Ich mag die Wüste. Ehrlich gesagt kann ich nicht sagen, warum. Ich glaube, es ist die Weite, das scheinbar Endlose und die Ruhe. Die Ruhe ist herrlich. In meinem Beruf bin ich viel unter Menschen. Ich liebe auch Menschen, aber manch einmal…..mmmh….ja, da gehen sie mir einfach auf den Geist. Ich kenne viele Menschen, die können oder wollen nicht alleine sein, sie brauchen immer Menschen um sich. Zu dieser Sorte Mensch gehöre ich nicht. Ich brauche dieses alleine sein manchmal einfach.
Deshalb hatte ich mich auch sehr auf den kurzen Trip nach L.A. gefreut, denn neben meiner neuen Fujifilm x-pro2, welche ich endlich mal auf einen Trip mitnehmen und fordern konnte, hatte ich noch die Fujifilm X-T1 IR (infrarot) im Gepäck. Geplant war ein Kurztrip von L.A. nach Palm Springs und dann in den Joshua Tree Park um Astrofotos zu machen. Die Tour bin ich so auch abgefahren, aber mit Astrofotografie wurde es nichts. Es wehte so ein starker Wind, dass an Langzeitaufnahmen bzw. arbeiten mit Stativ nicht zu denken war. Vor allem dann nicht, wenn man sich aus Gewichtsgründen extra ein Carbonstativ gegönnt hat; man spielt dem Wind damit geradezu in die Hände.
Morgens gegen 8 Uhr ging es von Torrance in Richtung Palm Springs los. Mein Trip sollte am ersten Tag des alljährlichen Coachella Festivals stattfinden. Ich hatte die Sorge, dass ich in starken Verkehr komme, dem war zum Glück nicht so. Der Musikplayer wurde angestöpselt und ich glaube, dass ich während der fast 2,5 stündigen Autofahrt so viel „L.A. Woman“ von den Doors gehört habe, dass es mir eigentlich zum Halse raushängen müsste. Tatsächlich aber geht das bei diesem Song bei mir nicht. Ich liebe diesen Song und auch hier: Ich kann Euch nicht sagen warum. Die Dynamik dieses Songs ist für mich Adrenalin. Meine Frau würde jetzt mit den Augen rollen, ist aber so.
Schon bei der Abfahrt habe ich den starken Wind bemerkt, man sieht es gut bei den Palmen. Aber erstens liebe ich es, in den USA Auto zu fahren, und zweitens dachte ich „das wird schon“ im Landesinneren.
Ein paar Meilen mit Jim und einige Pausen später kam ich in Palm Springs an. Schönes verschlafenes Örtchen. Aber im Grunde finde ich es wie fast jede andere Kalifornische Stadt auch: Das Wetter ist halt immer schön da. Ein lieber Freund und Kollege empfahl mir bei einem kurzen Stop, wie ich ihn mir zeittechnisch eben nur leisten konnte, den Indian Canyons. Ein kleiner Park, der wohl in indianischer Hand ist und neben der Wüstenlandschaft kleine sehr dichte Ansammlungen von Palmen aufweist.
Es war zwar schon recht warm als ich dort war, aber für die Gegend ist das eher nichts besonderes. Eine kleine Rast unter dem Palmendach ist sehr entspannend. Meine Entspannung wurde lediglich von dem großen Schild zu Beginn des Abstieges etwas getrübt auf dem großflächig vor dem hohen Risiko an Klapperschlangen in der Gegend gewarnt wird :/
Mittlerweile war es schon 15 Uhr und ich wollte nicht zu spät im Joshua Tree Park sein, da es zum einen fast eine weitere Stunde Fahrt war und ich ja auch erst einmal eine gute Stelle finden musste um meine langersehnten Astrofotos zu machen. Als ich im Park ankam war ich dann doch sehr erstaun,t fest zu stellen, dass der Wind gefühlt da sogar noch wesentlich stärker war als in L.A.. Aber ich lies mir die Laune noch nicht verderben. Der Joshua Tree Park ist ja nun auch durchaus für andere Fotos geeignet. Und ich war immer noch positiv, dass der Wind dann irgendwann, wenn ich soweit bin, seinen Spass daran, mich zu ärgern, verlieren wird. Stadtmenschen….pfffff!
Die Jahreszeit, die ich gewählte hatte, war günstig. Die Wüste begann zu blühen. Kommt man im Sommer sieht das da alles sehr viel vertrockneter aus. Meine erste Anlaufstelle war das Hidden Valley. Wie der Name schon sagt ein kleines verstecktes Tal umringt von den typischen Steinformationen, wie man sie im Joshua Tree Park verteilt immer wieder antrifft. Der Zugang wurde von Menschenhand freigesprengt, vorher war das kleine Areal fast vollständig von aussen abgeschirmt. Zumindest für den nicht-Kletterer. Meine Frau wird mich jetzt wieder auslachen, aber manchmal mag ich es auch, Blümchen zu fotografieren 😉
Irgendwann dann musste ich mir aber eingestehen, dass der Wind wohl seinen eigenen Willen hat. Hinzu kam das der 12 Stunden Flug am Tag zuvor, die nur 6 Stunden Schlaf in der Nacht und die Autofahrt von L.A. über Palm Springs in den Joshua Tree Park ihren Tribut forderten. Ich wurde verdammt müde. Langzeitbelichtung konnte ich eh vergessen, also machte ich mich schweren Herzens auf den Heimweg. Alleine die 3 Stunden in der Dunkelheit ziemlich müde zurück nach L.A. Ganz ehrlich? Was für eine bekloppte Idee! Dass ich keinen Unfall gebaut habe, ist einfach nur Glück gewesen. Jedenfalls weiß ich heute wie sich ein Sekundenschlaf anfühlt.
