Für diejenigen unter Euch, die das erste Mal auf meinem Blog gelandet sind: Ihr werdet hier keine großartig reproduzierbaren Aufbauten mit mtf Charts, Verzeichnungen und Verkrümmungstests etc. zu sehen/lesen bekommen, sondern nur (m)eine persönliche Meinung eines Fotografen, der seine Objektive benutzt und sich auf sie verlassen will/muss. Für die technischen Details gibt es viele andere gute Seiten.
Auch gleich zu Anfang will ich vorausschicken, dass ich das Carl Zeiss Touit 12mm f2.8 wie auch die anderen beiden Touits von Zeiss Deutschland netterweise zu Testzwecken zur Verfügung gestellt bekommen habe. Das heisst, es wandert am Ende auch wieder zurück zu Zeiss Deutschland. An dieser Stelle hatte ich schon meinen Dank an Zeiss Deutschland bekundet. Es fließt also weder in die eine noch in die andere Richtung Geld.
Das Touit 12mm ist ja in Bezug auf die Brennweite recht nah an dem Fujinon xf14mm f2.8 dran. Und auch wenn ich hier im Grunde keinen direkten Vergleich dieser beiden Objektive suche, so werde ich immer wieder das Fujinon vergleichsweise heranbemühen und es am Ende natürlich auch in meine persönliche Bewertung mit einfließen lassen.
Aber jetzt erst einmal der Reihe nach.
Look and Feel
Schon beim Auspacken des Objektivs gewinnt man schnell den Eindruck, dass es sich hierbei um ein hochwertiges Objektiv handelt. Das Touit 12mm hat einen sehr modernen Look, und damit meine ich das rein Äußerliche des Objektivs. Also nicht, wie es die Bilder rendert oder ähnliches. Das Objektiv hat kaum Ecken und Kanten, alles sehr rund und modern designt. Das ist sicherlich auch Geschmacksache, es wird jedoch da dann spätestens deutlich, dass die Touits in erster Linie für ein anderes Kamerasystem entwickelt wurden. Im Vergleich zum Fujinon ist es etwas höher, mit einem Filterdurchmesser von 67mm zu 58mm aber deutlich größer. Die Sonnenblende, welche genau wie beim Fujinon zum Zubehör gehört, fühlt sich etwas weniger robust an als die des Fujinons. Das fällt vor allem beim An- und Abbringen der Sonnenblende auf. Man darf das beim Touit nicht zu kräftig anpacken, da es sich dadurch eher noch etwas fester zieht/verkantet und man es mit erhöhtem Kraftaufwand abnehmen muss. Vom Gewicht sind beide in etwa gleich, das Fujinon hat mit 249 g gegenüber dem Touit mit 285 g leicht die Nase vorn.
Der Fokus- und Blendenring des Touits sind mit einer angenehmen Gummirung versehen. Leider jedoch ist der Blendenring des Touits sehr leichtgängig. Ich finde das bei meinem Fujinon schon etwas zu leichtgängig, beim Touit ist das noch mal ein wenig mehr.
Die Inneren Werte
Ich könnte Euch jetzt hier alles mögliche über die Bauweisen, Anzahl der Linsen und Gruppen etc. des Objektivs erzählen, aber um ehrlich zu sein, ist dies der Part an Reviews, der mich selbst am wenigsten interessiert. Also verschone ich Euch auch damit. Die Technikbegeisterten wissen jedoch bestimmt, wo sie die Infos herbekommen. Falls wider Erwarten doch nicht, hier für das Touit.
