Der 100. veröffentlichte Beitrag auf einem Fotoblog ist ein kleiner Meilenstein. Passenderweise zu diesem Blog geht es hier um ein Schmuckstück aus der Hochzeit der analogen Fotografie: Die Contax T2
Im Januar war es endlich soweit. Nachdem die Fujifilm X-pro1 Fans sich 4 Jahre gedulden mussten, wurde nun endlich ihr Nachfolger „X-Pro 2“ angekündigt. Im Netz gibt es schon zahlreiche Berichte zu der Kamera. Ich warte noch auf meine Testkamera und dachte mir, ich verkürze mir die Wartezeit mit „neuem“ Spielzeug.
Es dürfte ja dem regelmäßigen Leser unseres Blogs nicht entgangen sein, dass Elmar und ich immer noch und mit grosser Freude analog fotografieren. Da die X-pro2 die Freude auf neues bei mir geweckt hat, sie selber aber noch ein wenig auf sich warten lässt, musste eben irgendwas anderes „Neues“ solange her… Ich war schon länger auf der Suche nach einer analogen Point & Shoot und habe ich mal etwas intensiver gesucht.
Es sollte eigentlich eine kleine Kamera mit einer 28mm Brennweite sein und so suchte ich also nach den üblichen Verdächtigen: der Ricoh Gr-1v, der Minolta tc1 sowie der Fujifilm Klasse W. Alle drei Kameras werden immer noch, oder vielmehr wieder, hoch gehandelt; da ich aber nicht unbedingt mehr als maximal 200 Euro ausgeben wollte, landete ich dann irgendwann bei der Contax T vs, eine ganz hervorragende Point&Shoot mit einem Zoom Objektiv.
Ich hätte sie wohl behalten, wenn ich nicht nach einer P&S gesucht hätte, die ich möglichst mit einer Hand bedienen kann. Das ist bei der Tvs leider nicht ohne weiteres möglich. Hinzu kommt, dass sie, wie alle Contax Kameras, leider nicht mehr repariert werden kann und gerade die Tvs ist bekannt dafür, gerne mal den plötzlichen „Tod“ zu sterben. Allerdings begeisterte mich die Herstellungsqualität, das Material (Titan) und natürlich das hervorragende Zeiss Objektiv sofort und ich erwischte mich dabei, immer öfter in Richtung Contax T2 zu schielen. Irgendwann entdeckte ich dann eine Auktion bei ebay und erwarb so meine Contax T2 zu einem absolut unschlagbaren Preis. Ich war zwar jetzt weg von den 28mm Brennweite, hatte mit der Contax T2 nach wie vor eine Kamera die nicht mehr repariert werden kann, aber dafür habe ich das erste mal eine Auktion bei Ebay gewonnen! Im Angesicht dessen aber, für welche Preise für die Contax T2 sonst gehandelt wird habe ich ein echtes Schnäppchen gemacht. Und so ist mir also die Contax T2 zugeflattert, naja gut, eher aus der Bucht zugeschwommen, okaaaaay: Per Post zugeschickt worden.
Die Contax T2 ist eine analoge Point & Shoot Kamera, allerdings mit durchaus professionellen Eigenschaften. Sie kommt mit einem ganz hervorragenden 38mm f2.8 Carl Zeiss Sonnar Objektiv daher, welches sich beim ausschalten der Kamera in das Kameragehäuse zurückschiebt. Das Objektiv zeichnet offen schon unglaublich scharf und zeigt ein schönes Bokeh. Mit 0,7m Mindestabstand gewinnt sie keine Rekorde, aber der Rest ist schon tolle gewohnte Zeiss Qualität. Lensflares habe ich noch nicht entdecken können, was wohl dem Zeiss T* Coating geschuldet ist – ich habe es aber auch, bis auf einmal, nicht wirklich ernsthaft provoziert.
Mit der Contax T2 kann man sein Objekt der Begierde anvisieren, mittels des durchaus brauchbaren Suchers komponieren und den Auslöser betätigen und sich dann irgendwann, dank des herausragenden Objektivs, ganz hervorragender scharfer Negative erfreuen. Wie eine echte Point & Shoot halt.
