Dank einer Leihgabe von FOTO-GÖRLITZ hatte ich die Gelegenheit, das Leica Summilux-TL 35mm f1.4 ausführlich zu testen. Dafür vielen Dank! Einmal mehr ein Objektiv, das mich sehr begeistert hat, und ich bin froh, dort eine verlässliche Quelle für den Kauf von Leica Material zu haben!
Ich gebe zu, dass ich eine Schwäche für die Normalbrennweite habe. Auf Kleinbild ist das alles zwischen 45 und 58 Millimetern. Bei APSC-Format, wie hier, ist es zwischen 27 und 40 Millimetern anzusiedeln. Die meisten Hersteller pegeln sich für APSC bei 35mm ein. Genau da befindet sich auch das Leica Summilux-TL 35mm f1.4 – eine Normalbrennweite für den L-Mount in APSC-Größe.
Haptik
Im Gegensatz zu seinem großen Bruder, dem Summilux-SL 50mm f1.4, ist das Leica Summilux-TL 35mm f1.4 beinahe schmächtig. Es ist offenbar auf die Nutzung an der Leica CL optimiert. Mit Gegenlichtblende versehen, die aus Metall gefertigt ist und am Bajonett perfekt sitzt, ragt das Objektiv um einiges hervor, aber insgesamt im stimmigen Bereich. Das Gehäuse ist solide verarbeitet und sehr passgenau für den L-Mount. Da wackelt nichts, hätte ich auch nicht erwartet. Interessant ist natürlich, dass ich hier Gebrauchtware testen durfte, die schon rund 1,5 Jahre Nutzung auf dem Buckel hatte. Weder dem Objektiv noch der Kamera (Leica CL) merkte man davon etwas an. Keinerlei Farbabrieb, Abnutzungsspuren an den Anschlüssen oder Schmutz in den Gravierungen. Alles sieht aus wie neu. Ist vielleicht für den geneigten Käufer auch interessant: Wenn man also nicht allzu liederlich mit der Kamera/dem Objektiv umgeht, bleibt das SL/CL-System von Leica lange chic.
Der Fokusring am Summilux-TL 35mm f1.4 ist leicht geriffelt und sehr schnell blind zu finden. Weitere Bedienelemente weist es nicht auf – einen Blendenring sucht man vergeblich, dieser Wert wird an der Kamera verstellt.
Ist das Objektiv erstmal montiert, merkt man, dass es natürlich deutlich größer wirkt als bspw das 23mm f2 Summicron-TL. Macht aber nichts, wie ich finde. Die Kamera balanciert sich nach wie vor gut und bleibt eine Reisekamera, auch mit diesem Objektiv.
Ich hatte es auch an der Leica SL montiert und gehofft, trotzdem mal auf Sensorformat 35mm schalten zu können um mal zu sehen, wie weit es ausleuchtet… Das konnte ich leider nicht machen. Montiert man es auf die SL hat man eine APSC-Kamera. Dort funktioniert auch es tadellos, meines Erachtens nach etwas langsamer als an der CL.
Bildqualität
Beim Summilux-TL 35mm f1.4 hält Leica ein Versprechen: Abblenden braucht man nur noch für die Schärfentiefe. Die Bildqualität ist von vornherein ab Offenblende perfekt. Natürlich ändert sich der Charakter der Bilder etwas, wenn man abblendet. Was Bei Offenblende ein diffuser Lichtschein ist, wird beim Abblenden klares gerichtetes Licht. Das ist natürlich keine Eigenschaft, die nur dieses Objektiv besitzt.
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Was mich wirklich beeindruckt ist die kompromisslose Schärfe am Fokuspunkt gepaart mit dem Abfall in die Unschärfe. Es ist nicht „Bokehschmelz“, sondern vielmehr ein gradueller Übergang ins Unscharfe. Leica bekommt es hin, mit dem Summilux-TL 35mm f1.4 keine unschönen Linien im Bokeh zu produzieren. Das ist beispielsweise ein Manko an den Objektiven von Fuji, meines Erachtens nach. Soll heißen, beim Summilux-TL 35mm f1.4 bleibt auch Kontrastreiches im Bokeh „neblig“ ohne aufzufallen.
