Manchmal klappt es einfach.
Vor einer Weile hatte ich die Möglichkeit, einen Geheimtipp unter den „Altgläsern“ unter die Lupe zu nehmen – das Zeiss Distagon 28mm f2.8 für den Contax/Yashica Anschluss. Währenddessen fiel mir mal wieder ein, dass ich gern mal die f2 Version davon ausprobieren wollte (und zwar die alte Version für C/Y). Jene trägt den Beinamen „Hollywood“ wegen der besonderen Zeichnung der Bilder.
Ich fragte bei Zeiss ein 28mm f2 an – allerdings die moderne Version für den Nikon-Anschluss – um einfach dies Objektiv mal auszuprobieren. Über den Leihservice bei Zeiss war das auch kein Problem und so konnte ich damit ein paar Tage arbeiten. Es gab ein paar Fragen, die ich für mich beantworten wollte. Bei den Zeiss Classic Objektiven gibt es sozusagen eine f2 Reihe. Aus dieser besitze ich das 25mm f2, 35mm f2 und das 50mm f2. Das 100mm f2 und das entsprechene 135mm konnte ich auch schon testen und bin begeistert. Die Objektive haben alle einen sehr guten T-Wert, so dass ich größere Blendenöffnungen auch nicht vermisse. F2 reicht mir in der Regel völlig und damit brauche ich mich weder mit Größe und Gewicht noch mit dem Preis von f1.4 Optiken auseinandersetzen. 😉
Ich wollte nun wissen, ob sich das 28mm f2 Distagon gut in diese Reihe einfügt oder ob auch das f2.8 „ausreicht“. Bei dem 25mm f2 hatte ich mich gut ein Vierteljahr damit auseinander gesetzt, ob mir nicht ein f2.8 auch „reichen“ würde, und letztlich das f2 gekauft. Weniger wegen der Lichtstärke, vielmehr wegen des Charakters. Sowohl beim 25mm f2.8 und beim 28mm f2.8 erhält man nämlich Objektive, die einfach echte Arbeitstiere sind. Von Offenblende an scharf, vorhersehbar und konsistent in der Bildwirkung. Im Grunde für alle diejenigen, die sich eine Reihe aufeinander stimmiger Objektive hinlegen wollen, perfekt.
Beim 25mm f2 erlebt man dann auch mal (fröhliche) Überraschungen: Offenblendig ist da Vignette zu finden und auch eine Schärfe, die durch den hohen Mikrokontrast kommt, aber zugleich in den Lichtern recht cremig wirken kann. Finde ich persönlich ganz prima, wenn man Personen mit heller Haut aufnimmt. Einen ähnlichen Charakter erwartete ich vom 28mm f2. Und so sollte es auch kommen. Das 28mm f1.4 Otus hatte ich auch bereits, meinte also, auf den Test gut vorbereitet zu sein.
Das 28mm f2 ist ein gut ausgewogenes Objektiv. Ich hatte es an meiner Nikon Df eingesetzt. Da ist es nicht zu schwer (also nicht kopflastig) und die Größe harmoniert prima. Beim 28er Otus war das schrecklich anders – letzteres ist einfach riesig und sollte eher mit einer D5 kombiniert werden für die Balance. Das f2 läuft sehr geschmeidig und war im Handling positiv unauffällig. Bei Offenblende muss man sich auch bei 28mm schon ein bisschen Mühe geben, den Fokus exakt zu setzen. Das ist etwas, das bei diesen Brennweiten mit einem optischen Sucher schwierig werden kann. Manchmal liegt man genau daneben, was natürlich auch von der Entfernung abhängig ist. Da ich gern mal meine Kinder aus der Nähe ablichte, ist ein solches Glas ganz willkommen. Man kann recht nah ran ohne zuviel Umgebung aus dem Bild zu verbannen und durch die recht schmale Schärfeebene bei f2 kann man auch angenehm freistellen. Der Hintergrund verschwindet nicht ganz. Die Naheinstelllgrenze liegt bei sehr guten 24cm – das brachte in der Arbeit mit dem Objektiv gute Punkte.
Die Bildwirkung mag ich beim Distagon 28mm f2 schon sehr. Selbst bei diesem Weitwinkel schafft man es, die fotografierten Objekte leicht plastisch erscheinen zu lassen. Dies ist unter anderem einer leichten Vignettierung bei Offenblende und einer recht interessanten Bildfeldwölbung geschuldet. Soll heißen, das Objektiv ist zwar deutlich teurer als sein f2.8 Brüderchen verzeichnet aber mehr. Dadurch ist tatsächlich auch eine andere Art des Schärfeabfalls in der Tiefe zu bemerken. Wiederum resultiert das in Plastizität, denke ich. Man muss allerdings gut abblenden um ein Objekt entsprechend komplett scharf zu umschließen.
Lohnt sich die Anschaffung eines 28mm f2 noch vor einem 28mm f2.8? Tja, schwierig zu sagen. Wer den Charakter des f2 mag, die leichte Verzeichnung, die leichte Vignettierung und schließlich die weichen Lichter, der liegt da richtig. Wer darauf verzichten kann und einfach ein perfektes 28er sucht, weil der Bildwinkel im Portfolio noch fehlt, der kann auch das f2.8 nehmen. Ich persönlich würde mir weder das eine noch das andere kaufen, aber das liegt einfach nur daran, dass bei mir das 25er schon vorhanden ist. 😉
Die Arbeit mit dem 28mm f2 hat Spaß gemacht. Schade, dass es so bald zurück musste. Man gewöhnt sich schnell daran, ein solches Weitwinkel dabei zu haben.
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Hallo Elmar!
Ich habe ebenfalls das Zeiss Distagon 25mm 2.0 (für Nikon D750) und bin hingerissen. Lange hatte ich auch geliebäugelt mit dem doch recht günstigeren 2.8 bin aber ganz und gar glücklich mit diesem aussergewöhnlichen Objektiv.Manche Bilder werden umwerfend. Und ebenfalls ist es doch so vielseitig , dass sich das 28mm erübrigt. ich habe den Eindruck es ist interessanter als das Milvus 35mm 2.0 ,was meinst du?
Gruß! Nicola
Hallo Nicola,
Ich bin absolut bei dir und deiner Einschätzung zum 25mm f2 Distagon – es ist eine meiner liebsten Linsen. Im Vergleich zum 28er muss man sich einfach vor dem Kauf entscheiden, welche Brennweite einem lieber ist (bei mir sind es die 25mm).
Im Vergleich zum Milvus 35mm f2… Jaaaaa, ich kann sie nicht direkt vergleichen. Die Bildwinkel sind für mich unterschiedlich genug, dass beide nebeneinander ihren Platz haben. Natürlich lassen sich andere Bilder mit einem 25er machen als mit dem 35er. Das stärker Weitwinklige lässt da manchmal etwas Drama entstehen, nicht ganz uninteressant!
Das 35mm f2 Milvus ist für mich eines der besten Objektive, die Zeiss baut. Es ist verhältnismäßig handlich, sehr gut in der Bedienung und die Bildwirkung ist echt sauber. Im Vergleich zur vorherigen „Classic“-Version hat das Milvus nochmal eine andere Vergütung und kann dadurch noch mehr Kontraste liefern und im Gegenlicht hat es nahezu null Flares. Zudem reizt es auch die modernen Sensoren voll aus (das schafft in diesem Fall allerdings auch schon die Classic Version).
Wäre ich auf der Suche nach einem 35er als Ergänzung zum 25mm, wäre es das 35mm f2 Milvus vor allen anderen.
Viele Grüße!
Elmar
Danke !