Ich habe eigentlich kein Sammler-Gen, aber bei Billingham Fototaschen würde ich das so nicht unterschreiben. Ich erwische mich immer wieder, wie ich auf der Website bei Billingham stöbere und versuche, mir den nächsten Kauf schönzureden.
Die Firma Billingham hat mir die 555 zur Verfügung gestellt, damit ich diese testen und darüber berichten kann. Mir wurde weder gesagt, was ich sagen darf oder nicht, noch lag dieser Bericht vorher zur Überprüfung bei Billingham. Alles, was ich hier über die Tasche bzw. die Firma Billingham schreibe, ist meine eigene ungefilterte Meinung. Für diesen Bericht habe ich auch kein Geld erhalten.
„Warum wieder eine neue Tasche?“
Fragte meine Frau mich beim Anblick der Billingham 555 auf unserem Esstisch. Mein erster Impuls war zu antworten: Weil ich sie am liebsten alle haben wollen würde. 🤗 Tatsächlich habe ich aber einen Bedarf für eine größere Tasche als meine 307 oder Hadley One.
Ich bin ja seit einiger Zeit eigentlich auf der Suche nach einem Fotorucksack. Ein Fotorucksack deshalb, da ich durch unseren YouTube Kanal mehr und mehr auch Videos mache. Das macht mir viel Spaß, bedeutet aber auch, dass ich mehr Equipment mit mir führe, welches natürlich transportiert werden muss.
Neben meinem Hauptsystem, der Leica M mit dem M-Summicron APO 50mm, M-Elmar 24mm und dem Voigtländer Nokton 40mm kommt fotografisch die Leica Q und die Sigma FP mit den tollen Sigma Art Objektiven dazu. Letztere benutze ich seit kurzem besonders gerne und intensiv für meine Produkt- und Portraitshoots. Fürs Filmen habe ich die Fujifilm X-T4 mit dem xf16-55mm, dem xf23mm f1.4, dem xf10-24mm f4.0, die dji MavicAir2 (affiliate link) und die OsmoAction dabei. Die ganzen Kleinigkeiten wie Akkus, (Tisch)Stativ, Mikrofon(e), Audio-Rekorder,Kabel, hier und da auch mal ein Gimbal (affiliate link) müssen ja dann auch noch dazu. Mein Platzbedarf ist also ziemlich gewachsen.
Ich suche also eine Möglichkeit, um im Extremfall alles gleichzeitig mitnehmen zu können. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich 4-5 verschiedene Kameras mit Objektiven, Drone und Gimbal mit mir auf einen Fotowalk (durch die Stadt) führen werde, ist sehr gering. Eine Tasche zu haben, welche all das Equipment aufnehmen kann und sogar noch mehr Platz bietet, ist in einigen Momenten dennoch sehr interessant für mich.
Ich reise beruflich viel, da führe ich mein Foto-/Videoequipment immer direkt mit mir. Wenn ich im Flugzeug reise, was zu 99% mein Beförderungsmittel ist, dann gebe ich natürlich nichts dieser Technik als Gepäck auf. Gerade wenn es dann auf längere Trips geht, will ich wenigstens alles dabei haben, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Wenn ich zu Auftragsshootings gehe, benötige ich auch viel Platz für Kamera, BackupKamera, Objektive, Lichttechnik, Laptop und noch die ein oder andere Kleinigkeit.
Und hier kommt die 555 ins Spiel. Die 555 ist mit der 550 die größte Fototasche in Billinghams Sortiment. Die 550 war auch mein erster Kandidat, den ich angefragt hatte. Nach einem kleinen Beratungsgespräch mit den wirklich freundlichen Menschen bei Billingham – mein besonderer Dank geht diesmal an Mike – war die 555 in meinen Augen aber die bessere Wahl. Warum? Dazu gleich mehr.
