Heute wollen wir Klaus Riesmeier die Gelegenheit geben bei uns hier auf Qimago seine Meinung zu dem Godox Blitzsystem Euch mit zu teilen. Klaus ist wie Elmar und Mehrdad auch im deutschen Fuji X-Forum recht aktiv und nicht zuletzt dort ist wohl auch die umfangreichste infoquelle rund um das Godox Blitzsystem in Deutschland zu finden. Klaus hat dort besonders viel dazu beigetragen, weshalb wir uns freuen das er seine Erfahrungen hier mit uns teilt.
Scheißlicht ist Scheißlicht, egal, wie viel davon vorhanden ist. (Zitat Jenwe, www.fuji-x-forum.de)
In diesem Artikel geht es um Blitze der Marke Godox. Alle modernen Digitalkameras liefern bei ISO3200 oder mehr durchaus akzeptable Ergebnisse, da könnte man meinen, Blitzen sei überflüssig. Zuverlässig spaltet das Thema Blitzen die Fotobegeisterten, die einen lieben es, die anderen hassen es. Letztere sollten ab hier aufhören zu lesen. Ich hingegen mag es sehr, der Lichtstimmung nach zu helfen.
Auf die Marke Godox bin ich aufmerksam geworden, seit letztem Sommer Fuji-kompatible Blitzgeräte im Angebot sind. Durch den Verkauf meines Nissin i40 suchte ich wieder einen kleinen Aufsteckblitz, der kompatibel mit meiner Fuji X-T2 ist. Für arrangierte Setups war ich mit meinen Youngnuos (560 III und 560 TX) zufrieden. Nach kurzer Durchsicht der Produkte und deren Fähigkeiten habe ich mir ein kleines Set bestellt:
- Funkauslöser X1T-F (39 €)
- Kompaktblitz TT350F (73 €)
- Blitz TT685F (113 €)
Für mich wichtig sind:
- Steuerung der Leistung im Sender auf der Kamera
- Funkempfänger im Blitz
- Es war schon immer mein Wunsch, auch mal auf Feiern entfesselt zu Blitzen und hier ist mir die TTL-Messung wichtig. Manchmal gibt es Situationen, da soll der erste Schuß passen.
Meine ersten Schritte im entfesselten Blitzen habe ich mit einem alten Metz und zwei Yongnuo-Trigger gemacht und weil ich es gerne komfortabel habe, sind diese Punkte aus meiner Sicht mehr als nur “nice-to-have”. Das Godox-Blitzsystem erfüllt diese Punkte, die Aufsteck-Blitze haben zusätzlich einen Sender integriert. Im Sender-Modus ist es auch möglich, den eigenen Blitz zu aktivieren oder als reiner Sender zu arbeiten.
Innerhalb der Godox-Blitzgeräte kann via Funk der gleiche Blitz in Canon-/Nikon-/Sony-/Olympus-Ausführung ausgelöst werden. Weiterhin gibt es im Godox-Programm vom kleinen Aufsteckblitz TT350 bis zum akkubetriebenen AD600pro und verschiedenen Studioblitzen mit integriertem Funkempfänger für jede Leistungsstufe einen passenden Blitz.
Die Größe des TT350 entspricht in etwa dem Nissin i40, jedoch ist dieser aufgeklappt flach und nimmt weniger Platz in der Fototasche ein. Neben dem Funksystem beherrschen die Blitze auch HSS, sofern diese Betriebsart die Fuji-Kamera unterstützt. Der Funksender X1T und TT350F bekommen die Energie aus zwei AA-Zellen, beim TT685F sind es vier. Die Form des Blitzkopfs beim TT685F ist identisch zum Yongnuo 560III, so dass sämtliches Aufsteckzubehör für Yongnuo auch auf den TT685 passt. Der Vorteil der kompakten Größe des TT350 ist gleichzeitig auch ein Nachteil: Die meisten Lichtformer für Aufsteckblitze passen nun mal nur vernünftig auf den TT685. Lediglich der kleine und mittlere Flashbender passen auf den TT350. Unterwegs zum Aufhellen genügt mir häufig der TT350 auf der Kamera, so dass mir die kompakte Größe recht ist. Den TT685 habe ich auch nur probehalber auf der Fuji montiert, die meiste Zeit nutze ich diesen entfesselt.
