, dass es auch ein passendes 50mm dazu geben würde. Ich halte nach wie vor das 65mm f2 für das schärfste und leistungsstärkste Objektiv, das nativ für den E-Mount gebaut wird. Das 50er Apo-Lanthar ist aber auch nicht ohne.
Technik
Ein paar technische Neuheiten hat man dem 50mm Apo-Lanthar spendiert. Der eingestellte Abstand wird elektronisch an die Kamera übermittelt – das hilft zwar nicht direkt beim Fokussieren (was weiterhin klassisch manuell passiert), aber führt bei Kameras mit Bildstabilisator zu besseren Ergebnissen. Ein Grund ist, dass der Stabi seine Funktion je nach Motivabstand regelt. Da ist eine übertragene Entfernungsmessung sehr hilfreich. Bei Sony-eigenen Objektiven ist das so – bei diesem Voigtländer Schätzchen nun eben auch.
Man hat hier 10 Linsen in 8 Gruppen verbaut – das kann man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Eine reichlich aufwändige Konstruktion, die auch floating elements mit einbezieht (welche man übrigens nicht klackern hört oder fühlt). Es ist eine apochromatische Konstruktion, was bedeutet, dass Licht unterschiedlicher Farben und damit unterschiedlicher Wellenlängen gleichzeitig auf dem Sensor landet. Was das bringt? Keine chromatischen Aberrationen mehr – die gefürchteten violetten und grünen Farbsäume, die manche auch noch so guten Objektive liefern, fallen bei Apo-Objektiven weg. Das wiederum führt zu klaren Kanten in der Abbildung und damit zu einem hohen Schärfe- und Kontrasteindruck.
Haptik und Handling
Im Gegensatz zu seinem nächstgrößeren Bruder, dem 65er ist das 50er Apo-Lanthar schon regelrecht zierlich. Die Gegenlichtblende wird vorn eingeschraubt und vergrößert das Objektiv nur unwesentlich. Der Blendenring liegt Voigtländer-typisch vorn am Gehäuse und ist somit schnell zu finden. Die Blendenwerte rasten sauber ein – wenn man denn will. Man kann auch die Blende auf laut- und stufenlos einstellen. Für Videofilmer seeeeehr interessant. Eine Eigenschaft, die wir auch von den ZEISS Loxia kennen und sehr schätzen.
Das Gewicht fällt mit rund 360gr nicht sehr hoch aus und lässt sich noch gut an der Kamera balancieren. Den Fokusring findet man blind sehr schnell. Das manuelle Fokussieren macht hier wirklich Spaß durch das direkte Feedback. Die Fokusskala stimmt auch – war nicht anders erwartet.
Leistung
Es ist verdammt scharf. Gleich ab Offenblende hat man einen großartigen Schärfeeindruck auf den Punkt. Die Fokusebene scheint mir wirklich ziemlich plan zu bleiben durch alle Motivabstände und Blenden durch.
Eine kleine Vignettierung bei Offenblende ist feststellbar und meines Erachtens nach auch wirklich angenehm. Ich füge ohnehin oft eine Vignettierung hinzu, sodass mir das wirklich entgegen kommt.
Der Mikrokontrast ist minimal weniger ausgeprägt als beim 65er Apo-Lanthar. Dennoch ist das Fokuspeaking beim 50er Apo-Lanthar verlässlich und es stellt sich auch ein leichter 3d-Pop ein. Der erhält sich auch noch bei f2.8 – dank der 12 Blendenlamellen ergeben sich auch da immer noch runde Bokehscheibchen. Der Offenblendcharakter bleibt quasi bis f2.8 erhalten, wenn man das so sagen kann.
Wer jetzt die Nase rümpft und lieber ein f1.4 Objektiv hätte… Ja, gibt es auch für Sony, bitte weitergehen. Wer jetzt allerdings ein Objektiv sucht, das kein one-trick-pony ist, sondern in allen möglichen Situationen abliefert: Herzlich Willkommen beim 50mm f2 Apo-Lanthar von Voigtländer!
Persönlicher Eindruck
Ich persönlich mag Apo-Objektive sehr. Mir haben es speziell drei Objektive aus drei Häusern angetan: das 85er Otus von ZEISS, das 65er Makro Apo-Lanthar von Voigtländer und das 50mm Apo-Summicron-SL von Leica. Jetzt halte ich hier eine Vorserie des 50er Apo-Lanthar in Händen und überlege gerade, diese Liste zu erweitern. Hauptsächlich deshalb, weil das 50er Apo-Lanthar einfach kleiner ist als die Mitbewerber und ich es daher für den Alltag eher nutzen würde. Wenn man Sony nutzt und gern manuell fokussiert wird ja nun die Auswahl immer größer. Für denjenigen, der gern mit einem Normalobjektiv an Sony arbeiten möchte ist das Voigtländer 50mm Apo-Lanthar E eine echte Kaufempfehlung. „Es macht gute Bilder.“ Sozusagen.
Zu gern würde ich es mal an meinen anderen Kameras ausprobieren… Leider gibt es das Objektiv derzeit nur für den E-Mount. Mein Wunsch wäre nun also der M-Mount im speziellen für das 50er Apo-Lanthar. Bis dahin hat man wieder einen Grund mehr, eine Sony im Haus zu haben. Soll ja nicht das Schlechteste sein.
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