Ganz zu Anfang: Was erwartet Euch hier? Wie Ihr dem Titel entnehmen könnt, hatte ich ziemlich genau 24 Stunden mit der neuen Leica M10. Also bitte seht diesen Artikel als das, was er im Grunde ist: Ein erster Eindruck! Vor diesem Hintergrund bitt eich Euch diesen kleinen Bericht als solchen zu lesen und ihn nicht als abschließendes Urteil zu begreifen. Ich hatte einfach nicht die Zeit in der kürze der Zeit alle Funktionen vollständig und umfänglich zu testen.
Immerhin ist das natürlich mehr als man sonst im Laden hat. Was mich als zweites dazu führt, Meister Camera im KaDeWe und Herrn Meister selbst zu danken. Für die Gelegenheit und das Vertrauen, und im speziellen ganz besonders meinen zwei Freunden Yasar und Sura. You guys rock!
In der Hand
Das erste Mal, als ich die Leica M10 in der Hand hielt, fiel mir sofort auf, wieviel schmaler sie geworden ist. Sie ist zwar nicht so schmal wie meine M6, aber es ist deutlich fühlbar im Vergleich zur M240. Ich hatte zwar nicht den Vergleich, aber Leica selber sagt, dass die neue M10 die gleiche tiefe/dicke wie die M7 hat. Lass ich jetzt mal genau so stehen.
Die aufgeräumte Rückseite der Kamera ist mir auch sofort positiv aufgefallen. Aus 6 vorprogrammierten Knöpfen sind drei geworden. LV (Lifeview), Play und Menu. Das macht das ganze nicht nur sehr viel übersichtlicher, es lässt einen die Kamera auch im Prinzip nach nur 1 bis 2 Stunden Gebrauch blind bedienen. 3 Knöpfe und deren Lage kann sogar ich mir, mit einem Gedächtnis wie ein Sieb, merken.
Dieser Umstand unterstreicht Leicas Leitspruch bei der M „Auf das Wesentliche reduziert!“ Es gibt einfach nichts an der Kamera, was einen groß ablenken könnte. Blende, Zeit und ISO – mehr braucht es nicht für ein Foto. Okay, Licht wäre vielleicht auch ganz schön.
Apropos ISO: Das ISO Rad finde ich sehr gelungen. Wie bei meiner Fuji Kamera auch kann man an der Leica jetzt alle bildwichtigen Parameter einstellen ohne auf Strom angewiesen zu sein. Bei den Vorgängermodellen war das so nicht möglich. Im Gegensatz zu meiner X-Pro 2 erfolgt dies bei der M10 allerdings nur in ganzen ISO EV Schritten. Wieder ein Punkt, den ich vergessen hatte in der Kürze zu recherchieren. Neben einer Automatikstellung (A) hat man auch die Option eine ISO frei zu programmieren (M) bzw. wie gewohnt dann die ISO Einstellungen wieder über das Menü zu wählen. Da das ISO Rad bei ISO6400 endet, kann man hier zB. schön einen der HighISO Werte einstellen. Ich fand ja die ISO12500 durchaus sehr ansprechend.
Vom Prinzip finde ich das ISO Rad bei der M10, im Vergleich zu meiner X-Pro2, gelungener. Es lässt sich eben einfacher bedienen. Will man häufig wechseln, lässt man das ISO Wahlrädchen ausgefahren. Ein versehentliches Verstellen ist eher schwer möglich, da es recht gut und fest einrastet. Wie das mit der Zeit ausnuddelt und ob, wird man sehen. Wo ich schon von „fest“ und „einrasten“ spreche. Mit einer Hand das ISO-Rad hochzuholen, ist nicht ohne weiteres möglich, da ist schon sehr dran zu ziehen. Finde ich etwas zu gut gemeint von Leica. Was ich evtl. auch nicht schlecht gefunden hätte, wäre, wenn das Rad auf der rechten Seite, also da wo auch der Auslöser und das Zeitenwahlrad ist, platziert worden wäre. Denn so könnte man ohne Finger-Akrobatik und/oder das Auge vom Sucher zu nehmen Zeit und ISO mit der rechten Hand schnell einstellen. Das geht natürlich auch mit der linken, aber ich persönlich habe die linke Hand bei meiner M gerne immer am Objektiv. Es würde halt ein Umgreifen ersparen.
Aber das ist, glaube ich, Geschmackssache? Ich könnte es für mich besser vorstellen so herum.
Gut, designtechnisch wäre sie dann wohlmöglich nicht mehr so schön und ausgewogen, aber es ist ja eh so, wie es ist. Ich suche das Haar in der Suppe. 😉
Der Messsucher wurde laut Angaben von Leica auch optimiert, um es so vor allem Brillenträgern leichter zu machen, die Sucherrahmen auch bei den Weitwinkel-Brennweiten gut zu erkennen. Da ich kein Brillenträger bin, kann ich das schwer beurteilen. Ich konnte jedenfalls den 28mm Rahmen noch ganz gut überschauen.
