Gestern war der letzte Tag der Photokina.
Viele tolle neue Sachen wurden vorgestellt. Ich wäre gerne vor Ort gewesen und hätte mir auch sehr gerne einen ersten Eindruck vor allem über Fujifilms neue Produkte verschafft. Aber auch die anderen Hersteller, wie Leica und Ihre M60 hätte mich mal interessiert. Vor allem ist ja deren Fotoausstellung alleine schon einen Besuch wert. Aber bei all der vielen tollen Wundertechnik und all den Möglichkeiten, die uns moderne Kameras so bieten, schleicht sich bei mir immer öfter das Gefühl ein, dass, je mehr fancy neue Sachen es gibt, ich umso lieber auf Technik verzichte und in letzter Zeit mehr und mehr wieder Riesenschritte zurück mache. Ich genieße es in letzter Zeit immer öfter, analog zu fotografieren. Alle Welt diskutiert darüber, ob ein Sensor im Kleinbildformat dem APS-C überlegen ist oder andersherum. Ich für meinen Teil sehe das wie viele andere auch. Die Unterschiede sind mittlerweile marginal. Vernachlässigbar, wenn überhaupt vorhanden. Das eigentlich Revolutionäre wäre eine bezahlbare Mittelformatalternative. Zack Arias hat es neulich sehr schön in einem seiner letzten Blogposts auf den Punkt gebracht.
Und da diese Alternative wohl noch länger auf sich warten lässt und ich mir die derzeitigen Modelle nicht leisten kann/will, greife ich halt auf meine schnuckelige Rolleiflex T 6×6 analog Kamera zurück. Aber auch meine alte Canon F1, die bis vor kurzem noch mein Papa gehörte und verantwortlich für mein Interesse an der Fotografie ist, darf in letzter Zeit öfters mal auf Fototour mit mir mit.
Die Rolleiflex ist eine wirklich tolle Kamera, und auch, wenn natürlich nicht dem aktuellen Standard entsprechend, so ist sie immer noch eine sehr durchdachte Kamera. Ich hatte bei meinem Exemplar großes Glück. Durch einen Fotofreuend wurde ich auf Jan Böttcher aufmerksam und erhielt ein Exemplar, welches aussah wie neu. Nicht nur, dass er ein leidenschaftlicher Sammler der Rolleiflexen ist, er kennt diese Kameras auch technisch in- und auswendig. Wenn Ihr also selbst Interesse habt oder eine zu Hause hab,t die nicht mehr so funktioniert wie sie sollte, schreibt ihn doch an. Ein sehr netter Kontakt ist er zudem auch.
Mein Exemplar müsste irgendwann zwischen 1957 und 1976 gebaut worden sein. Als ich sie erhielt, dachte ich jedoch, dass sie gerade aus der Fabrik kam. Das Aufnahmeobjektiv ist ein Carl Zeiss Tessar f3.5 mit einem Zentralverschluss. Der Vorteil an Zentralverschlüssen ist, dass man auch bei längeren Belichtungszeiten noch aus der Hand fotografieren kann, kein schwerer Spiegel, der hochklappt. Trotz allem hat die Kamera die Vorzüge einer Spiegelreflexkamera, zumindest grundsätzlich. Das obere Objektiv der zwei ist das, welches den Lichtschachtsucher bedient und dem Fotografen die Bildkomposition ermöglicht. Gewöhnungbedürftig ist, dass das Bild seitenverkehrt im Sucher dargestellt wird.
