Voigtländer hat ja eine ganze Reihe von Objektiven für E-Mount, M-Mount und F-Mount draußen. Insbesondere an lichtstarken 35mm Objektiven gibt es einige Varianten, von denen wir mehrere auf Qimago schon betrachtet haben. Ich habe mir dieses Mal ganz speziell das 35mm f1.4 S.C. ausgesucht. Es gibt dieses Objektiv noch als M.C. Variante… Und Varianz ist gut.
Voigtländer hat allein für den (V)M-Mount (Stand Anfang April 2020):
35 mm/1:1,2 Nokton III
35 mm/1:1,4 Nokton II S.C.
35 mm/1:1,4 Nokton II M.C.
35 mm/1:2,5 Color Skopar Pancake II
Der Unterschied zwischen den beiden Objektiven ist die Vergütung und das macht einiges aus. Die S.C. Variante, die ich zum Test zur Verfügung gestellt bekam, ist „single coated“. Dem gegenüber steht also eine M.C., „multi coated“, Variante. Es entstehen unterschiedliche Aufnahmen.
Das S.C. liefert einen klassischen Look, wie Objektive aus den 1960ern. Bei Offenblende ein minimaler Glow, etwas wärmere Farben bei gleichem festen Weißabgleich, etwas weniger Kontrast, etwas anderes blumigeres Bokeh. Wer also ein frisches Objektiv ohne Fehl und Tadel mit ordentlicher Schärfe, aber auch „altem“ Look sucht, greift zur S.C. Variante.
Das M.C. liefert einen etwas moderneren Look. Wenig bis gar kein Glow, stärkerer Mikrokontrast, klare Farben. In Sachen Schärfe nehmen sich beide Varianten nichts. Aber wer weniger chromatische Aberrationen und damit ein klareres Bild haben möchte, quasi cleanere Bilder, nimmt eher das M.C. Objektiv.
Das 35 mm/1:1,4 Nokton II S.C. im Test
Moderne Objektive testen geht immer, ich wollte aber speziell mir das S.C. anschauen um den klassischen Look an der Leica Monochrom auszuprobieren. Da ist natürlich mit den Farben erstmal Essig. ? Insofern habe ich es per Adapter an verschiedene Farbkameras gesetzt. Egal an welcher Kamera, geschwächelt hat es nirgends. Gut ist auch das Handling. Kleiner dürfte das Objektiv nicht sein. Wieder einmal ist es ein toller Compagnon für solch kleine Kameras wie die Fuji T Serie oder auch die Nikon Z50. Klein, leicht, lichtstark, scharf… „What’s not to like?!“ Am Kleinbildformat macht es auch eine gute Figur. Ich bin niemand, der an Bildrändern auf 150% rein zoomt um da mögliche Fehler zu finden. Mich interessiert der Gesamtlook, den ein Objektiv an meiner Kamera erzeugt. Und ich gebe es zu: für meine persönliche Fotografie opfere ich gern die technische Schärfe für die Harmonie im Look. Geht es dann um einen Auftrag, bei dem jemand etwas von vorn bis hinten scharf und sauber abgebildet haben möchte, greife ich auf entsprechendes Werkzeug zurück.
Letztlich sind meine Ergebnisse mit dem 35mm f1.4 S.C. genau das, was ich eingangs als Unterschied zwischen den Objektiven beschrieben habe – insbesondere das kleine bisschen Glow macht den Look spannend. Dazu kommt immer noch, und das ist mir sehr wichtig, wie Lichter bzw. helle Stellen im unscharfen Bereich dargestellt werden. Beim 35 mm/1:1,4 Nokton II S.C. ist da soweit alles recht harmonisch, keine störenden harten Übergänge in der Unschärfe. Hier wäre der direkte Vergleich mit dem M.C. allerdings spannend.
Im Gegenlicht gab es auch ein paar Flares; da wäre jetzt interessant, wie das M.C. auf Gegenlicht reagiert. Beschichtung macht ja unheimlich viel aus, was Flareresistenz angeht.
Ich habe das 35 mm/1:1,4 Nokton II S.C. ohne Gegenlichtblende eingesetzt. Der Grund dafür ist der Wunsch, wirklich Lichtschein darauf zu haben um zu sehen, was das so ausmacht. Ich hatte in dieser Hinsicht mal sehr interessante Erfahrungen mit einem 50mm f1.5 Industar Objektiv gemacht, das ein uralter russischer Klon eines Zeiss Sonnars ist. Glow usw, aber auch erst ab f2.8 „scharf“.
Beim 35 mm/1:1,4 Nokton II S.C. von Voigtländer ist die Schärfe direkt ab Offenblende gegeben. Allerdings finde ich die Balance aus Schärfe und „Charakter“ bei f2 am besten. Da hat man im Grunde das beste aus allen Welten. Scharf, blumig, minimaler Glow, kleine Vignettierung, Bokeh etc – sehr zufriedenstellend! Kurz zuvor hatte ich erst das 35mm f2 Ultron VM von Voigtländer im Haus und das kleine Wunder hatte mich ja sehr begeistert. Im Vergleich würde ich beide Objektive als sehr gut brauchbar beschreiben – ich würde sie vermutlich beide als f2 Objektive mit unterschiedlichem Look einsetzen.
Fazit
Da die eingangs angesprochene Fülle an Objektiven ja eher zur Qual der Wahl führt, stelle ich mir die Frage, welche der vielen getesteten 35mm Möglichkeiten von Voigtländer mir persönlich am meisten zugesagt hatte. Die Antwort ist klar: das 40 mm/1:1,2 Nokton. Moment. Das ist kein 35er.
Aus dem Pool der 35er mit M-Mount war mir bislang das 35 mm/1:2,0 Ultron am liebsten. Das f1.2 Nokton steht allerdings noch aus. Vielleicht toppt das ja alle anderen. Das hier betrachtete 35 mm/1:1,4 Nokton II S.C. gefällt mir richtig gut. Es ist eines der Objektive, die man sich anschafft um einen speziellen Look in seine Bilder zu bringen. Ich kann mir gut vorstellen bspw eine Leica CL (digital) mit diesem Objektiv zu bestücken und dann hat man die eine Kamera/Objektiv-Kombination für alles und fertig. (Zumindest wäre es bei mir so.)
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