Ein paar Spaziergänge mit dem 35mm f2 Ultron VM von Voigtländer später, habe ich mir auch mal ne Meinung dazu bilden können. Ob das auch die Deinung ist, musst Du selbst rausfinden. Selten jedoch hat man so ein cooles kleines Jackentaschendingens dabei. Ein kleines Review zum 35er Ultron hatten wir ja bereits vor einigen Monaten auf unserem Blog. Mich hatte das kleine 35mm eben auch sehr interessiert und so hatte ich nun endlich mal die Möglichkeit, das Objektiv auszuprobieren.
Bei 35mm f2 Objektiven werde ich ja gern „schwach“. Das ist, und ich werde womöglich nicht müde, das zu betonen, für mich einer der sweet spots im Dreieck aus Bildwirkung, Lichtstärke und Handling. Natürlich kann man mit einem 35mm f1.4 etwas mehr freistellen und hat auch mehr Lichtstärke. Natürlich ist ein 35mm f2.8 (fürs gleiche System) in der Regel etwas kleiner gebaut… Ein 35mm f2 scheint für mich „das Beste aus allen Welten“ oder einfach der Kompromiss mit den wenigsten Abstrichen zu sein.
Vor einer ganzen Weile nutzte ich mal das ZEISS 35mm f2 Biogon ZM, welches etwas größer und schwerer als das Ultron von Voigtländer ist. Das Biogon hatte mir gut gefallen, es zeichnet recht klassisch und ist ab Offenblende schon richtig scharf. Das Voigtländer hat mich in dieser Hinsicht auch nicht enttäuscht. Da hat man als Endverbrecher schon die Qual der Wahl…
Handling und Form
Ich habe das 35er Ultron wie üblich an mehreren Kameras ausprobiert. In diesem Fall waren es hauptsächlich die Leica M246 Monochrom, die Nikon Z7 und die Nikon Z50. Tatsächlich war es nachher in den meisten Fällen die Nikon Z50, allein aufgrund des Formfaktors.
Beim Handling des 35er Ultron muss man wirklich vorher fast warnen: Es ist wirklich sehr klein. Für alle, die Wert auf einen großen Objektivschniepel an ihrer Vorzeigekamera legen, mag das enttäuschend sein. An Bildqualität mangelt es jedenfalls nicht. Mir persönlich war es in der Hand etwas zu klein – insbesondere, wenn ich die Gegenlichtblende montiert hatte, habe ich den Blendenring fast nie blind gefunden, was mich tatsächlich anfangs etwas frustriert hatte. Also ließ ich die GeLi weg und dann war es ok. Ohne den kleinen Fokustab wäre ich aber womöglich verloren gewesen. Ich bin recht fingerfertig, aber das Objektiv ist für mich schon fast zu klein. Die Gegenlichtblende benötigte ich während des letzten Monats zum Testen fast nie. Das Objektiv ist da recht unanfällig, wie ich finde.
Bildqualität
Beim Fotografieren merkt man schnell, dass focus-recompose nicht unbedingt die beste Methode für dieses Objektiv ist. Wichtig wäre beim Leica Messsucher hier nicht zu schwenken, sondern eher parallel zu verschieben. Das Objektiv hat eine leichte Bildfeldwölbung, was einen plastischen Look ergibt, unter 1,5m bei Offenblende aber womöglich nicht zum gewünschten Ergebnis führt, wenn man zur Komposition verschwenkt. Das liest sich jetzt vermutlich dramatischer als es letztlich ist. Ich persönlich mag den Effekt ganz gern. Man denke mal an das sogenannte ZEISS „Hollywood“ – 28mm f2 für Contax/Yashica. Da ist der Effekt besonders stark und es ist quasi berühmt für seine plastisch wirkende Abbildung (was sich auch in recht hohen Gebrauchtpreisen niederschlägt). Das 35er Ultron zeichnet meines Erachtens nach unheimlich angenehm. Die Auflösung reicht für moderne Sensoren auch super aus. Die Leica Monochrom harmoniert perfekt mit dem kleinen Schätzchen, für die Nikon Z7 reicht die „Schärfe“ auch genau aus.
Angenehm finde ich den Übergang in die Unschärfe. Ich mag das nicht, wenn es zu butterweich ist. Ein gewisser „drop“ darf da schon sein, damit da etwas Plastizität entsteht. Ich mag es, wenn das fotografierte Objekt quasi durch die Schärfeebene eingehüllt ist und danach recht deutlich die Unschärfe, ähem, das Bokeh beginnt. Das macht beispielsweise ein 50mm f2 Makro-Planar von ZEISS deutlich besser (also für mich besser) als ein 56mm f1.2 Fujinon. Auf der gleichen Kamera, wohlgemerkt. Aber zurück zum Ultron. Hier hat man bei Offenblende im zwischenmenschlichen Abstand von bis zu 5m eine recht klar begrenzte Schärfeebene, die sich leicht wölbt und damit, wie oben beschrieben, etwas Plastizität bietet. Das Bokeh selbst ist ruhig.
Insgesamt mochte ich das 35er Ultron hauptsächlich für seine Immerdabeiheit. War ich mit der Z50 und dem 35er Ultron unterwegs, habe ich nix vermisst. Ich hab ohnehin ein Faible für Normalbrennweiten… Hier habe ich allerdings eine echt starke Kombination, die sogar in die Jackentasche gepasst hat, selbst wenn die Jacke (typisch Winter!) ähm vorn anliegt. ?
Galerie zum 35er Ultron von Voigtländer
Anliegend ein paar Bilder, die per Klick größer werden.
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Vielen Dank für die geteilte Erfahrung zu diesem Objektiv. Ich habe bislang mit dem Ultron 35 1.7, silberne Version, gearbeitet und war mit der Bildqualität stets sehr zufrieden. Allerdings empfinde ich das silberne Glas an der MP etwas zu lang und viel zu schwer. Mit Hilfe Deiner Beschreibung habe ich mich jetzt entschlossen, das Ultron 35 2 zu testen und ggfs. dauerhaft zu wechseln. VG Andreas
Ich bin gespannt auf Deine Entscheidung! 🙂
Hallo Elmar, heute kam das 35 2 an und ich habe es mit der Nikon Z7 ausprobiert. Ich hätte das lieber mit einer M gemacht, aber meine ist analog und ich wollte nicht erst nach einem Film und dann in einer Woche sehen, wie es sich gegen das namensgleiche 35 1.7 schlägt. Also habe ich beide Gläser wechselweise adaptiert und verschiedene Motive ausprobiert. Ich komme für mich zu folgendem Ergebnis: Das 35 2 ist ein ausgezeichnet verarbeitetes Objektiv, für eine M wunderbar klein und ausgewogen. Isoliert betrachtet liefert es scharfe Bilder und so gesehen hätte ich es gerne behalten. Da ich das 35 1.7 aber schon habe, kam ich um einen Vergleich nicht herum. Ich mache es kurz, mein 1.7 ist bereits offenblendig schärfer als das das 2.0. Bei F8 sind beide grundsätzlich gleich scharf, das 1.7 hat jedoch in den Ecken die Nase leicht vorne. Bei der Vignettierung – die beide haben – ist das 35 1.7 auch etwas besser. Das Bokeh des 35 1.7 ist bei F 2 weicher als das des 35 2 bei gleicher Blende. Auch separiert das 35 1.7 das Hauptmotiv besser vom Hintergrund, was den Effekt des 3D Pop begünstigt. Schade, ich hatte sehr gehofft, die kleine Linse wäre gleichauf mit dem längeren Verwandten. VG Andreas