Offenblendig bis etwa f2 hat man eine leichte Vignettierung, die allerdings ab f2.8 komplett verschwunden ist. An der CL lässt sich das Objektiv durchgängig um Drittel Blenden abblenden. Eine sehr genaue Steuerung der Belichtung/ Schärfentiefe ist hiermit möglich. Man kommt allerdings dank elektronischem Verschluss an der CL in die Versuchung, die ganze Zeit offenblendig zu fotografieren. Das ist nicht jedem Bild zuträglich, was viele zu vergessen scheinen… ?
Persönliche Note
Vor ein paar Jahren stieg ich in die spiegellose Digitalfotografie mit einer Fuji X-Pro1 und dem dazu gehörigen 35mm f1.4 ein. Alles andere (digitale) hatte ich verkauft und über ein halbes Jahr lang nur diese eine Brennweite genutzt. Dabei habe ich für mich festgestellt, dass einer meiner „sweet spots“ für leicht plastisch und auch „cinematisch“ wirkende Fotos bei 35mm f1.4-f2 auf APSC liegt.
Ich machte bei „35mm für APSC“ allerdings einen Werdegang durch und probierte zig Möglichkeiten aus. Das Fujinon wurde bei mir durch ein ZEISS Distagon 35mm f2 für DSLR abgelöst – ja an der X-Pro1. Das Objektiv war deutlich größer und schwerer, hatte aber so einen gewissen Look. Gemeinsam mit dem 35mm f2 Sonnar der Sony RX1 Reihe bildet das 35er f2 Distagon die Menge meiner absoluten Favoriten bei 35mm Objektiven. Das ZEISS Touit 32, das ich immer mal an einer Fuji X-T1 nutze, kommt dem sehr nahe, hat aber meines Erachtens nach wieder einen ganz eigenen Charakter. Für mich ist es jedesmal beim Ausprobieren eines 35mm Objektivs die spannende Frage, in welchem Verhältnis das jeweilige Objektiv zu meiner persönlichen Bestenliste steht. Das Summilux-TL 35mm f1.4 kommt nun diesen beiden Objektiven sehr nahe. Das Fujinon Pendant beispielsweise liegt im Look um Meilen dahinter. Das tatsächlich leicht neblige Bokeh des 35er Distagons hat das Summilux-TL 35mm f1.4 beinahe auch.
Ich denke immer, wenn man sich ein neues Kamerasystem bzw einen Anschluss, den sich mehrere Firmen teilen, wie hier den L-Mount, anschaut, steht und fällt eine Kaufentscheidung mit dem „Ökosystem“ an Objektiven. Bislang habe ich beim L-Mount noch nichts wirklich schlechtes gesehen. Das allein würde mich jetzt noch nicht zum Kauf treiben. Wohl aber das Summilux-TL 35mm f1.4. Meines Erachtens nach würde es sich lohnen, dieses kleine Schätzchen auch als SL-Nutzer anzuschaffen. Es ist eines der Objektive, für die man ein System wechselt oder zumindest auch einen Body anschafft – ja, es überzeugt. Andere Mütter haben auch schöne Töchter – klar! Hier hat man allerdings das Gefühl, angekommen zu sein. Ne Leica CL, ein Summilux-TL 35mm f1.4, eine gute Lederhülle für den Body und man ist problemlos tagelang unterwegs und hat einfach nur Freude am Fotografieren.
Bekommt man alles bei Alex im Shop – und wenn es nicht zu sehen ist, einfach mal fragen. 🙂
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Hey Elmar!
Das sind mal wieder wunderbare Bilder von Dir! Ich mag die Farben und die gesamte Bildwirkung sehr.
Als reiner jpg-shooter hab ich mir die Frage gestellt, wie die Bilder als jpg aus der Kamera kommen, bzw. wieviel Arbeit und Zeit Du in die raw-Entwicklung steckst. Falls Du mal Zeit hast, freu ich mich über eine Antwort!
liebe Grüße!
Micha
Hi Micha, allzuviel mache ich da nicht – bei den Schwarzweißbildern natürlich etwas mehr als bei den Farbbildern. RAW-Entwicklung geht recht schnell. Ich nutze da CaptureOne Pro. Du als Fujifotograf kannst dir ja mal kostenfrei die Fuji-Expressversion runterladen und testweise mal mit den raws deiner Kameras arbeiten. Bei den raws der Leica CL bin ich vor allem über den fest immer perfekt sitzenden Weißabgleich erfreut. Das würde ja auch für jpg-Shooter ein wichtiger Faktor sein. LG Elmar