HI Qimagos 🙂
Hier ist er also mein erster Beitrag in diesem Setting und ich habe länger überlegt, wie ich als Mitglied dieses Kreises starten soll, denn der erste Eindruck zählt ja bekanntlich.
Das der erste Eindruck zählt sagen wir eigentlich ziemlich oft, oder? Wieviele von euch handeln aber auch danach und machen sich wirklich Gedanken über den Erstkontakt? Klar, wir wollen alle freundlich rüberkommen aber wieviele von euch machen sich wirklich Gedanken darüber, wie sie ankommen beim Gegenüber?
Warum wirken wir so wie wird sind? Welche Signale SENDEN wir und wie werden diese EMPFANGEN?
Denn genau hier liegt gerne mal die Crux, nicht alles was wir senden wird so empfangen, wie wir es uns denken.
Dieses Thema beschäftigt mich schon seit meiner Ausbildung damals im Verkauf und als ich damit angefangen hatte, das Know How auch in die Menschenfotografie zu übernehmen passierte plötzlich etwas. Schüchterne Personen waren schneller „da“ beim Shoot und fühlten sich „irgendwie wohler“ als zuvor. Paare empfanden 2Stunden Shoot überhaupt nicht mehr als lange und schon überhaupt nicht als sei es ein Shoot gewesen. Im Rahmen meiner Workshops hatte ich dann festgestellt, dass es da durchaus Lücken gibt, dass es Themen gibt über die machen wir uns weniger Gedanken. Zwar kennen viele alle neuen Kameramodelle am Markt und nutzen drölfzehn Objektive während eines Shoots aber kennen die Person überhaupt nicht, die sie fotografieren oder fotografiert haben.
Aus diesen Erfahrungen heraus hatte ich dann ein paar Leitpunkte für meine Workshop Teilnehmer zusammengefasst, welche bei jedem Workshop stets als Punkt 1 auf der Agenda stehen. Egal ob es Business, Wedding, Lifestyle oder was auch immer für eine Fotografie ist. Werden Menschen fotografiert gibt es die erste Stunde kein anderes Thema als dieses mit dem Namen „Mindkeys“ und ihr als treue Qimago Leser bekommt nun nach und nach die verschiedenen Punkte von mir hier in schriftlicher Form aufgedröselt.
Heute starten wir mit dem Thema „Begrüssung“ und auch wenn es banal klingt, gibt es hier den Ein oder Anderen Ansatz, der gerne mal vergessen wird. Nun aber viel Spass beim Lesen:
DIE BEGRÜSSUNG
Wir kennen alle folgendes Szenario: Wir bekommen einen Anruf von irgendeiner Person, welche eine Empfehlung erhalten hat und gerne ein paar Bilder von sich hätte. Man macht also einen Termin aus und schreibt sich einen Namen auf aber so richtig weiss man nichts über die Person. Klar man kann jetzt anfangen zu googlen und in der Regel findet man auch etwas aber wir gehen jetzt einfach mal vom worst Case aus und wissen nichts über die Person, die bald schon vor uns stehen soll.
Was ist nun also der Zeitpunkt des ersten wirklichen Kontakts? Der Zeitpunkt, der darüber entscheidet in welche Richtung sich diese Geschäftsbeziehung entwickelt? Korrekt, die Begrüssung.
Wenn wir uns jetzt mal selbst fragen wie das so als Kunde ist, merken wahrscheinlich auch nicht wenige, dass sie „Lieblingsverkäufer“ haben. Im Friseursalon gerne zum gleichen Teammitglied gehen oder ihre Zeitung immer beim gleichen Kiosk kaufen, obwohl es auf dem Weg 5 davon gibt.
Was ist also der Grund für solch eine subjektive Entscheidung, denn wir gehen einfach mal davon aus, dass wir hier von reproduzierbarer Qualität sprechen. Bei uns Fotografen also zum Beispiel sowas wie Business Fotos, welche einer guten Qualität entsprechen aber bei denen Kunden mal gerne nicht bereit für den ultimativen „Creativ Rush“ sind. Austoben gerne auf der Homepage aber nicht an mir!!!