Die Billingham 555
Ich stand erstmal ziemlich überrascht und staunend vor der Tasche, als ich sie auspackte, und sie da so auf unserem Esstisch stand. Das Teil ist riesig! Ich bin ein großer Fan davon, mein Equipment klein und leicht zu halten. Die 555 steht für das Gegenteil.
Die Tasche selber ist gemessen an ihrer Größe von B470 x H320 x T250mm mit 2,37kg nicht sehr schwer.
Die 555 ist eine Schultertasche. Im Lieferumfang ist ein SchulterPad mit einer Gummierung sowie eine gepolsterte Bodenplatte, zwei SuperFlex Teiler und eine SuperFlex Lasche. Der Schultergurt ist fest vernäht und anders als die neueren Hadleys (Pro Small, Pro2020 und One) nicht abnehmbar.
Anders als die Hadley Taschen mit ihren herausnehmbaren Inlays ist die 555 wie auch die 7er Serie nicht komplett mit dem weichen Klettmaterial ausgestattet. An den langen Seiten sind jeweils durchgehende Streifen, um dort die Superflex Teiler oder die Laschen anzubringen. Man kann alle Einzelteile nachkaufen, sofern man Bedarf dazu hat. Ich komme mit der Auswahl sehr gut zurecht. Wie die 7er Reihe auch teilt sich der Schultergurt bei der 5er Reihe auch in eine Triangel. Bei einer Tasche dieser Größe macht das durchaus Sinn, da so die Tasche immer in ihrer eigentlichen Ausrichtung bleibt und beim Tragen nicht kippt. Es ist also sehr gut möglich, aus der Tasche heraus zu arbeiten, während sie über der Schulter hängt.
In Momenten, in denen man die Tasche nicht über der Schulter tragen will, gibt es einen sehr schönen Ledergriff, der bei der 5er Reihe gleichzeitig der Hauptverschluss der Tasche ist. Sehr hochwertige und starke Druckknöpfe sichern den Verschluss. Diese Verschlussart ist nur bei der 5er und der 550 der Fall. Alle anderen Billinghams werden über die Lederriemen an der Frontseite mit dem, wie ich finde, genial und schnellem Verschlusssystem verschlossen.
Ich gebe zu, dass ich abschließend noch nicht weiß, ob ich das Verschlusssystem der 555 wirklich mag. Gerade das Verschlusssystem der Hadleys zum Beispiel ist für mich ein sehr großer Grund für eine Billingham. Das Öffnen und Verschließen der 5er Reihe ist so deutlich weniger schnell. Aber eins ist auch klar, die 555 werde ich sicher nicht wie meine anderen Billinghams nutzen. Warum? Sehr einfach, die 555 wird immer dann bei mir zum Einsatz kommen, wenn etwas Größeres ansteht und dementsprechend mehr Equipment und somit eine deutlich schwerer Ladung transportiert werden muss. Ein Arbeiten aus der an der Schulter hängenden Tasche ist da einfach nicht gesund. 😉
Die 5er Reihe hat wie auch die 7er Reihe Reißverschlüsse für ihre Hauptfächer. Ich mag Fototaschen mit Reißverschluss eigentlich nicht so sehr. Es macht ein Arbeiten damit in meinen Augen meist etwas langsam, und am Ende tendiere ich dazu, den Reißverschluss, wenn das System es zulässt, einfach aufzulassen. Der Schutz des Equipments ist dadurch natürlich nicht gegeben. Die 5er Reihe ist aber wie die 7er Reihe meiner Meinung nach auch keine Tasche, mit der man einen Fotowalk durch die Stadt macht und mit dieser über der Schulter hängend aus der Tasche heraus arbeitet. Der Aufbau der Tasche verhindert beim Öffnen oder Schließen des Reißverschlusses, dass das Equipment zerkratzt. Auf der Website kann man ggf. alle Teile nachbestellen, für meine Bedürfnisse reichen die mitgelieferten allerdings.