Die Ersteinrichtung ist für erfahrene Blitzer kein Problem, für Einsteiger etwas schwieriger, da die Anleitung nicht sehr ausführlich und leider auf Englisch ist. Danach funktionieren die Blitze wie gewohnt. Meistens arbeite ich manuell, soweit nichts Neues. Ungewohnt war für mich das Handling des X1T. Als erstes muss die Gruppe mit dem Rad ausgewählt werden, dann der Modus und dann wieder eine weitere Taste, um anschließend der Werte ein zu stellen. Der Yongnuo 560TX mit Drucktasten war mir lieber, ich konnte durch mitzählen der Klicks den Sender blind bedienen. Bei Fuji-Kameras im Rangefinder-Design verdeckt der X1T das Zeitenrad. Ist zwar nicht dramatisch, aber auch nicht durchdacht. Neu war für mich die TTL-Messung und solange man keine extremen Lichtsetups hat, bekommt man häufig ein akzeptables Ergebnis. Ob die angegebene Anzahl Blitze bei vollen Akkus erreicht werden, habe ich nie getestet. Wenn ich los gehe, sorge ich für volle Akkus und diese halten bei meinen Einsätzen immer durch. Soweit für mich keine Schwierigkeiten.
Ein unangenehmen Effekt habe ich mit dem TT685F und X1T erlebt: Lt. Datenblatt soll der Sender eine Reichweite von 100m haben. Im Nahbereich gibt es so etwas wie einen “Funkschatten” und der TT685F löst nicht aus. Hält man beim Einschalten des Senders die Test-Taste gedrückt, so wird der 30m-Modus aktiviert und es klappt problemlos im Nahbereich. Leider vergesse ich das immer wieder beim Einschalten… 🙁 Es wäre schön, wenn Godox, dass via Custom-Funktion als Firmware-Update nach reichen könnte.
Als Vorteil gegenüber dem Nissin empfinde ich die Leistungskorrektur im TTL-Modus. Da es kein feststehendes Rad ist, wird im Display der Kamera oder Blitz die jeweils eingestellte Korrektur angezeigt. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese im Blitz oder in der Kamera vorgenommen wurde. Weiterhin zeigt mir das beleuchtete Display die Werte an und ich kann im Dunkeln mit den Aufsteckblitzen arbeiten. Beim Nissin musste ich raten oder eine Taschenlampe zu Hilfe nehmen.
Mit dem X1T auf der Kamera gibt es einen Fehler bei der Leistungskorrektur in der Kamera, der Korrektur-Wert wird verdoppelt. Hier ist es besser, die Korrektur im Trigger vorzunehmen. Beim Einsatz von mehreren Blitzen sowieso.
Gegenüber meinen Youngnuos gibt es ein kleines, aber ärgerliches Manko: Wenn der Blitz nach dem Sender eingeschaltet wird, feuert dieser beim ersten mal mit den zuvor eingestellten Werten. Ich habe mir angewöhnt, erst die Test-Taste zu drücken, bevor ich ein Foto aufnehme. Dadurch werden die eingestellten Werte zum Blitz übertragen. Schlimm wird es beim AD200, wenn dieser zuvor auf volle Leistung eingestellt war. Bei einer Portraitsitzung kommt das nicht gut an.
Bei den Aufsteckblitzen sind leider nur die Gruppen A,B und C wählbar, beim AD200 A bis E. Beim Einsatz mit mehreren Aufsteckblitzen in verschiedenen Gruppen, könnte das zum Problem werden.
Nachdem ich mit den Godox-Sstem warm geworden bin, habe ich einen Teil meiner Yonguos verkauft und mir einen weiteren TT685F, sowie AD200 gegönnt. Der AD200 unterscheidet sich zum Aufsteckblitz trotz ähnlicher Abmessungen deutlich:
- Blitzkopf nicht schwenkbar, dafür Austauschbar
- Eine runde Blitzröhre
- Normaler Blitzkopf mit integriertem LED-Einstelllicht
- Lithium-Ionen-Akku mit separatem Ladegerät
Aus meiner Sicht könnte der normale Blitzkopf weggelassen werden, ich nutze nur den Runden. Der runde Blitzkopf bietet eine bessere Lichtverteilung bei größeren Lichtformern, wie z.B. Beauty Dish mit Wabe. Brauchte ich beim Aufsteckblitz z.B. ¼ Leistung, schafft der AD200 mit runder Blitzröhre es bei 1/16 Leistung. Wie die anderen Blitze auch, unterstützt der AD200 TTL und HSS. Die Kompatibilität zur Fuji war erst mit Firmware 2.0 gegegeben. Bei meinem AD200 war diese von Anfang an eingerichtet. In einem separaten Artikel gehe ich näher auf den AD200 und das Zubehör ein.
Seit Anfang des Jahres gibt es einen neuen Funksender, den XPro. Dieser hat eine andere Form, die Gruppen können direkt angewählt und mit dem Rad eingestelt werden. Bei den Fuji-Kameras im “rangefinder”-Stil hat dieser auch den Vorteil, dass das Zeitenrad sichtbar bleibt.