Warum gehen wir also immer zu diesen Personen? Mit hoher Wahrscheinlichkeit, weil irgendwie die Chemie stimmt. Wir suchen uns gerne, wenn auch unterbewusst Personen aus, die uns ähneln und wisst ihr was, dass ist kein Zufall. Gute Verkäufer bzw. Dienstleister spiegeln und genau das vergessen viele Fotografen im Erstkontakt.
Damit es greifbarer wird stellt euch mal folgendes Szenario vor:
Es klingelt an der Studiotür, ihr öffnet und die Person hinter der Tür kommt herein. Ihr seid ein extrovertierter Mensch, seid ordentlich gehyped auf die Session, denn Fotografie ist euer Leben und es bereitet jeden Tag aufs Neue Lust dies auszuüben.
Ihr stellt direkt Fragen, denn umsorgen ist wichtig. Möchtest du einen Kaffee? Was anderes? Hach, freust dich auch so? Das wird eine tolle Session! Während ihr in kurzer Zeit die Konversation nach vorne bringen wollt, schon die ersten Sachen kramt, das passende Objektiv aufschraubt und die Person nach Outfits fragt, fällt eines nicht auf… eigentlich redet nur ihr. Euer Gegenüber wird immer stiller, lässt sich berieseln und empfängt nur. Die Situation liegt nur in eurer Hand, also nicht nur wirklich, sondern auch spürbar für die Person, welche gleich vor die Kamera soll.
Das Problem ist nämlich, dass euch gegenüber jemand schüchtern und introvertiert gegenübersteht. Eventuell zum ersten Mal diese Situation erlebt, sich eh nicht als fotogen erachtet, wie gefühlt 50% der Bevölkerung und gerade von eurem guten Willen und Fürsorge förmlich überrollt wurde.
Sowas legt sich auch gerne wieder aber es brauch einfach seine Zeit und jeder wird die ersten 15-30min kennen, in denen es einfach nicht so recht funktionieren will. Der Ausdruck ist nix, es liegt eine komische Stimmung in der Luft.
Das Ganze gibt es natürlich auch andersrum, ihr öffnet die Tür und hereinkommt der personifizierte Flummi.
Seit 4 Wochen wurde diätet, Outfits gekauft, neue Frisur ist auch am Start, denn auf diesen Shoot wurde ein Jahr gespart. Man gönnt sich ja sonst nix und deshalb ist das heute der Tag des Flummis, der ohne grossartig Luft zu holen hineinkommt. Bevor die Tür zu ist, ist der Koffer offen und die Outfits hängen in etlichen Kombinationen an der Stange.
Ihr versteht die Aufregung eigentlich nicht, denn wir reden hier von einer kleiner Session. Nichts wildes, davon macht ihr etliche im Monat also versucht ihr zu beruhigen mit einem: „Ja, alles gut. Nimm mal das da und dann wechseln wir halt nach und nach mal die Outfits durch“ „Möchtest dich erstmal setzen“ „Ich hab schon ein Set stehen, lass doch damit einfach anfangen, dann schauen wir weiter“
Was war jetzt aber nicht so gut? Warum kommt es in solchen Situationen gerne mal zu dieser etwas komischen „Stimmung“ in der Luft.
Ich versuche es euch zu erklären ohne es euch verbal vormachen zu können.
Im ersten Beispiel haben wir eine schüchterne Person, die sich mal etwas traut oder einfach nur Bilder brauch. Im Rampenlicht zu stehen ist ihr unangenehm, die ganze Situation überfordert etwas. Jetzt öffnet auch noch eine Person die Tür, die förmlich überrollt mit Ausstrahlung und fragen. Das Tempo im Sprechen die Lautstärke, die Gestik und Mimik überfordern regelrecht. Also zieht sie sich zurück und verfällt lediglich ins Agieren. Reden nur noch, wenn was gefragt wurde, Bewegung nur auf Anweisung, Wünsche werden keine mehr geäussert. Nach wenigen Minuten der Sicherheit, dass einem nichts passiert legt sich die Situation und die Person taut auf.