Nun war und ist die Contax T2 nie eine günstige Kamera gewesen und die Klassiker wie die Yashica T4 und die Olympus mju II trumpfen auch mit ähnlich lichtstarken und vor allem ganz hervorragenden Objektiven auf. Im Gegensatz zu den anderen (gennanten) Point&Shoots, kann man bei der Contax T2 allerdings deutlich mehr in die Belichtung/Fokussierung eingreifen.
Man hat bei der T2 im Prinzip die Wahl von drei Belichtungsmodi. Zum einen der P Modus (Programmautomatik), dazu muss man die Blende auf f2.8 (deshalb grün) einstellen oder eben in der Zeitautomatik indem man jede andere Blende bis zu f16 einstellt. Dabei hat man nur die Wahl voller Blendenwerte, also von 4, 5.6, 8, 11 oder 16, keine halben oder gar drittel Blendenwerte. Ja, Ihr habt richtig gelesen, man kann die Blende f2.8 nicht direkt anwählen. Stellt man diese ein so befindet sich die Kamera im Automatikmodus (ohne Blitz). Die gute Nachricht ist aber, das wenn man den Blendenring auf die 2.8 einstellt wählt die Kamera eine Belichtungskombination, die vorzugsweise die Offenblende f2.8 ermöglicht. Der dritte (und vierte Modus) ist der mit dem erzwungenen Blitz. Hier hat man die Wahl zwischen einfachen oder mit Vorblitz.
Lobenswert zu erwähnen sei hier, das Contax bzw. Kyocera Japan hier den Blitz, nicht wie bei den meisten P&S üblich kompliziert und teilweise lästig automatisch immer wieder aktiviert nach dem Einschalten, sondern ihm einen eignen Modus/Position auf dem Blendenring spendiert hat. Ich finde hier erkennt man schon ganz gut, dass die Contax T2 für ambitionierte Fotografen konzipiert wurde. Bei der T vs ist es ähnlich recht simpel programmierbar. Dem Nutzer dieser Kamera ist es selber überlassen, ob und wann er das Blitzlicht benötigt bzw. für die Bildgestaltung nutzen will und das auch nach dem aus- und wieder einschalten.
Ein weiteres herausragendes Feature der T2 ist ihr manueller Fokus. Der Ein- und Ausschalter ist gleichzeitig das Fokuswahlrad: Nach dem Einschalten rastet der Drehschalter zunächst bei AF (Autofokus) ein, die nächste Position ist die Fokussierung auf Unendlich, gefolgt von stufenloser Fokussierung bis zum Mindestabstand von 0,7m. Der geübte Fotograf, oder einer der einen Tiefenschärfe-Rechner dabei hat, kann so schön per Zonenfokus arbeiten. Allerdings ist das nur gemäßigt sinnvoll bei der T2, da sich der Fokus erst nach dem Drücken des Auslösers auf die gewünschte Fokussierung einstellt. Den einen Moment bzw. „decisive moment“ mit einer T2 einzufangen, ist also nur mit viel Übung/Umdenken möglich, da sie eben bauartbedingt eine recht deutliche Auslöseverzögerung hat.
Wenn man manuell fokussiert wird einem vermittels eines grünen Punktes oder eben roten Pfeilen nach links oder rechts zeigend der korrekte Fokus angezeigt/bestätigt. Es funktioniert zumindest bei meinem Exemplar ganz gut. Ich benutze zwar meist den AF aber gerade bei Fotos wo ich zum Beispiel durch eine sich spiegelnde Scheibe oder einen Zaun oder ähnliches fotografieren will und die Gefahr groß ist, dass der AF auf eine andere als die gewünschte Fokusebene fokussiert, ist der manuelle Fokus sehr hilfreich. Man erhält nur mittels einer grünen Leuchtdiode die Bestätigung, dass ein Fokussierpunkt gefunden wurde, wo der aber liegt, das verrät die Kamera nicht.