Ach ja, der kleinen Funktionsknopf vorne am Gehäuse: Der hat wohl leider nur eine Funktion im Lifeview und da wohl auch nur eine festprogrammierte, zumindest konnte ich diesen nicht umprogrammieren.
Der Lifeview
Ja, die M10 hat einen Lifeview. Hatte die M240 aber auch. Allerdings finde ich den Lifeview der M10 insofern besser, als dass man nun endlich auch den Fokuspunkt verschieben kann. Also vorbei die Zeit des „focus and recompose“ Gerade für die Arbeit auf dem Stativ zB. ist das natürlich sehr begrüßenswert. Auch Fotografen, die mit hochlichtstarken Objektiven arbeiten, können nun über den Lifeview Fehler in der Schärfeeben durch die Behelfsmethode des Fokussieren und dann den Bildausschnitt festzulegen noch besser vermeiden.
Richtig super finde ich, dass die M10 im Lifeview erkennt, wenn man an dem Fokusrad dreht. Der Lifeview springt dann sofort in die Lupenvergrößerung. Dabei ist es auch unerheblich, ob es sich um ein Leica eigenes (codiertes) oder Fremdglas handelt. Ich habe vor allem mit meinem 50mm Zeiss Planar und meinem 35mm Voigtländer Skopar fotografiert, und da funktionierte das auch ganz wunderbar. Also wenn ich nicht komplett irre, geht das natürlich nur mit Objektiven, die eine Messsucherkupplung haben. Alles andere stelle ich mir schwer vor. Aber gut.
Das Fokuspeaking ist in verschiedenen Farben einstellbar und funktioniert sehr gut. Zumindest mit meinen f2.0 und f2.5 Gläsern, die ich zum Testen zur Verfügung hatte.
Was mir leider immer noch nicht gefallen will, ist das Überprüfen von getätigten Aufnahmen. Selbst wenn ich den Fokuspunkt auf sagen wir links oben vom Zentrum gelegt habe, wenn ich in die 100% Ansicht reinzoome, geht es immer erst einmal in die Mitte. In der 100% Ansicht dann in die linke obere Ecke zu kommen, ist wieder einmal entschleunigtes Fotografieren auf die Spitze getrieben. Nun, ich hoffe für alle, denen es ähnlich wie mir geht, dass Leica dies mittels eines FW Updates korrigieren kann, denn dies ist im Grunde ein vermeidbares Problem.
Allgemeine Performance
Wo ich es schon erwähne. An der Leica M240 war mein größter Kritikpunkt, dass, sobald man ins Menü muss oder die Schärfe- bzw. Belichtung beurteilen will, man mitunter viel Geduld mitbringen muss. Ich hatte hier dazu was geschrieben. Ich nehme an, das lag einerseits an den 1GB Ram, den die M240 nur hat (die MP hat hier doppelt soviel), und natürlich am Prozessor. Beides wurde in der M10 aufgebohrt bzw. mit neuer Generation versehen. Hier ist die M10 endlich nicht mehr auf dem Stand einer veralteten Technik, sondern man wird als Fotograf nicht durch die FW ausgebremst. Das fand ich wirklich zum Teil nervig an der M240. Ich hatte keine Hänger oder nervende und unnötige Ausbremsung durch die FW feststellen können. Well done, Leica!
Auch schön ist das wLan an Bord. Wenn ich das richtig verstanden habe, kann man hier nicht nur die Kamera fernsteuern oder Bilder transferieren, man kann beides wohl auch parallel machen. Das könnte ich mir insofern interessant vorstellen, dass man einem Kunden z.B. ein iPad in die Hand drückt und dann als Fotograf loslegt. Also tethered shooten nur ohne Kabel, also irgendwie. Einziger Fehler bei dieser Idee ist, dass der Kunde dann auch mal zwischendrinn wohl ein Foto machen könnte. Naja, wie gesagt, ich habe das nur ganz kurz und nebenbei getestet.
Und nu?
Okay, 24 Stunden Nutzung der Leica M10 lassen mich zurück. Aber wie? Mit einem großen Verlangen, diese Kamera zu besitzen, das muss ich ganz klar und deutlich sagen.
Warum? Weil sie perfekt ist und die beste Kamera, die ich je in den Händen hatte? Nö!
Meiner Meinung nach gibt es so eine Kamera nicht. Und wenn, dann wäre das wohl für mich bei heutigem Stand meine geliebte Fujifilm x-pro2. Nein, das sage ich nicht, weil ich als offizieller Fujifilm X-Photographer das sagen muss. Meine x-pro2 lässt für mich eben nur keine/kaum Wünsche offen. Wer mehr wissen will, hier entlang.