Nun denn, aber am Ende des Tages kam ich glücklich und gesund wieder im Hotel an und hatte wieder ein paar schöne Eindrücke von dem wirklich schönen Land gesammelt, was die Amerikaner einfach mal haben. Das ist nicht von der Hand zu weisen!
Zum Schluss noch mal mein Beitragsbild, was ich selber sehr mag. Auch wenn ich manchmal die Einsamkeit suche. Diesen Moment hätte ich gerne mit meiner Frau an meiner Seite erlebt. Ja, manchmal kann ich auch romantisch! 😉
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Wie immer ein sehr schöner Bericht mit traumhaften Bildern :-). Apropos Bild: Den ganzen Menschen sieht man den Fels am Klettern und den halben Menschen rechts von ihm zwischen zwei Felsen (sieht aus wie eine Höhle) :-).
Danke Dir Pejman!
Das sind sehr schöne Bilder geworden. Da du ja aufforderst das Bild genauestens zu untersuchen 😉 ist mir dann erstmal ein dicker fetter (aber leichter) Fleck im Himmel Mitte-links aufgefallen. Zu den Menschen: Sie waren schwer zu finden, aber der halbe ist hinter den 3 Felsen links vom Baum, sieht aus wie eine Höhle und der ganze klettert gerade die Felsen hoch. Den sieht man quasi in der Erweiterung zwischen den beiden unteren Ästen, in gebückter Haltung.
Danke Dir Felix!
Freut mich das Dir die Bilder gefallen.
Naja, bin ich selbst Schuld wenn ich gerade zu zum Heuhaufen durchsuchen auffordere. Ich werde das Bild mal neu anfassen. Aber die Menschen lasse ich hier in der Version drinnen. Also an alle die das danach lesen. Sie sind noch da 😉
Na, das war dann wohl doch sehr komprimiert, Mehrdad, deinen kurzzeitigen L.A.- Trip noch mit einer Stippvisite in die Wüste zu verbinden. Aber wenn man sich, so wie du, nach einigen ruhigen Stunden sehnt….why not?
Das dir dann dem Rückweg die Augen zugefallen sind….eigentlich selbsterklärend 😉
Für mich, ohne jegliche Absicht an dieser Stelle Schleichwerbung zu betreiben,
fällt zum Thema ‚Wüste‘ sofort Michael Martin’s hervorragendes Bildwerk ‚Planet Wüste‘ ein.
Man muss es gesehen haben!
Ja, und zum Thema versteckte 1 1/2 Menschen im Fels, schließe ich mich dem Vor-Kommentaristen gerne an…
LG
Rolf
Danke für den Hinweis auf Michael Martin. Das schaue ich mir mal genauer an.
Noch vor ein paar Jahren hätte mir so ein Kurztrip nichts ausgemacht, aber spätestens seit dem letzten Wochenende ist die Message bei mir angekommen: Auch ich werde älter 😮
Das nächste mal nehme ich halt einfach eine nette Kollegin mit. Vorteil ich kann ein paar Portraits machen und habe auf dem Rückweg eine Unterhalterin 😉
…keine schlechte Idee:
nette Kollegin und reden hält wach 🙂
Die Boulderer sind in der Felsspalte neben dem schönen Baum. 🙂
Schöne Fotos… vielleicht checkst du auch mal meine Seite? felix.pictures
Beste Grüße
Felix
Schade dass das mit den Bildern nachts nichts geworden ist, aber die die du so gemacht hast können sich ja auch sehen lassen. Vielleicht auch besser dass du zurückgefahren bist, sonst hättest du am Ende noch im Auto schlafen müssen 😉
Das Suchbild hat mich grade mindestens 15 Min beschäftigt, bis ich gemerkt habe dass es auch in den Kommentaren steht. Das hat man davon wenn man erst sucht und dann zu Ende liest.
Den in der Höhle der halb vom Baum verdeckt wird hatte ich recht schnell, seinen Kumpel der daneben auf dem Felsvorsprung sitzt hat mich dann doch länger beschäftigt.
LG
Peter
?
Echt geile Bilder, da kommen wieder Erinnerungen hoch.. 😉
Ich muss aber echt sagen dass es im Frühling wirklich um einiges interessanter dort aussieht, die Farben der Blumen stechen so stark aus der sonst einheitlichen Farbe heraus.
Ach ja und die beiden Herren sind natürlich links neben dem großen Baum an der Felswand zu sehen. 🙂
LG Stefan
Danke Stefan!
Ja, im Hochsommer ist das da etwas trostlos…kenne die Gegend auch in dieser Zeit. Aber Wüste ist für mich eigentlich immer irgendwie faszinierend. Ich weiß gar nicht warum?
So! Ihr habt alle richtig geraten!
Ich wollte nicht losen, also bekommt Ihr alle ein Bild aus diesem Post Eurer Wahl 🙂
Einfach bitte ne Mail an mich mit dem Wunschbild und der Adresse wo es hingehen soll und ab geht die Post 🙂
…freut mich, dass wir alle eine deiner Wüsten-Aufnahmen bekommen, Mehrdad!
Ich hätte dann zu Erinnerung gerne das “Felsenfoto“
Danke, und auf weithin viele interessante Blog’s von dir,
LG
Rolf
Gerne! Soll ich die Menschen drinnen lassen? 😉
Schick mir mal bitte per Mail dann Deine Adresse.