Reduktion auf… Ihr ahnt es. Anfang 2019 habe ich einen für mich passenden aber auch gewagten Sprung gemacht. Viel Ausrüstung und zudem auch Geld ging weg für wenig Ausrüstung. Und diese wenige Ausrüstung kann einerseits weniger, aber zumindest gefühlt doch mehr als andere. Ok. Wenn ich jetzt so weitermache, wird es vermutlich zu doof zu lesen.
Hier konnte ich dank der Unterstützung von FOTO-GÖRLITZ eine Leica M10 Monochrom testen. Als Objektive habe ich mehrere eingesetzt, am liebsten das 50mm 1/1,2 Nokton VM von Voigtländer, das sie mir für einen Test zur Verfügung gestellt haben, in Kombination mit Gelb- und Orangefiltern.
Kurz gesagt, ich habe einiges hergegeben für eine Leica M246 Monochrom. Mich fasziniert Schwarzweißfotografie einfach sehr und die Aussicht, ein wirklich darauf spezialisiertes Werkzeug zu besitzen, hat mich einfach in die Richtung gedrängt. Tatsächlich war ich mir ziemlich klar, dass ich mir keine Leica M kaufen wollte. Aber bis auf eine exotische Kodak-DSLR von anno dazumal gab es einfach keine reinen Monochromkameras (bis auf die vielen Smartphones, die inzwischen damit unterwegs sind) außer bei Leica M. Mittlerweile habe ich mich auch an den Messsucher gewöhnt und andere Dinge, die einen modernen Fotografen ja eher einschränken, äh, fokussieren auf die grundlegenden Techniken des digitalen Bildermachens.
Auftritt M10 Monochrom
Tja, und ein Jahr später halte ich zum Testen mit etwas Zeit eine M10 Monochrom in Händen. Zunächst hatte ich mich etwas vor diesem Test gefürchtet. Ich erinnere mich noch gut, welche Entscheidungsprozesse bei Mehrdad angesagt waren als es um eine Wahl zwischen M10 und M(240) ging. Ihm war klar, dass er eine M wollte, aber welche? Letztlich fand sich eine M10 bei ihm ein, mit der er immer noch glücklich ist. Wenn ich es recht bedenke, war bislang keine Kamera so lange bei ihm wie die M10.
Meine Furcht bestand also am ehesten darin: Würde mir die M10M so viel besser gefallen als meine M Monochrom? Wenn ja, würde ich mit vermutlich ordentlichem finanziellen Aufwand tauschen wollen? Wenn nein, würde ich dann einen Testbericht schreiben können, der überhaupt mögliche Vorteile der M10M benennt? Naja. Bloggerschicksale eben.
Technisches zur M10 Monochrom
Die M10M hat technisch gesehen einiges „mehr“ auf dem Kasten als die M Monochrom und natürlich auch als die M9 Monochrom. Dritte Generation einer monochromen Kamera, die bei Markteinführung oft als unsinnig und erfolglos abgetan wurde. Und tatsächlich ist es keine Eintagsfliege! Die M10M bringt einen eigenen 40 Megapixel Sensor mit sich. Die M246 kommt mit 24 Megapixeln aus, bei der M9 Mono waren es noch 18. Ist so ein Wuchs an Auflösung eigentlich wünschenswert? Ich war schon sehr gespannt auf den Reichtum an Details aus den M10M Aufnahmen. Meine M Monochrom bildet schon sehr sehr scharf ab. Die fehlenden „Farbfilter“ machen es möglich. Die M10M übertrifft das freilich. Tatsächlich wirken die Bilder sehr harmonisch und manchmal eher weich – zoomt man dann auch nur ein kleines Bisschen rein… Wow! Dann erst sieht man die Leistung wirklich. Das ist schon erstaunlich und wirklich nochmal ein deutlicher Vorsprung zur M246.
Weitere Möglichkeiten bietet die nochmals erhöhte ISO-Leistung. Für mich eher spannend war die Base-ISO von 160 gegenüber der M246, die mit 320 daher kommt. Das ist natürlich für die Offenblendfreunde eine gute Nachricht. Bei der M246 kommt man um ND-Filter kaum herum. Die M10M hat da mehr Möglichkeiten, zumal kein elektronischer Verschluss an Bord ist.