Im Fall zwei haben wir eine Person, die sich total freut und voller Euphorie in diesen Shoot starten will aber auf jemanden trifft, dessen Alltag es einfach ist Menschen zu fotografieren. Der anstehende Shoot ist eventuell auch nicht das Highlight des Monats und abgeklärt und seriös möchte man ja auch noch wirken also entsteht hier das Missverständnis zwischen der Person, die sich unfassbar freut und der Person, die in Kundenaugen eigentlich keine Lust hat und „ voll der Langweiler“ ist
Wie umgehen wir das und was würde spiegeln hier bedeuten?
Beim Spiegeln versetzt man sich für den wirklich ersten Kontakt auf die gleiche Ebene wie die der Person gegenüber. Ist jemand schüchtern senke ich die Stimme, meine Bewegungen werden ruhiger, die Sprache wird langsamer und ruhiger. Das Wohlfühlen steht an absolut erster Stelle aber die Zeit zum Ankommen gehört dazu. Ich persönlich reisse die Person gerne aus dieser Situation heraus indem ich ein Gespräch starte, nachdem ich die Person kategorisiert habe, um mir dann sicher zu sein, dass ich Empfänger und nicht Sender bin. ( Wie man das macht kommt im nächsten Part )
Die Person einen Musikwunsch für den Hintergrund äussern zu lassen hilft ebenfalls.
Dies alles führt dazu, dass Ängste sehr schnell verschwinden und man schneller effektiv arbeiten kann. Nach wenigen Minuten pendelt man sich nämlich ein und das Verstellen hört automatisch auf. Die schüchterne Person taut etwas auf und man selbst wird einfach etwas ruhiger, weil die Situation nunmal so ist.
Beim Flummi ist es exakt andersherum.
Spiegelt hier die Euphorie, bestärkt das Gefühl heute etwas ganz Großes zu erschaffen und wenn es am Ende einfach nur ein grosser Tag für den Kunden war.
Erklärt warum ihr was macht, lasst teilhaben am Prozess und zeigt, dass dieses Setting dem Flummi gehört. Nicht jeder bekommt das gleiche Setting, sondern hier wird individuell gearbeitet. Auch hier passen sich nach wenigen Momenten beide Parteien an.
Ihr werdet merken, dieses mini Part namens „Begrüssung“ handelt wirklich nur vom ersten Augenblick bis zu den ersten gewechselten Worten.
Es mag jetzt noch komplett banal wirken aber sobald sich hier die Bausteine der Mindkeys zusammensetzen merkt ihr eventuell, dass man das Ein oder Andere mal schnell übersieht.
Ich hoffe ihr seid auch schon gespannt wie es weitergeht und macht euch ein paar Notizen, um am Ende eure eigenen Mindkeys im Repertoire zu haben.
Euer Dennis
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Hallo Dennis,
danke für Deinen interessanten ersten Beitrag. Ich bin gespannt, wie es weiter geht.
Gruß,
Jens
Hallo Dennis,
ursprünglich hatte ich ein Youtube-Video von Mehrdad (Leica M 2.0/35) gesehen. Zwar kannte ich ihn schon von anderen Veröffentlichungen bei Youtube, hatte es aber nie auf seiner Homepage geschafft.
Jetzt wollte ich aber mehr von Mehrdad in Erfahrung bringen und bin endlich, auf seiner Seite. Der Blog ist ebenfalls sehr gut und was mein Hauptinteresse geweckt hat, ist dein Gast-Beitrag. „Mindkeys“ ist ein interessantes Thema und ich finde deine Betrachtung absolut treffend.
Besser konnte man es nicht formulieren. Sehr gut!
Gruß Axel