Die Rolleiflex T nimmt 120er Rollfilme und belichtet dabei Negative in einem Format 6×6. 12 Aufnahmen gewinnt man so aus einem Film. Digitale Kameras gewöhnt mit Speicherkaten von 64GB, muss man sich mit einmal ganz schön einschränken. Statt 500-1000 Aufnahmen, die man jederzeit auf dem Display betrachten, kontrollieren und löschen kann, nun auf 12 Aufnahmen beschränkt zu sein und dabei noch nicht einmal die Aufnahme kontrollieren zu können, ist schon eine ganz schöne Umgewöhnung. Das „Beste“ ist aber: Kein Belichtungsmesser. Es gibt zwar einen Belichtungsmesser auf Selenbasis, meine jedoch hat keinen. Jan hatte mir einen angeboten, aber die Teile sind wohl nach einer Zeit nicht mehr ganz so zuverlässig. Und da ich eh einen sehr guten Handbelichtungsmesser habe, den Sekonic L-758D, kommt dieser halt öfters zum Einsatz.
Es ist schon etwas merkwürdig und im Grunde mache ich mir ja mit der analogen Fotografie das Leben scheinbar unnötig schwer. Aber all diese limitierenden Faktoren bewirken bei mir keinesfalls, dass ich den Spaß daran verliere. Im Gegenteil. Analoge Fotografie ist in vielerlei Hinsicht sehr spannend. Die Wahl der Kamera, des Filmes und dann die „Übersetzung“ ins Digitale. Soviel Raum für Experimente. Mit der Wahl des Films kann man den Look seiner Bilder maßgeblich beeinflussen, ohne auf irgendwelche Presets in Lightroom oder sonstige Filterprogramme angewiesen zu sein.
Ich hätte das bis vor kurzem nicht gedacht, aber analoge Fotografie macht richtig Spaß. Dass man heutzutage ehemalige Top Analogkameras für kleines Geld bekommt, es zum Glück noch einigermaßen viel Film gibt und die Community durchaus sehr aktiv ist, macht für mich den schönen Spruch zum Glück so wahr:
Film is not dead!
Aber ich will Euch nicht nur mit meiner Schwärmerei langweilen. Hier im Anhang ein paar Bilder von meinem kürzlichen Kurztrip nach Chicago Illinois. Die Kameras, die ich benutzte waren die Rolleiflex T und die Fuji GA645 Professional. Letztere ist eine recht moderne Analogkamera, Autofokus, PAM-Modus, integrierter Blitz und sogar mit auf den Film schreibenden Exif Daten. Tolle Kamera.
Bei dem Schwarzweiß-Film handelte es sich um den Kodak 400TX, ein sehr klassischer Schwarzweiß-Film. Die 6×6 Farbbilder stammen aus der Rolleiflex und belichteten einen Fuji Pro 160 NS. Die Fuji 645 belichtet Negative im Format 6×4.5. Anhand des Formats kann man also diese ganz schön von denen der Rolleiflex T unterscheiden. In der Fuji war ein Kodak Ektar 100.
Aber bevor ich jetzt Bilder aus Chicago zeige, will ich noch gerne ein Bild von Catharina zeigen, eine sehr liebe Kollegin, die mir bereitwillig Model stand für den Beginn eines kleinen Projekts.
Mein nächster Beitrag zur analogen Fotografie wird dann wohl der Scanner sein. Mit der Filmentwicklung habe ich mich leider noch nicht auseinandergesetzt, aber das kommt dann demnächst auch noch.
So viel Spass jetzt mit ein paar Bildern aus Chicago.
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Hallo Mehrdad,
da haben wir wohl beide sehr viel Glück gehabt mit den Rolleiflex T. Meine bekam ich ebenfalls von Jan Böttcher, auch diese mutete an wir fabrikneu. Nach Entwickeln des ersten Films hat sich auch die einwandfreie Funktionalität der Rolleiflex bestätigt. Ich kann Deine Begeisterung für analoge Fotografie, auch und vor allem im Mittelformat, nur unterschreiben.
Liebe Grüße
Heinz (Enzo)
Ja, Jan Böttcher ist der einzige von dem ich eine Rolleiflex kaufen würde. Netter Typ noch dazu und sehr faire Preise. Freut mich das Du zufrieden bist!
Liebe Grüße
Mehrdad