Viele Funktionen sind gegenüber dem X1T direkt im Menü abrufbar und nicht in komplizierte Custom-Functions versteckt. Auch kann die Leuchtwinkelregelung der Aufsteckblitze mit dem Sender individuell geregelt werden. Weiterhin besitzt der Sender per Menü die Begrenzung auf 30m Reichweite, so gibt es im Nahbereich keine Auslöseprobleme.
Interessanterweise kann man beim Xpro die Leistungskorrektur in der Kamera nicht verstellen, der Korrekturwert wird wieder automatisch auf Null zurückgesetzt.
Als Besonderheit gibt es eine TCM-Taste. Man schießt ein Bild im TTL-Modus und die Leistung wird anschließend in manuelle Werte umgewandelt. Hat der erste Schuß die passende Belichtung kann nun mit identischer Leistung weiter geblitzt werden, ohne dass einem die TTL-Messung einen Streich spielt. Ich habe es probiert, es funktioniert, nutze es so gut wie gar nicht. Mann ist ab fünfzig ein Gewohnheitstier. 🙂
Der X1T, TT685, TT350 und AD200 haben einen Mikro-USB-Anschluß, der Xpro einen USB-C Asnchluß. Über entsprechende Kabel können Firmware-Updates vom PC ein gespielt werden. Das bringt mich zum nächsten Kritikpunkt: Nicht nur, dass die Update Software ausschließlich unter Windows läuft, es gibt auch zwei verschiedene Update-Programme. Weiterhin muss die Firmware manuell von www.godox.com herunter geladen werden und mit der richtigen Software entpackt werden. (Typ RAR, mein Tipp: 7zip) Ideal wäre es, wenn es eine Update-Software jeweils für Windwos und Mac geben würde und diese sich automatisch die passende Firmware zum angeschlossenen Gerät aus dem Internet laden würde.
Fazit:
Neben all meiner Kritik, möchte ich betonen, dass die Blitze ansonsten problemlos funktionieren. Die Macken sind leicht zu beherrschen, insbesondere der Xpro gefällt durch die optimierte Bedienung und korrigierten Fehler. Der Preis für die gebotene Leistung ist sehr gut, bei mir haben sich die Blitze als zuverlässig erwiesen. Lobenswert ist auch die Update-Möglichkeit durch eine neue Firmware. Für den Fall, dass Fuji sich beim Blitzen etwas Neues einfallen lässt, ist man gerüstet.
Ein besonderer Dank gilt Rico Pfirstinger, der durch unermüdliches Testen die Fähigkeiten der Godox-Blitze ausgelotet hat und dieses im X-Forum dokumentiert hat.
Im Netz kann man Klaus unter anderem auf Instagram finden:
Bei der Gelegenheit möchte ich noch auf ein tolles Buch aufmerksam machen, was nicht zuletzt für Fujifilm Nutzer sehr interessant sein könnte? Es wurde von 6 Fujifilm X-Photographern in Eigenregie im Francis-Verlag veröffentlich. Es besteht kein direkter Zusammenhang zu Fujiflm selber, ausser der Kamera selber natürlich. Schaut doch mal im Fujifilm X-Blog vorbei für mehr Informationen und einer Leseprobe.
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Schöner Bericht, der sich mit meinen Erfahrungen deckt. Der Godox-Thread im Fuji-Forum ist in der Tat Gold wert und würde es verdienen, als eBook konsolidiert zu werden.
Hallo und vielen Dank dafür, dass Du unser Buch erwähnst. Es zu schreiben, hat viel Spaß gemacht – und jetzt, da es gedruckt vorliegt, die Beiträge der fünf Kollegen zu lesen, auch! Wir wünschen eine interessante und vergnügliche Lektüre!
Klasse Erfahrungsbericht! Hört sich nach einem sehr interessanten Blitzsystem an, dass ich mir einmal näher ansehen muss. Freue mich auf weitere Gastbeiträge von Dir hier im Blog.
Hallo,
netter Beitrag, hatte gehofft das meine Probleme hier auch behandelt werden.
Nutze den TT350f als Master und einen V860IIf (identisch zu TT685) als Slave.
Leider löst der TT350f alle Gruppen aus, wenn ich also Master (TT350f) auf Gruppe A TTL habe und Slave (TT685) auf Gruppe B, löst der Slave dennoch aus.
Am Master (TT350f) habe ich Gruppe A natürlich auf „kein Blitz“ eingestellt.
Ebenso ist mir aufgefallen, dass zwar Blitzart (TTL, manuell) und Intensität (z.B. 1/128) übertragen wird, die Zoomeinstellung aber nicht.
Der Slave Blitzkopf bleibt dumm auf der Brennweite, die er ursprünglich eingestellt hatte.
Vielleicht kannst Du das ja mal für mich testen.
Beste Grüße