Das letzte Mal war ich in Venedig im Alter von sechs oder sieben Jahren. Ich weiß es nicht mehr so genau, jedenfalls verbinde ich mit Venedig leuchtende JoJo’s, Tauben und unsere Nachbarjungs Christoph und Gregor. Die JoJo’s habe ich neulich vergeblich gesucht. Sie sind wohl den Selfiestick-Verkäufern gewichen. Aber meine Tochter hat auch so genug gefunden, um mir das Geld vor Ort aus den Taschen zu ziehen. Christoph und Gregor habe ich auch nicht getroffen. Wäre sicher lustig gewesen. 😉
Eigentlich war ja Schweden geplant, aber es wurde dann spontan doch Venedig – bitte nicht nach dem ‚Warum?‘ fragen.
Von Berlin über Frankfurt ging es nach Vendig. Schon als Kind fand ich die Stadt cool. Damals aus anderen Gründen als heutzutage, aber kalt gelassen hat sie mich nie. Ich meine, eine Stadt, in der das Hauptverkehrsmittel das Boot ist, ist schon etwas Besonderes. Ich kenne keine andere Stadt auf der Welt, wo das so ist. Aus Sicht eines Bauingenieurs beeindruckt mich die Stadt natürlich gleich doppelt. Die Häuser sind krumm und schief, das ist schon mit dem bloßen Auge sichtbar. Ich glaube, in Venedig müssen auch die besten „Weißen Wannen“ sein, die man bauen kann. Wobei wohl gerade die Wohnungen im Erdgeschoß stark mit Feuchtigkeit zu kämpfen haben. Wundern tut es mich jedenfalls nicht.
Ich weiß nicht, ob man als Kind entspannter mit den Menschenmassen umgeht oder ob man als Erwachsener einfach zunehmend eine regelrechte Antipathie zu Menschenmassen entwickelt. Es ist vermutlich eine Kombination aus beidem. Jedenfalls haben die Touristenmassen schon einmal die Preise in Vendig gehörig kaputt gemacht. Wir haben uns eine kleine süße Villa ausserhalb Venedigs gesucht und es in Kauf genommen, für die Anreise nach Venedig lieber 30 Minuten Busfahrt einzukalkulieren.
Wir waren in der Villa Moro Lin untergebracht, welche sich in Mestre befindet, einem Vorort von Venedig. Die Villa ist sehr geschmackvoll eingerichtet, und abends auf der Terrasse bei einem Glas Wein oder einem Bier zu entspannen, ist schon sehr schön. Vor allem, wenn man tagsüber im touristenüberfüllten Venedig war. Allerdings empfehle ich Mückenschutz – die blöden Viecher haben uns an ein paar Abenden ganz schön genervt.
Der erste Tag war natürlich für Venedig reserviert. Wir wollten uns treiben lassen und eigentlich von der Piazzale Roma aus am Canale Grande entlang zum Markusplatz laufen – mit einem 6 jährigen Mädchen im Schlepptau und dem Wunsch, viel zu fotografieren. Finde den Fehler! Naja, am Ende sind wir mit Ach und Krach bis zur Rialto-Brücke gekommen und mussten uns die Ruhe und Muse unterwegs mit einigen Versprechen „erkaufen“.
Am Tag zwei waren wir klüger und mussten einsehen, dass es sinnvoller ist, die Strecken weitestgehend mit dem Wasserbus zurückzulegen. Hier empfielt es sich, ein Tages- oder gar Mehrtagesticket zu erwerben. Bei einem Preis von 7,50 pro einfacher Fahrt rentieren sich die 20 Euro pro Person pro Tag sehr schnell. Nimmt man ein 3- oder 7-Tagesticket, wird es deutlich günstiger. Schwarzfahren ist im Grunde recht einfach möglich. Aber mal ehrlich, will man das im Urlaub? Erwischt werden beim Schwarzfahren?