Also, warum dann? Weil ich den Messsucher sehr mag. Weil ich mit der M10 endlich eine Leica M hätte, die mich nicht künstlich ausbremst. Weil ich die Art und Weise, wie man mit einer M anders fotografieren/arbeiten muss, sehr gerne mag. Weil ich mich auf eine Messsucher Kamera einlassen kann, und die Vorteile, aber auch Nachteile kenne. Weil die M10 eine schöne Kamera ist, weil es Spass macht, mit ihr zu fotografieren. Und zum Schluss, weil ich schon immer eine Leica haben wollte, und digital bei der M10 das erste Mal eine M sehe, die für mich kaum Wünsche offen lässt.
Und warum kaufe ich dann (noch) keine? Weil es gar nicht so leicht ist eine zu bekommen derzeit. Meine muss hoffentlich bald eintreffen.
Bevor ich Euch aber mit ein paar Bildern von meinen 24h zurück lasse, will ich hier gerne noch zu einem Interview von Andreas Jürgensen (Forums Betreiber Leica Forum und dem Fuji X-Forum unter anderem) mit zwei Leica verantwortlichen verlinken. Durchaus sehr interessant und vieles kann ich so absolut bestätigen.
In diesem Sinne wünsche ich jedem, der sich eine M10 kauft, richtig viel Spass mit dieser wirklich gelungenen Kamera aus dem Hause Leica!
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Hallo und guten Abend aus Köln, eigentlich tolle Bilder, aber leider passt die Post Production nun gar nicht und zeigt auch nicht das Potential der Farben dieser wunderbaren Kamera.schade. Aber weiter so, ich verfolge die meisten Beiträge. Tolle Webseite.
Ich kann dir schon sagen was an der Fuji X…. fehlt: Es ist die Sensorgröße. APS-C ist halt nicht 24 X 36.
und damit alle Kleinigkeiten wie die Blende z.B.
Wenn Fuji einen Leica Killer bauen will, dann geht es nur noch um diese Größe.
LG Thomas
Warum sollte Fujifilm einen Leica Killer bauen wollen? Eine Leica M ist eine Leica M und ich finde alleine schon aufgrund des fehlenden AF’s nicht vergleichbar mit heutigen modernen Systemen. Und Größe ist doch nicht alles wie wir schön bei Sony sehen. Fujifilm hat einfach fantastische Objektive und Sony kann da nur schwer mithalten…auch preislich.
Wenn es um Größe des Sensors geht dann hat Fujifilm genau das richtige gemacht und die GFX auf den Markt gebracht. Da kann wiederum KB nicht mithalten. ?
Schöner Bericht, Mehrdad. Jaja, die lieben Leicas und das liebe Geld. Wenn sie nur nicht so verdammt teuer wären, hätte ich garantiert meine X-Pro2 mit diversem Glas und eine M, ebenso mit diversen Objektiven. Aber man kann halt leider nicht alles haben. Sonst hätte ich garantiert auch eine schöne Corvette C1, wie du sie da fotografiert hast. Das wäre ein Traum! Leider existiert die für mich perfekte Kamera auch (noch) nicht. Die X-Pro2 kommt da schon sehr nahe. Die M erfüllt aber auch vieles. Die Einfachheit und die tolle Verarbeitung der M (die 10 kenne ich noch nicht – ich spreche von der 240/262er Serie) machen sie schon fast perfekt. Wäre sie nur im Höheren ISO-Bereich besser und wären die Hauttöne nicht immer wieder so rötlich.. und dann halt eben der Preis. Alleine für den Preis des Bodys (gebraucht!) kann ich mich bei Fuji mit Objektiven eindecken, dass ich zwei Rucksäcke mitschleppen müsste.. Wollte ich bei Leica ein 21mm 1.4, ein 35mm 1.4 und ein 90mm f2.. dann müsste ich wohl mein Auto verkaufen und zu Fuss zur Arbeit.. Preis/Leistung ist bei Fuji sicherlich besser. Aber da fehlt mir irgendwie die Emotion – der „ich-lass-sie-nicht-mehr-los-Eindruck“. Was also tun? Abwarten.. Tee trinken.. in 2-3 Jahren gibt’s die M10 auch etwas erschwinglicher. Ein Objektiv dazu, und nebenbei die X-Pro2 mit Objektiven als Hauptsystem laufen lassen. Die Leica just for fun. Wie die Corvette. =)
Ja, bis auf das mit den Emotionen und der x-pro gebe ich Dir recht. Und doch: Manchmal macht „Unvernunft“ auch einfach Spass und sich einen Wunsch erfüllen kann auch sehr Gewinnbringend sein. 😉