In der Konnektivität bietet die M10M einige Möglichkeiten. Wifi und Bluetooth ™ sind an Bord. Das ist tatsächlich etwas, das mir manchmal bei der M246 fehlt. Schnell mal ein cooles Bild aufs Smartphone beamen und teilen ist halt nicht. Dafür nutze ich bei der M246 und tatsächlich auch der M10M eine Möglichkeit, die für unter 10€ zu haben war: Einen SD-Kartenleser mit USB-C Anschluss. Der kommt dann einfach ans Telefon und gut ist.
Wer das friemelig empfindet, sei gewarnt: Die Leica FOTOS App ist… pfui. Man muss über bluetooth ™ die Kamera finden, welche man vorher ausgewählt hat und dann startet das Mobilgerät die WLAN Verbindung auf der Kamera und versucht (!), sich in diese einzuwählen und mit ganz viel Glück sogar, diese zu halten. Es ist ein Graus! Ob nun M10M oder Leica SL2 – mit der Fotos App gewinnt man nun wirklich kein Rennen. Mit der Leica SL und der Leica T hatte ich da fast nie Probleme mit den älteren Apps. Jetzt ist es furchtbar. Und dann auch noch ein Abo um DNG Dateien zu übertragen – finde ich äußerst frech bei einer App, die im Zusammenhang mit einer 7000€ Kamera funktionieren soll. Letztlich steht quasi ohne das Abo nicht die volle Funktionalität der gekauften Kamera zur Verfügung.
Handling
Bei der Nutzung macht die M10M richtig Spaß. Der Sucher ist perfekt konstruiert. Ich mag die Möglichkeit, einen EVF aufzustecken, wenn man es braucht. Das habe ich bei der M246 recht häufig gemacht, wenn ich Fremdobjektive adaptiert habe. Hey, eine M ist auch nur eine normale spiegellose Systemkamera, richtig?!
Die M10 Monochrom hat einen anderen Formfaktor als die M. Der gefällt mir richtig gut. Etwas schmaler, eine andere Daumenstütze, etwas andere Knöpfe. Der ISO-Knopf ist mir viel zu friemelig als dass ich ihn mehr als ein Mal unter Laborbedingungen genutzt hätte. Nettes Design, aber schnell geht anders. Da mag ich die M mehr.
Die M10 Monochrom habe ich immer mit dem passenden Halfcase genutzt. Dann liegt sie gut in der Hand. Vermutlich wäre es mit einem echten Handgriff noch besser. Was mir richtig gut gefällt ist das Labeling – keinerlei Farbe am Gehäuse. Hach. An sowas freut sich doch das Herz, auch wenn es nüchtern betrachtet völlig egal ist. Es muss ja auch Spaß machen. Die M10 hat natürlich nochmal ein anderes Button-Layout als die vorherige Generation. Kann man mögen oder nicht. „Reduziert“ ist es allemal. Allerdings muss man sich immer auch gewahr sein: Alles, was nicht mit einem Knopf oder Rad zu erreichen ist, steckt entsprechend in einem Menü. Designt man so ein Layout, muss man eine gute Balance finden. Hier ist es wirklich ganz gut in der Mitte zwischen Menü und Knöpfen aufgeteilt. So viele Funktionen fürs reine Fotografieren bietet die M10 Monochrom ja nun auch wieder nicht.
Performance
Tja…. Schon geil.
Zur Auflösung habe ich weiter oben schon was geschrieben, Handling ist auch sehr gut. High-ISO ist recht lange clean. Bei ISO 12500 kann man rauscharme Bilder produzieren. Alles weitere benötige ich meist nicht. Zumindest nicht im Dunkeln. Da fotografiere ich eher so, dass man auch versteht, dass es da dunkel war. High-ISO kommt für mich immer dann zum Tragen, wenn ich mit tiefer Schärfe (starker Blende) kurze Verschlusszeiten bei nicht allzuviel Licht benötige. Event- und Hochzeitsfotografen wissen, was ich meine. Blende auf geht eben nicht immer, wenn das Bild funktionieren muss. Und da spielt so eine M10 Monochrom wirklich ihre Stärken aus. Es sei denn, man braucht Farbe *hust*.
