Da liegt sie und erscheint im besten Lichte. Die Landschaft macht sich vor mir breit und ich überlege kurz: Wie stelle ich es an?
Es ist für manche eine Art Grundsatzentscheidung, ob sie eine Landschaftsaufnahme lieber weitwinklig angehen oder normal oder mit einem Teleobjektiv. Schau ich mich in den Social Media um, scheint es quasi angesagt zu sein, ein Ultraweitwinkel an die Kamera zu schnallen und dann erstmal möglichst viel drauf zu bekommen. Dann die Farbpalette mal ordentlich aufgedreht und schon ist das Bild fertig und gut. Oder?
Ein gewisser Bildwinkel hat sich inzwischen so weit durchgesetzt, dass er „gewohnt“ ist – die meisten Smartphones greifen darauf zurück und die alten Hasen kennen es noch als das Standardweitwinkel schlechthin: „28mm auf Kleinbildformat“. Dieser Bildwinkel ist so dermaßen angesagt bzw auf die Verbraucher aufgedrückt, dass sogar „richtige Kameras“ so daher kommen. Man denke hier an die Leica Q oder die Fuji X70, Nikon Coolpix A und diverse andere. Im zwischenmenschlichen Bereich ist dieser Bildwinkel durchaus stimmig. Zumeist befindet sich das fotografierte Geschehen im Bereich zwischen 1m und 3m Entfernung. Da passt dieses Weitwinklige ganz gut, möchte man meinen. Wer nicht ganz so nah ran kommt, nutzt gern mal die 35mm – das ist sozusagen die typische Reportagebrennweite gewesen, mit der man nicht zu nah ran musste, aber auch nicht zu weit weg. Aber gut, zurück zur Landschaft.
Halte ich mit dem (äquivalenten) 28mm drauf, kann ich die Weite der Landschaft, ein bisschen Vordergrund und Hintergrund und etwas Himmel gut einfangen. Alles klar, alles drauf. Wird es etwas weitwinkliger, kommt schnell mal Dramatik ins Spiel. Gerade im Weitwinkelbereich machen 1-2mm manchmal schon richtig was aus. Ich persönlich mag bspw 24/25mm (ich mag mein 25er Distagon schon sehr!) mehr als diese 28mm. Viele schießen sich bei Landschaften auf rund 21mm oder weiter ein. Linien werden dramatischer, der Himmel höher und weiter. Was man jetzt natürlich nicht vergessen darf, ist das Spiel aus Vordergrund und Hintergrund.
Im Grunde nehme ich ein Weitwinkel ja nur, um dasselbe Objekt, das ich sonst per Normalbrennweite ablichte, in einen weiteren Kontext zu setzen. Damit es dann noch erkennbar ist, muss ich eigentlich näher ran. Etwas, das hier und da vernachlässigt wird – ich denke da so an geknipste Aufnahmen, bei denen ich raten muss, was das eigentliche Motiv der Aufnahme war (der Horror bei Diaabenden!). Fragt man nach, kommt sowas wie „Keine Ahnung, sah halt schön aus.“ oder gar „Na der Baum da hinten links.“ Da ist der Betrachter des Bildes teilweise schont sehr herausgefordert. Aber nicht nur die Nähe zum Motiv ist wichtig.
Kippe ich die Kamera lieber an oder richte ich waagerecht aus? Auch ein wichtiger Punkt – natürlich kann man so Boden oder Himmel im Bild betonen. Nicht immer greift die Drittelregel für jedes Motiv. Manchmal möchte man auch die Aufmerksamkeit gezielter lenken und die Wahl des Winkels kann dabei entscheidend sein. Kippt man die Kamera, dann kippt auch alles, was sonst senkrecht steht, optisch mehr oder weniger um. Eine Abhilfe schaffen da, wie in der Architekturfotografie, Tilt-Shift-Objektive. Man bringt das Aufnahmesmedium (Sensor/Film/etc) in die entsprechende Ebene und verstellt dann das Objektiv. Beispielsweise Haus ist senkrecht, Kamera auch und damit das Haus „drauf passt“ stellt man das Objektiv entsprechend ein. Ergebnis: Kaum stürzende Linien. Oder aber anders rum: Kamera nahezu waagerecht und Objektiv in die Entfernung. So kann man unglaubliche Tiefenschärfe vorgaukeln – „Scheimpflugeffekt“. Ein Shift-Objektiv hatte ich leider schon länger nicht mehr in Händen, das muss ich mal wieder ändern…
Wer also weitwinklig an eine Landschaftsaufnahme gehen möchte, achtet ein bisschen auf Linien, Vorder- und Hintergrund und schon sitzt die Familie nach dem Urlaub etwas entspannter vor der Leinwand, äh, Monitor, äh Smartphoneinderhand.
Eins noch:
Leave a reply