Über eine Sache will ich gerne mal einen Vergleich zum Fujinon xf14mm ziehen und gleichzeitig in Richtung Fujifilm den Zeigefinger schwenken. Dem Touit fehlt zwar leider die Schärfentiefe-/Tiefenschärfe-/Schiefentärfe-/Tärfenschiefeskala (Sucht Euch was aus. Was ich meine, wissen wohl alle! 😉 ). Das ist zwar schade und hier punktet das Fujinon mit seiner eingravierten Tiefenschärfeskala zwar oberflächlich betrachtet. Aaaaaaaber! Was mir als Benutzer vollkommen unverständlich ist, ist die Tatsache, dass man im manuellen Fokus bei dem Fujinon, weder im EVF/OVF (bei der x-pro1) noch im Display die Schärfentiefeskala eingeblendet bekommt. Es ist also nicht möglich, mit Kamera am Auge mit der Hyperfokalen Distanz oder eben per Zonenfokus zu arbeiten. Auch im Dunklem muss man als Fotograf fast darauf verzichten, denn diese Skala ist ja auch nicht beleuchtet. Schon mein Vater hat damit tolle Ergebnisse erzielt und auch den Autofokus oft nicht vermisst, denn so schnell kann kein Autofokus sein, wie man mit dieser Arbeitsweise sein kann. Allerdings hat der firmwareseitige Verzicht der Schärfentiefeskala im EVF/OVF bzw. Display hier einen doch sehr bitteren Beigeschmack. Fujifilm hat diese eingravierte Schärfentiefeskala bei seinen 14er und seinem xf23mm glücklicherweise wieder eingeführt, aber eben nicht konsequent wie ich finde. Bei dem Touit ist dies nicht so. Ja, es ist keine Skala auf dem Objektiv eingraviert, dafür erhält man im EVF/OVF und im Display im manuellen Fokusbetrieb die Schärfentiefeskala. In meinen Augen ein dicker Pluspunkt für das 12mm Touit!
Hier hoffe ich jedoch sehr auf ein Firmwareupdate der Fujifilm Optiken. Bis jetzt hat Fujifilm immer gut zugehört, hoffen wir, dass es so bleibt!
Der (diagonale) Bildwinkel von 99° zu 89° zum Fujinon kann schon in der ein oder anderen Situation ein großer Vorteil sein. Es passt einfach mehr rauf auf den Sensor. Für Landschafts- und Architekturfotografen können diese 2mm mehr bzw. weniger die Kaufentscheidung deutlich zum Touit hin tendieren lassen. Das Touit 12mm zeigt auch, für ein Ultraweitwinkel wie dieses nicht unüblich, tonnenförmige Verzeichnungen. Welche man aber zum Glück in z.B. Lightroom ganz gut in den Griff bekommt. Wenn man sich hier jedoch mal die des Fujinons 14mm anschaut, so muss man erstaunt feststellen, dass dies quasi keine tonnenförmige Verzeichnungen hat. Fujifilm hat hier ein sehr gut korrigiertes Objektiv auf den Markt gebracht, welches sich nicht zuletzt auch in Schärfe/Details auf einem sehr hohen Niveau befindet.
Das Zeiss liefert nach meinem Empfinden ab Blende 5.6 bis in die Ecken beste Ergebnisse. Aber schon bei f2.8 überzeugt die Bildmitte und auch die Ecken/Ränder überzeugen.
Autofokus und Schärfe
Als ich das Touit das erste Mal an meine x-pro1 montierte und ausprobierte, erschrak ich etwas. Es war recht laut und ich fand es fast schon klappernd. Ich nahm schnell zum Vergleich das Fujinon xf14mm heran und war etwas beruhigter. Auch dieses ist nicht zu vergleichen mit den z.B. Fujifilm Zooms – bei denen hatte ich am Anfang die Angst, dass sie kaputt sind, weil sie so leise fokussieren, dass man annimmt, da würde gar nichts passieren. Dennoch muss ich sagen, dass mir hier das Touit in diesem Punkt nicht so sehr gefällt! Es ist etwas lauter als das Fujinon und klingt irgendwie ungesünder. In Sachen Schärfe würde ich das Fujinon leicht weiter vorne sehen, aber hier sprechen wir von Nuancen. Wer also am liebsten seine Bilder nur in 100% Ansicht betrachtet und sich unwohl fühlt, wenn er weiß, er könnte ein noch schärferes Bild haben, der muss zum Fujinon greifen 😉
Mein Fazit
Das Carl Zeiss Touit 12mm f2.8 ist ein sehr gutes Objektiv! Es ist schön scharf schon bei Offenblende und harmoniert gut mit dem x-trans Sensor. Es ist wie immer das gleiche. Man muss sich fragen, wozu man das Objektiv braucht.