Bei den größeren Taschen bei Billingham haben sie auch immer eine Option mit berücksichtigt um die Taschen als Rucksack nutzen zu können. Die 7er und die 5er Reihen haben auf der Rückseite mindestens 3 kleinere Schlaufen um ein Geschirr zu montieren und die Tasche dann als Rucksack nutzen zu können. Leider hatte ich noch nicht die Möglichkeit so ein Teil zu bekommen. Billinghams Hersteller dieser Teile existiert wohl nicht mehr und sie haben noch keinen Ersatz gefunden der passend zu ihrem Qualitätsanspruch solche Geschirre herstellen kann. Schönheitspreis gewinnt das so nicht (was ich so im Netz gesehen habe), aber so würden die größeren Taschen natürlich für den ein anderen Wanderer auch interessant werden. Ich habe im Netz dazu wenig gefunden. Hier und hier könnt ihr mal schauen.
Das extra Fach
Warum ich zur 555 gegriffen habe, war hauptsächlich aufgrund der Situation, dass ich meinen RS2 Gimbal hier und da mit mir führen will. Der dji RS2 ist zwar relativ klein und leicht für ein Gimbal seiner Leistungsfähigkeit, aber in der Natur eines Gimbals liegt, dass er sehr sperrig ist und so viel Platz einnimmt. Der RS2 ist da leider keine Ausnahme. Ich könnte zwar den Gimbal und eine (!) Kamera in einer Hadley One transportieren, nur fehlt mir als M10 Fotograf dann eben meine M10 im Gepäck, und das ist natürlich keine Option.
Die 5er Serie aus dem Hause Billingham hat hier eine sehr interessante „Eigenschaft“. Neben dem Hauptfach, das über die ganze Länge geht, hat die 5er Serie vor den typischen Billingham Fronttaschen noch ein durchgehendes Fach über die ganze Länge. Dieses wird mit einem Reißverschluss verschlossen, und in dem Fach befinden sich noch zwei leicht gepolsterte Fächer. Das Fach selber ist aber nicht gepolstert, bietet aber enorm viel Platz. Bei meiner 555 hat mein 15 Zoll MacBookPro mehr als genug Platz und Luft. Man sollte nur aufpassen, wenn man dort ein Laptop ohne Case transportiert. Es gibt eben bis auf den Canvas/FibreNyte Stoff keine Polsterung.
Die 550 ist zwar genauso groß wie die 555, hat aber eben nicht das durchgehende mittlere Fach.
Bodenständig
Die 5er hat wie auch die 7er Reihe 4 Messingfüße. Bei einer Tasche dieser Größe ist das in meinen Augen einfach Pflicht. Wie ich oben schreibe, werde ich aus der Tasche heraus wohl nur arbeiten, wenn diese am Boden steht. Die Messingfüße sind dabei in lederverstärkte Ecken eingearbeitet, und Billingham schreibt selber
… im inneren der Tasche ist der Boden mit einer gepolsterten wasserdichten Bodenplatte ausgestattet.
Man kann diese Tasche also, laut der Aussage von Billingham, sogar in eine Pfütze stellen. Das Equipment bleibt im Inneren trocken. Ich habe das selber nicht probiert, kann das also nicht bestätigen. Für wen das wichtig ist, dem empfehle ich, ggfs. nochmal zur Sicherheit Rücksprache mit Billingham zu halten. Wie gesagt, der Kundenservice ist wirklich freundlich.
Was ich natürlich toll finde, ist, dass die Tasche, egal wie voll scheinbar, immer sicher steht und man so schön aus der Tasche heraus arbeiten kann.
Fazit: Billingham rocks – Wie immer 😉
Ich gebe es zu: Ich bin, was Billingham angeht, ein Fanboy. Ich weiß aber auch, dass der Look der Taschen längst nicht jeden begeistert. Geschmack ist halt nichts, über das man diskutieren kann.