Auf einigen Seiten habe ich von dem schlechten Autofokus der T2 gelesen, ich habe bisher, nach einigen belichteten Filmen, jedoch noch keinen Fehlfokus gehabt. Vielleicht ist es auch meiner Vorsicht geschuldet, dass ich in zweifelhaften Situationen dann doch recht häufig auch auf den manuellen Fokus setze. Mein Fazit zum Autofokus und manuellen Fokus lautet daher: durchaus gelungen.
Ein Selbstauslöser und eine Belichtungskorrektur von +/- 2 EV ist auch implementiert. Schade finde ich es hier, dass die T2 nur eine Belichtungskorrektur von +/- 2EV erlaubt- anders als die Tvs, welche eine Belichtungskorrektur von +/- 5 EV erlaubt. Warum das wichtig und hilfreich sein kann? Ganz einfach: Die meisten der modernen analogen P&S haben keine Möglichkeit des ISO Override. Die Filmpatronen sind meist mit einer DX-Codierung versehen und dies liest die Kamera aus, so auch die T2. Solange man einen Film mit DX-Codierung hat und man diesen auch gerne bei NennISO belichten will, ist das alles gut und schön, aber es gibt einige sehr interessante Filmhersteller, die ihre Filme in nicht DX-Codierten Patronen vertreiben. CineStill ist so ein sehr interessanter Hersteller. Sobald man einen Film ohne DX-Codierung einlegt, belichtet die Kamera den Film als wäre es ein ISO100 Film. Um mal bei CineStill und ihrem 800T Film zu bleiben hat man ein Problem. Mittels Belichtungskorrektur bräuchte man eigentlich eine Korrektur von -3EV (-1EV: 100 auf 200, -2EV: 200 auf 400 und -3EV: 400 auf 800), die Contax T2 gibt diese Korrektur aber leider nur um -2 EV her. Beim pushen/pullen von Filmen steht man vor einem ähnlichen Problem. Oder aber mindestens vor dem Problem, die Belichtungskorrektur in die eine oder andere Richtung verloren zu haben.
Der Sucher… Ja er ist nicht riesig, aber er ist gut. Für eine P&S ist er sogar sehr gut. Er ist informationsfreudig und recht hell. Im Gegensatz zu meiner M6 habe ich mit dem T2 Sucher keine Probleme bei bestimmten Gegenlichtsituationen, dafür ist der Leuchtrahmen manchmal etwas schwach auf der Brust. Neben der Belichtungszeit erkennt man auch ob eine Belichtungskorrektur eingestellt ist, welche genau, also ob positiv oder negativ, wird nicht eingeblendet. Hierzu muss man das Auge vom Sucher nehmen und auf das kleine Fenster unterhalb des Belichtungskorrekturrades schauen. Und, wie weiter oben schon erwähnt, erhält man noch eine Fokusbestätigung bzw. die Fokuswippe mittels Pfeilen.
Zur Belichtungszeit seien zwei Sachen erwähnt, die mir nicht so gut gefallen. Zum einen, dass die schnellste Belichtungszeit 1/500s ist und zum anderen, und das ist wirklich nicht nett, dass alles was langsamer als 1/30s ist, lediglich mit L.T. (long time???) angezeigt wird. Das ist bei so einer kleinen Kamera, die keinen Spiegel hat der Vibrationen bewirkt schon etwas ärgerlich. Ich traue mir z.B. schon zu bei 1/15s noch annehmbare Ergebnisse zu erhalten. Das L.T. kann aber alles langsamer als 1/30s sein, danach blinkt L.T. und man weiß, jetzt wird es länger als 1s.
Ein wichtiger Punkt, den man als eventueller Interessent nicht ausser Acht lassen sollte: Kyocera Japan, der Hersteller der Contax Kameras, unterstützt seit dem 01.01.2015 die T2 nicht mehr. Das heisst, wenn mit der Kamera etwas sein sollte, was der Schrauber um die Ecke nicht lösen kann, dann war’s das! Dann hat man ein schönes aber irreparables Stück Kamerageschichte für den Vitrinenschrank. Wenn man sich dann mal die Preise, bei Ebay und ähnlichem anschaut, dann sollte man sich das schon sehr gut überlegen. Relativierend muss man dann aber auch sagen: Diese Kameras scheinen von den Materialien her für die Ewigkeit gebaut sein.