Jemand, der auf der Suche nach einem Objektiv für seine Landschafts- und Architekturaufnahmen ist, wird sich evtl. aufgrund des etwas dramatischerem Bildwinkel beim Carl Zeiss 12mm besser augehoben fühlen, wobei jemand, der gerne auch zusätzlich noch Reportage/Street in seinem Interessensgebiet hat, wohl den Bildwinkel des Fujinons xf14mm bevorzugen wird. Von der Abbildungsleistung sind diese beiden Objektive nicht weit auseinander. Ich sehe jedoch das Fujinon in den Punkten schärfe ganz leicht und in sachen wie Verzeichnungen deutlich weiter vorne. Letzteres soll nicht heissen, dass das Touit schlecht ist! Es ist nur so, dass das Fujinon hier extrem gut ist! Das Carl Zeiss bietet dafür aber eben auch 2mm weniger an Brennweite und somit den größeren Bildwinkel und kann mit der Schärfentiefeskala im EVF/OVF und Display aufwarten. Die Preise, die ich im Internet recherchieren konnte, zeigten einen Preisunterschied von 50 Euro zu Gunsten des Fujinon xf 14mm auf.
Am Ende fällt mir die Entscheidung insofern leicht, als dass ich das Fujinon xf14mm bereits besitze. Einen Grund zu wechseln, sehe ich für mich nicht. Hätte ich noch kein Ultraweitwinkel und wäre aktuell auf der Suche, würde ich wohl wieder zum Fujinon greifen. Das hat vor allem auch den Grund, dass ich nicht zwingend den Bildwinkel des Touits benötige. Für meine Streetaufnahmen wäre es mir schon zu weit, selbst das 14er ist es ja schon manchmal. Die Schärfentiefeskala auf dem Objektiv (mit einem hoffentlich bald folgendem Firmwareupdate), die nahezu nicht vorhandenen Verzeichnungen, die Schärfe, Gewicht und Größe sowie auch der Preis sind alles Punkte, die meiner Meinung nach klar für das Fujinon sprechen.
Würde ich jedoch die Optik rein für Architektur- und noch mehr für Landschaftsaufnahmen benötigen, ist das Carl Zeiss Touit f2.8 unter Umständen eine sehr gute Wahl. Allerdings gibt es ja dann auch noch das vielversprechende Fujinon xf 10-24mm f4.0. Aber das werde ich mir zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal genauer anschauen 😉
Hier unten habe ich Euch einige weitere Testbilder in einer Galerie zusammengestellt. Alle sind entweder mit der x-t1 oder der x-pro1 und dem Carl Zeiss Touit 12mm f2.8 entstanden. Ich freue mich über Eure Meinungen zu dem Objektiv, die Ihr mir/uns über die Kommentarfunktion gerne mitteilen könnt.
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Wieder sehr schöne Bilder Mehrdad!
Der leichte Schärfeverlust gegenüber dem XF14 könnte von der, beim Zeiss notwendigen, optischen Korrektur herrühren.
Da sind die 16 MP der Fuji Kameras vielleicht schon etwas zu gering um die Schärfe am Rand beizubehalten.
Umso bemerkenswerter, daß Fuji es geschafft hat, das XF14 optisch weitgehend auszukorrigieren!
Hallo Bob,
ja, das kann durchaus sein!? Für mich ist am Ende aber nur wichtig was hinten rauskommt. Und da seh ich wenig Grund zu wechseln.
Sehr schön zu lesen.
Hat Spaß gemacht.
Ich behalte „natürlich“ mein Fuji 14er 😉
LG
Martin
Danke Martin!
Ja, ich bin auch happy mit meinem 14er 🙂
Liebe Grüße
Mehrdad
The Zeiss Touit X is razor sharp with the latest Zeiss lens software & colors are very nice!
Streetprice in eu nowerdays is similar to the Fujinon xf 14mm, a good lens as wel but so different in results.
Don’t hesitate the Zeiss Touit X 12mm lens is top quality for landscaping & arcitecture!
Hi Filip,
I checked and I had the new firmware for the lens. I am still in the opinion that the Fujinon do deliver sharper results, but this is for the pixelpeeper anyway 😉
You’re right! For landscape and architecture, the lens is very good and definitely worth a close look!
So is the Fujinon 😉
Hi,
Das ist ein super Bericht. Ich habe mir das Zeiss gegönnt. Leider schaffe ich es aber nicht, dass die Verkrümmung wirklich weggeht. Ich entwickle meine RAW Fotos mit Lightroom. Darf ich ev. um einen Tipp bitten – das wäre super!
Beste Grüsse
Pascal
Nun ja, ich habe das Touit ja nicht mehr. Hast Du mal die Objektivkorrektur von LR 5 bemüht? Die sollte das eigentlich ganz gut rausrechnen?