Ja, ich gebe es zu: Ich mag Paul Ripkes Fotostil. Sehr sogar! Und das schon, bevor er in Rio über den Rasen rannte. 24mm und f1.4 ist für mich RipkeStyle.
Ich weiß noch, als ich das WM Finale 2014 geschaut hatte, musste ich mitten im Jubel und der Freude über den zu Recht gewonnenen Titel der deutschen Nationalmannschaft kurz innehalten. Da sehe ich doch glatt Paul Ripke auf das Grün rennen und die Siegesfeier in der Minute, wo der Abpfiff kam, mit seiner Leica und seinem typischen Summilux 24mm f1.4 fotografisch festhalten. Man muss wissen, dass ich eher kein allzu großer Fussballfan bin. Ich mag WMs und EMs, aber sonst lässt mich Fußball eher kalt. Deshalb war für einen etwas längeren Moment mein Erstaunen umso größer. Nicht nur, dass Paul Ripke da auf dem Rasen mit den Spielern rümhüpft, fast als wäre er einer von ihnen, nein, dann das ganze auch noch mit einer Leica. Von wegen DSLR mit Maschinengewehrautofokus… nee, überhaupt gar kein Autofokus! 😮
Ich gebe zu, dass mich dies ein paar Minuten länger beschäftigte. Als ich dann sah, wie Paul vor Bastian Schweinsteiger die Treppe vom Podium rückwärts runter ging und die ganze Zeit den Auslöser betätigte, war ich mir sicher: Das werden ganz besondere Fotos!
Seit ein paar Monaten schon verkauft Paul das „One Night in Rio“ Buch in zwei Versionen, der Fan Edition und der Gold Edition. Der Preis ist in meinen Augen sehr fair! Ein renommierter Fotograf bietet hier sein (wie er selber sagt) größtes fotografisches Erlebnis zu einem wirklich fairen Preis an. Vor allem die Gold Edition, die ich auch habe, ist sehr schön produziert. Die Bilder wirken da noch einmal anders.
Seit dem 13.07. hat er 27 ausgewählte Bilder aus dieser Nacht in Berlin, Hamburg, München und Köln ausgestellt. Dabei hat er in der Anfangsphase zwei verschiedene Führungen angeboten. Die Nerd-Führung für die Fotografiebegeisterten und die Fan-Führung für die Fußball Fans. Leider konnte ich bei der ersten nicht dabei sein und war deshalb sehr froh, dass er kurzfristig für Berlin eine neue Führung angesetzt hatte. Mir ging es gesundheitlich nicht so dolle und ich hatte gerade anstrengende Arbeitstage hinter mir, aber ich wollte mir diese Führung, eine Mischung aus Nerd- und Fan-Führung, nicht entgehen lassen.
Wie ich eingangs schon erwähnte, bin ich mitnichten ein Fußball Fan. Aber als ich die Auststellung in Berlin betrat, stach mir ein Bild schon beim Hinaufsteigen der Treppen sofort ins Auge. Miroslav Klose ist darauf mit tränenüberströmten Gesicht zu sehen. Dieses und viele andere Bilder ließen mich verweilen, und ich spürte in diesem Moment echt das Bild, hört sich jetzt nach esoterischem Blabla an, ist aber so! Das Bild berührte mich emotional. Und das, obwohl es technisch eigentlich als misslungen gesehen werden müsste, das sagt Paul sogar selbst bei der Führung. Der Fokus liegt eher auf der anderen Person links im Bild und die Komposition ist, naja, sagen wir einfach mal langweilig. Paul weiß das selber. Er betont es sogar, und doch ist dieses Bild für mich genau das Argument, warum Paul Ripke, seine Leica und sein Summilux genau die richtige Kombination für diese Reportage waren. Die Bilder, auch die im Buch, sind so stark, dass sie den Betrachter wieder mit auf die Reise nach Rio nehmen. Zu dieser einen Nacht und diesen Momenten danach.
Die Ausstellung ist wirklich schön, allerdings ist das Sahnehäubchen die Führung. Denn wenn Paul seine Geschichten und Hintergundinfos, Entstehungsgeschichten und ähnliches vom besten gibt und man das Funkeln in seinen Augen sieht, wenn er vor seinen eigenen Bildern steht und erzählt, selbst ein Jahr danach, dann spürt man, wie viel Herzblut von ihm selbst in jedem einzelnen Bild steckt.
Dass seine Entertainfähigkeiten auch sehr stark ausgeprägt, sind macht die ganze Führung noch einmal zu einem ganz speziellen Erlebnis. Für die Fotografiebegeisterten plaudert er auch ein wenig aus seiner Trickkiste und zeigte natürlich auch sein Equipment, das er an jenem Abend nutzte: Zwei Leicas mit jeweils einem Objektiv! Ein 35mm und das Summilux 24mm, that’s it! Tatsächlich brauchte er nicht mehr für diese grandiose Fotoreportage. Die Leica mit dem Summilux ließ er auch durch die Reihen gehen. Ja, ich gebe zu, ich dachte eine Millisekunde….“Mmmmmh, was wäre, wenn ich…..?“ Aber ich begnügte mich mit einem Poserfoto. Ja, die Sonnenblende ist schief drauf, allerdings ist die so lose wie sonst was…. keine Ahnung, wie er damit arbeiten kann. 😉
Am Ende bleibt bei mir ein sehr positiver Eindruck von der Reportage „One Night in Rio“, der Ausstellung und vor allem dem Menschen Paul Ripke. Ein lustiger, positiver und doch recht zugänglicher auf dem Boden gebliebener Typ, der manchmal sogar zum Tiefstapeln neigt. It’s all about Karma… 😉
Wenn Ihr die Gelegenheit habt, eine Führung mit ihm zu machen, dann macht das unbedingt! Und @Paul Ripke: Biete mal ruhig mehr Deiner Führungen an, das ist wirklich ganz großes Kino, was Du da zeigst!
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