Wie klein er doch ist, der Mensch. Dennoch kommt irgendwoher die Idee, irgendwie drüber zu stehen. Da krabbeln Menschen auf einen Berg (hier: Mont Blanc, also auch kein „kleiner“) und man sieht, wie klein sie doch sind. Teilweise wird da wochenlang vorbereitet, eine Seilschaft gegründet und Ausrüstung, Termine und Training koordiniert. Ohne das schafft man es auch, aber ungleich schwerer… So einen Berg zu besteigen ist nicht einfach, insbesondere, wenn man wie eine Ameise neben Gulliver steht.
In die Berge gehen und die Weite genießen – das ist eine wunderbare Sache. Für manch einen öffnet sich da ein Tor zu einem neuen Erfahrungshorizont, manchmal auch immer wieder neu. Die klare Luft, die (hoffentlich) gute Sicht, die Anstrengung des Steigens, das Glücksgefühl, es geschafft zu haben. Das summiert sich in einem Moment. An jenem Tag dort am Mont Blanc hat es für mich nicht ganz gereicht, um bis nach oben zu kommen. Das Wetter wurde schlechter und so blieb es bei rund 4400m. Auch gut, so hatte ich ein paar Momente um ein paar Aufnahmen zu machen und zur Seilbahnstation Aiguille du Midi wieder abzusteigen. Dort oben auf dem Gipfel tummelten sich die Bergsteiger – es war ein Kommen und Gehen. Hoffentlich einigermaßen friedlich, denn für den Gipfelmoment musste man sich anstellen.
Fotografisch war das eine interessante Zeit (Jahr 2000) – quasi der Übergang von Film zu Sensor. Viele schwörten noch auf Film (so wie ich damals auch) und manche waren schon voll digital unterwegs. Dort am Berg war es… lustig. Für einen solchen Steig war ich eigentlich viel zu bepackt. Am Fotopunkt holten einige ihre Kameras aus dem Rucksack: Man sah kompakte analoge, aber auch digitale Knipsen. Ich hatte einen Zenit dabei mit drei Objektiven, Helios 44-M 58mm f2, Pentacon 135mm f2.8 (mit dem diese Aufnahme entstand) und Pentacon 29mm f2.8 – weiß ich ganz genau, denn das 58er war meins und die anderen für die Reise geliehen. Eingelegt war ein Fuji Sensia Film. Und dann steht man da im Schatten auf 4400m Höhe und es ist arschkalt – drei Leute packten die digitalen Kompakten wieder ein, weil sie wegen der Kälte nicht funktionierten. Der Zenit klackte hingegen satt. Dort am Berg ein eindeutiger Sieg für die robuste russische Technik. Heute vermutlich undenkbar aus tausend Gründen, die man in Forumsdiskussionen lesen kann (kein zweiter Kartenslot, äh, Film??? 😉 )… Und irgendwie reicht die „Auflösung“ sogar um die Gestik der Menschen dort oben zu zeigen. Man könnte heute fast meinen, das ginge nur mit 150 Megapixeln oder sowas.
Für manche, die sich wichtig nehmen, wünsche ich mir einen Aufenthalt draußen bei den Elementen. Ob nun Berge oder draußen auf dem Meer, in der Wüste oder tief im Wald. Einfach mal wieder klein sein (und nicht im kindlichen Sinne diesmal) und sich wieder etwas zurück nehmen.
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Elmar, diese Zeilen könnten von mir sein 🙂 , einfach ganz wunderbar auf den Punkt gebracht.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen !
(außer vielleicht, ich war am Gipfel, kann mich aber gar nicht mehr so genau daran erinnern – ist schon länger her, viel mehr ist mir der Weg dorthin in Erinnerung geblieben – wie so oft !! – du siehst, du hast nix versäumt 🙂 )
LG Wolfgang