Die Auslöseverzögerung ist auch minimal, so dass man von „instant“ ausgehen kann. Das hat mir gut gefallen. Insgesamt hat man da ein wirklich verlässliches Werkzeug in der Hand. Qualität strömt aus jeder Ri… also es fühlt sich gut an.
Tatsächlich hat mich am ehesten frappiert, dass die M10 Monochrom noch stärker auf Farbfilter zu reagieren scheint als die M246. Das kann eigentlich nicht sein, denke ich. Der Eindruck ist jedenfalls da. Ich habe beim Einsatz von Gelb- oder Orangefiltern immer wieder rausbekommen, was ich bereits im Kopf hatte. Das gibt Vertrauen ins Werkzeug und damit lässt es den Fotografen wirklich weiterknipsen ohne ständig nachzuschauen. Das ist wirklich gut.
Upgrade von der M246 zur M10 Monochrom?
Tja. Schon wieder ein Kapitel, das mit der universellen deutschen Antwort auf alles beginnt. Ich bin hin- und hergerissen. Sagen wir es so: Würde ich jetzt erst in den Bereich Monochrom mit einer Kamera einsteigen wollen, würde es die M10M werden. Sie bietet, was eine moderne M alles leisten kann. Es ist eine Freude, damit zu arbeiten.
Da ich allerdings bereits eine Leica M Monochrom besitze, habe ich keine Not auf die M10M zu wechseln. Die Vorteile, die sie an Auflösung und ISO-Leistung bringt, benötige ich nicht. Der etwas verbesserte Sucher wäre ein Argument, aber das wiegt für mich persönlich nicht schwer genug um zu wechseln.
Fazit
Da sich immer wieder gern Fotografen mit mir unterhalten haben über die Monochrom und ihre Sinnhaftigkeit, kann ich nur sagen: Ja, ich kann auch mit meiner Nikon super Schwarzweiß-Aufnahmen machen. Also super im technischen Sinne. 😉
Aber jedesmal, wenn ich in Foren lese, wie die Leute sich um Weißabgleich, Farbpresets und -Profile heiß reden und über die verschiedenen Filmsimulationen oder gar Schwarzweiß-Konversionen in der Post-Production, bin ich froh. Ich bin froh, wirklich Helligkeitswerte aufnehmen zu können. Ich bin froh, dass ich im Nachhinein nicht so viel bearbeiten kann oder muss. Und allein dafür hat es sich gelohnt, meiner Schwarzweißpassion zu folgen und in eine Monochrom zu investieren. Erst danach ging ich auf die Suche nach einer adäquaten Farbkamera.
Den vorhergehenden Absatz kann und sollte man mit einem Schmunzeln lesen. Letztlich mag ich es einfach, Werkzeuge zu nutzen, die eine Sache richtig gut können. Dafür müssen sie anderes nicht können. Und die Leica Monochrom, egal welche Version, spricht mich da total an.
Schaut mal durch die Galerie (anklicken!) und auch gern mal in Alex‘ Shop vorbei!
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Hallo Elmar, ein netter Bericht, vielen Dank dafür. Ich selbst habe die M10M seit etwa Mai im Einsatz und ich muß sagen, daß die Leistung der Kamera für mich und meine Aufgaben phantastisch ist, im Lowlightbereich phänomenal. Ich setze sie parallel zu anderen Leica-Kameras ein, aber der für mich wichtigste Punkt ist das „Lowlight“-Verhalten und das ist bei Weitem besser als an den anderen Leicas. Dazu kommt, daß sie bauartbedingt für mich leichter zu fokusieren ist als z.B. eine SL2 oder Q2, wenn das Licht ausgeht. Insgesamt also für mich eine sinnvolle Ergänzung.
