Berlin!
Ich mag Berlin. Und ich mag es, immer nur ein paar Tage am Stück dort zu sein. Was mir sehr gefällt, ist die recht freie Kultur und Straßenkunst, die sich einem an vielen Ecken in den In-Vierteln Friedrichshain, Kreuzberg (nee, Moment, X-berg), am Prenzel und andernorts immer wieder nahezu aufdrängt.
Speziell an der Friedrichshainer Grenze zu Kreuzberg ist immer ein großer Tumult. Früher regelmäßige Straßenschlachten haben sich inzwischen in eine Art Riesenkneipe verwandelt. Ein echter Ort der Begegnung. Wenn man da morgens langgeht, weiß man nie ob die anderen Gestalten (und viele gestalten sich selbst da über die Grenzen manches Geschmacks hinaus in neue Sphären) noch wach sind oder schon. Für mich immer wieder eine (und das meine ich liebevoll, denn ich erlebe das sehr gern) Freakshow der besonderen Güte. Jeder kleidet sich bis hin zum Verkleiden. Alle sind so dermaßen individuell, dass sie auch nicht weiter auffallen. Eine Menge, in der man verschwindet, eine Menge, die jeden aufnimmt und damit zugleich gleichgültig wirkt aber auch verrückt-willkommen heißt.
Es ist wie ein großer Outdoor-Nachtclub da rings um die Warschauer Straße. Während die sprichwörtliche Tanzfläche zugleich leider auch immer Pissoir, Drogentheke und Schlafplatz ist, findet sich auf der großen Outdoorbühne immer wieder Erstaunliches. Allein ein Gang über die Oberbaumbrücke am Abend eines Wochenendes enthüllt mannigfaltige Möglichkeiten Musik zu machen. Alle 25m sitzen da junge Menschen und fabrizieren Faszinierendes (nicht immer Gutes, aber was soll’s?!). Vor der Station der U1 ist dann gleich immer noch mehr los. Mir fehlt da nur noch ein Spotlight auf die spontane Bühne, an der innerhalb von zwei Stunden sicher mehr Leute vorbeikommen als manch Star in sein Konzert locken kann.
Auch tagsüber ist da viel zu entdecken. Leider rauscht man selbst ja immer wieder durchs Gedränge und hofft, mit niemandem zusammen zu stoßen. Eine spannende Athmosphäre. Dann ein Blick hinunter in Richtung S-Bahn-Gleise der Warschauer Straße. Eine Minute innehalten und den Künstler unten bei der Arbeit beobachten. Kreativität liegt dort in-between the Kiezes genauso in der Luft wie Destruktivität. Hier wird etwas erschaffen. Mal sehen, wie lange es dort bleibt.
Leave a reply