Uns war klar, dass der Markusplatz zu normalen Tageszeiten gnadenlos überfüllt sein wird, daher nahmen wir uns vor, da nur kurz vorbeizuschauen, um uns dann auf unseren Weg nach Burano zu machen. Burano ist eine der größeren und am dichtesten besiedelten Inseln in der Lagune von Venedig und vor allem bekannt für seine bunten Häuschen. Das angehme ist, dass es ein wenig an Zeit für die Fahrt dorthin benötigt, weshalb wohl vor allem die Mehrheit der Touristen, die nur einen oder zwei Tage für Venedig einplanen, die Fahrt scheut. Als Resultat daraus ist es dort deutlich ruhiger. Meiner Frau und mir hat es dort mit am besten gefallen, was nicht zuletzt am Vino und Birra gelegen haben dürfte. Die Ruhe vor den Menschenmassen und die vielen schönen Farben lassen einen schön entspannen.
Auf der Rückfahrt von Burano über den Markusplatz wurde mir klar, dass wenn ich dort Fotos machen wollte, ich morgens früh aufstehen müssen würde, bevor die Touristenströme kämen, um die notwendige Ruhe für Fotos zu haben. Also stellte ich mir an einem der darauffolgenden Tage den Wecker auf 4.30 Uhr, und hoffte, mit dem ersten Bus pünktlich genug zum Sonnenaufgang am Markusplatz zu sein. Das klappte leider nicht ganz, aber immerhin musste ich mir den Platz um 6 Uhr morgens mit rund 10-20 Menschen teilen und nicht um das 10- oder 100-fache an Massen zu einer späteren Uhrzeit.
Venedig ist wirklich eine richtig schöne und interessante Stadt. Wenn man es schafft, den Touristenmassen aus dem Weg zu gehen, ist auch Entspannung angesagt. Mit kleinen Kindern ist das in dieser Stadt so eine Sache. Ich finde, man benötigt gerade hier viel Zeit und Ruhe, um die Stadt zu erkunden, da quasi an jeder Ecke Fotomotive lungern. Unsere Tochter hat das für ihr Alter schon wirklich sehr gut gemacht, aber am Ende haben wir ihr zuliebe auch das ein oder andere Abbiegen und Schlendern in den kleinen romatischen Gassen Venedigs stark abgekürzt und uns dann lieber wieder schnell an unseren Pool begeben. Was ja auch sehr lustig und entspannend sein kann, wenn man nicht immer derjenige ist, der untergetunkt wird. 😉
Am Ende noch ein paar wenige Worte zu meiner genutzten Kamera bzw. den Objektiven.
Meine Fujfilm X-Pro2 musste zum Service, also nutzte ich die Zeit mit meiner jüngsten Errungenschaft, der Leica M10. Von Zeiss Deutschland erhielt ich zu Testzwecken das Distagon 15mm f2.8 und das Distagon 35mm f1.4, beide mit Leica M-Anschluss. Einen detaillierteren Bericht zu den einzelnen Objektiven folgt demnächst hier. Alle Bilder, die Ihr hier in diesem Post seht, sind also mit einer Kombination aus der Leica M10 und einem der zuvor gegannten Objektive entstanden.
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Lieber Mehrdad,
vielen Dank für den wunderbaren Reisebericht.
Geschichten erzählen und mit Bildern belegen liegt Dir wirklich ausgezeichnet.
Ich und meine Familie können uns dieses Jahr nicht zwischen Prag und Venedig entscheiden;
deshalb habe ich dein Review auch nur so verschlungen !!
Zwei Fragen habe ich noch an Dich:
1) hättest du wirklich die XPro2 anstatt der M10 mitgenommen, wenn sie fit wäre
2) macht so ein 35 1.4 Zeiss Distagon „Trümmer“ noch Sinn am RF ? Nicht zuviel Sucher verdeckt ?
Hallo Michael,
Beides schöne Städte. Wirst also wohl mit keiner was falsch machen. ?
Zu Deinen Fragen:
1. Ja hätte ich, allerdings nicht anstatt sondern zusätzlich. Jeweils mit einem Objektiv. Eins für die Fuji, wahrscheinlich das xf16 und eins für die M10, wahrscheinlich ein 50er.
War halt so das ich 3 Objektive von Zeiss bekommen habe und die M10 ganz neu ist, da passte das halt.
2. ich finde das Distagon ist noch gerade so okay. Aber dazu schreibe ich ausführlicher die Tage. Mich hat die Sucherblockage nicht gestört und das Glas ist schon toll.