Jeder, der eine Billingham Tasche schon mal in der Hand hatte, kann eines nicht bestreiten: Die Qualität der Materialien und die Verarbeitung der Taschen ist absolut top! Man sieht und spürt bei einer Billingham Tasche die Liebe und die hohen Standards, die die Firma sich selber auferlegt hat. Die Nähte sind hervorragend verarbeitet, das Leder von hoher Qualität und die Reißverschlüsse gleiten ohne Probleme. Billingham gibt eine 5 jährige Garantie auf seine Taschen. Meine älteste Billingham ist fast 10 Jahre alt, wurde oft und intensiv genutzt und zeigt dennoch kaum bis keine Verschleißerscheinungen. Ich kenne Nutzer, die haben ihre Billingham Taschen schon 25 Jahre und länger, das kann nicht jeder Taschenhersteller von sich behaupten.
Was mich von Billingham Taschen so überzeugt, ist ein Mix aus dem Look (stehe da einfach drauf), des sehr durchdachten Systems und, vor allem, der wirklich hohen Qualitätsstandards. Der Service von Billingham ist wirklich herausragend. Freundlich, schnell, und sie nehmen sich immer die Zeit, einen ggfs. zu beraten. Sollte wirklich mal was sein, ist das gesamte Team bemüht, eine gute und schnelle Lösung zu finden. Es ist halt ein Familienunternehmen, und ich finde, das merkt man im positiven Sinne.
Die Billingham 555 ist eine echte Billingham. Eine ganz tolle Tasche. Ich kann sie, wie jede andere Billingham, voll und ganz empfehlen. Top Qualität! Die 555 ist aber nicht für jeden was. Die Tasche ist sehr groß. Wer eine größere Tasche sucht für seine Fotowalks, der sollte sich eher bei den Hadleys umschauen. Die 5er und die 7er Serie sind eher für großes bzw. viel Equipment gedacht. Zum Transport und Schutz des Equipments von A nach B, wobei B eben ein fester Ort ist, man die Tasche abstellt und dann daraus arbeitet. Für Fotowalks, Wanderungen und ähnliches ist diese Tasche aus meiner Sicht nicht gedacht. Der Gurt ist zwar schön breit und verteilt die Last sehr gut auf der Schulter, aber die Tasche hat so ein enormes Fassungsvermögen, dass man sehr schnell eine ordentliches Gewicht auf die Waage bekommt.
Der Verschluss ist etwas untypisch für Billingham, aber zeigt mir auch wieder, dass sich Billingham hier nicht an die „Run and Gun Shooter“ wendet. Ich sehe diese Tasche wirklich eher bei Hochzeits- und/oder Eventfotografen, die teilweise mehrere Kameras mit Objektiven und Backup Systemen und/oder für Video noch neben einer Videokamera eine Drohne oder ähnliches dabei haben. Für Reisende ist die Tasche natürlich auch genial. Das ganze Equipment in einer Tasche dabei – Super!
Wenn ihr zu dieser Gruppe von Fotografen gehört, dann schaut Euch diese Tasche unbedingt an. Die Grenze der Beladung ist nur Eure Muskelkraft, sicherlich nicht der Platz, den diese Tasche einem bietet. Stylische Fototasche, die Euer Equipment bei Wind und Wetter schützt, dank der herausragenden Fertigungsqualität! Mit Billingham investiert Ihr in Taschen, die für mindestens ein Fotografenleben konzipiert sind, und habt in dem Billingham Team einen sehr freundlichen und kundenorientierten Kamerataschenhersteller.
Kaufempfehlung? Für wen bis hierher mein Geschwärme nicht deutlich genug war: Definitiv ja!
Wer lieber Videos schaut der kann gerne auch bei uns auf dem YouTube Kanal vorbei schauen. Dort habe ich zeitgleich mit diesem Post ein Video online gestellt.
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Heiliger Strohsack, das ist ja ein Schrankkoffer.