Die Contax T2 ist mein analoges Pendant zu meiner geliebten x100T, mit dem Unterschied (ausser dass die eine analog und die andere digital ist) dass die T2 die einzige Kamera ist, die ich tatsächlich in der Jackentasche trage. Sie kann auch wunderbar neben meiner Leica M6 bestehen, denn mit ihr fotografiere ich irgendwie andere Sachen. Auch mal Dinge, wo ich mit der Leica kein cm Film opfern würde. Das kann man natürlich so oder so sehen, aber so kommen auch andere Bilder zustande, was ich sehr begrüße.
Hier noch schnell meine kleine Pro und Contra Liste und dann ein paar Bilder.
Pro:
- Zeiss Sonnar f2.8 Objektiv, was für ein tolles Glas!!!
- klein und leicht
- Einhandbedienung
- Blendenring und manuellen Fokus
- guter Sucher mit Parrallaxenausgleich
- manuelle Belichtungskorrektur
- Autofokus
Contra:
- lediglich 1/500s
- f2.8 nur im P-Modus nutzbar
- Belichtungszeiten langsamer als 1/30s wird nicht klar angezeigt
- kein ISO override der DX-Codierung
- mindestabstand 0,7m
- wird leider nicht mehr von Service Werkstätten unterstützt
- ohne Batterie (cr123) geht gar nichts
Am Ende muss ich sagen das die Contax T2 eine ganz tolle Kamera ist die nicht nur tolle Bilder liefert, sondern auch noch ein Handschmeichler ist, der für eine Point & Shoot auch professionellen Anforderungen/Wünschen gerecht wird. Ich habe sie jedenfalls immer in der Tasche.
Ach ja, das wichtigste zum Schluss! Die T2 ist Vater-Tochter-Selfie tauglich. In der heutigen Zeit ein sehr wichtiges Feature 😉
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ein schöner Bericht von deiner Contax T2, Mehrdad!
Durfte sie zu anlogen Zeiten auch mal mein Eigen nennen, danach wurde es die Tvs.
Diese begleitete mich ersatzweise zur Leica M6 auf einem Städtetrip nach London, und lieferte mir
trotz der bescheidenen Lichtstärke, (vergleichbar mit der heutigen Leica X Vario) schöne Ergebnisse.
Noch heute sehe ich die abendliche Langzeitaufnahme der Tower-Bridge vor mir, welche mir einen Poster-Print wert erschien. Leider gibt es das Poster nicht mehr, ebenso wie das Negativ. Nichts hält sich unendlich, auch in der digitalen Fotografie…
Sehr angetan war ich seinerzeit von der tollen Haptik: sowohl die T2 als auch die Tvs mit ihren edlen Titan-Ummantelungen waren so richtige Handschmeichler. Eigentlich schade, das Contax-Kyocera
‚auf der Strecke‘ blieb, Contax waren wirklich klasse Kameras, auch um Reflexbereich…
Ja, Die Tvs ist auch eine echt tolle Kamera und hat technisch sogar ein paar Dinge die mir an der T2 etwas fehlen. ISO override und so bzw. der mögliche Workaround eben.
Freut mich das Dir der Bericht gefällt.
Meine Filme codiere ich nach diesem System: http://www.gsteinbach.de/dx-code.htm
Einfach die Farbe an den entsprechenden Stellen von der Patrone kratzen. Als Muster eine Original-codierte daneben stellen, dann wird das System schnell klar… Noch einen Aufkleber drauf, damit Du auch später noch weist, was Du da reingekrazt hast…
Hallo, welche Filme nutzen Sie? Empfehlungen für Farb- und BW-Filme? Danke.
Hallo Max,
ich mag den Fujifilm Superia 400 und den Fujifilm Pro400H.
Schwarzweiß mag ich den Fujifilm Neopan 400 (leider eingestellt), alternativ den Kodak Tri-X 400.