Das andere Thema ist ein sehr leidiges: die Leica Foto-App ist, und auch da muss ich Dir Recht geben, gelinde gesagt, Dreck. Wenn ich das zum Beispiel mit Phocus / Phocus2 von Hasselblad vergleiche, fällt die App einfach „hinten runter“. So gelingt es mir weder mit der Monochrom noch mit den anderen Kameras eine stabile Verbindung unkompliziert herzustellen. Sehr oft muss ich dann einfach alle Kameras aus der App löschen und neu einmelden, um dann, nach Stunden des Wartens, endlich eine Verbindung herzustellen, die dann eh abgebrochen wird. Ähnlich wie Du ziehe ich dann halt die Daten von der Karte, aber ich brauche zum Beispiel sehr regelmäßig eine Art „Fernauslöserfernbedienung“, bei Phocus (an sich auch nicht pralle…) funktioniert wenigstens das, bei Leica Foto halt auch nicht. Bei den Ms habe ich zur Not einen Drahtauslöser (Steinzeit!) dabei, aber mit der SL2 wird es dann schon eng…ich finde, das ist für mich der größte Schwachpunkt an dieser Kette: die miese App. Kann sein, daß ich ein Spezialfall bin, aber so schwierig kann es doch nicht sein? Anyway, ich freue mich, daß ich nicht alleine im Boot sitze und es auch nicht an mir liegt…
Weiterhin happy shooting und viele liebe Grüße
Michael
Hi Michael,
bislang ist die M10-D die einzige Leica, die ich schnell und einfach mit der Fotos App verknüpfen konnte. Alle anderen machen Probleme, wie von dir beschrieben. Ich schmeiß die dann auch immer aus der Liste und melde sie neu an… Lowlight ist bei der M10 Monochrom wirklich ein riesen Vorteil. Ähnlich schon bei der M246.
Viele Grüße!
Hallo Elmar,
ich hatte die CCD Monochrom von Anfang an, leider stellte ich letzten Herbst fest, dass wie bei meiner M9 der Sensor auch korrodiert war. Nach langem Überlegen bin ich auf das Upgrade Angebot von Leica auf die M 246 eingegangen — und ein paar Wochen später wurde die M10M angekündigt. So hatte ich mir eine 5 Jahre alte Technik gekauft! 🙂 Sehr ärgerlich.
Ich liebe die 246 mit den wundervollen Grautönen, aber mehr Pixel mit mehr Auflösung für große Drucke wären natürlich schon super.
Ich denke auch immer mal wieder über einen weiten Upgrade nach, aber der Preisunterschied ist doch sehr groß gegen meine dann „gebrauchte“ 246.
Vor ein paar Wochen hatte ich zu Leica Monochrom einen Artikel geschrieben, u.A. auch mit dem Einsatz von Filtern bis zu IR Filtern, wenn es dich interessiert:
https://www.messsucherwelt.com/leica-monochrom-die-welt-in-graustufen/
Viele Grüße
Dierk
Hi Dierk! Danke für deinen coolen Artikel!
Ich bin, was Ausdrucke angeht, womöglich etwas „geschädigt“. Die 300dpi, die manche Druckereien gern haben möchten, erfülle ich bei wirklich großen Drucken (also bspw 120x180cm) nie. Beim genannten Format habe ich auch schon erfolgreich die 10 oder 12 Mp einer Nikon D80 genutzt. Da verlasse ich mich auf die Faustregel, dass ja in üblicherweise bei großem Format auch der Betrachtungsabstand steigt und sich damit wieder alles relativiert. Kurz gesagt, für mich ist die höhere Auflösung der M10M kein Grund fürs Upgrade. (Klar macht ein reinzoomen ins Bild schon mal Spaß!). Für die vergangenen Ausstellungen mit Druckgrößen von 40x100cm hat die M246 jedenfalls mehr als nur ausgereicht – ich bin zufrieden. Soll eigentlich nur heißen: Nicht ärgern, einfach weiter dran Freude haben. Leben ist zu kurz für Ärger über sowas. 🙂