“Scheiss auf neue Kameramodelle jedes Jahr, die übernächstes Jahr eh wieder veraltet sind. Scheiss auf Identifizierung über Marken. Scheiss auf noch größere Sensorgrößen. Scheiss auf höhere Megapixelzahlen für Fotos, von denen man ehe keine Prints macht. Scheiss auf noch höhere ISO-Bereiche, damit ich nachts fotografieren kann als wäre es Mittag. Scheiss auf Pixelvergleicherei und Nörgeln über jeden kleinen Fehler einer Kamera, die man auf echten Fotos sowieso nicht mehr bemerkt. Scheiss auf die Entscheidung, welche Linse für welche Situation am besten sei. Scheiss auf endlose Nachbearbeitung. Scheiss auf Film. Scheiss auf alternative Prozesse um des Prozesses willen. Scheiss auf stundenlange Sitzungen in der Dunkelkammer für den perfekten Abzug. Scheiss aufs Hochladen jedes durchschnittlichen Bildes an alle Ecken des Internets für die 15 Minuten Ruhm. Scheiss auf alles. Denn am Ende interessiert sich niemand dafür. Was wirklich zählt ist das Foto. Und nur das.”
Ich bin ein begeisterter Leser des Stilpiraten aka Steffen Böttcher. Das oben aufgeführte Zitat von Christoph Boecken veröffentlichte er in einem seiner letzten Blogposts, begleitet von seiner ergänzenden Meinung.
Ich mag den Stilpiraten, ich mag seine Bildsprache und seinen Schreibstil. Offen, ehrlich und nicht überheblich. Als ich dieses Zitat und noch Steffens Gedanken dazu las, dachte ich nur: Jepp! Ist mal die Sache auf den Punkt gebracht!
Ich glaube, viele der im Zitat angesprochenen Punkte sind bei mir schon länger nicht mehr vordergründig. Die x100 hat mir einiges davon genommen. Ich habe eine Kamera, eine Brennweite und jetzt mach nen Foto, Mehrdad!
Ich mag es, meine Bilder einem breiten Publikum zu zeigen. Ich mag es, wenn andere Fotobegeisterte, Freunde und Bekannte oder mir kaum bis gar nicht bekannte Personen meine Bilder mögen und mich dies durch „likes“, Kommentare oder ähnliches wissen lassen.
Aber nach 15 Minuten ist dann meist der Spaß vorbei. Mein Foto wird eins von Millionen anderen Fotos im www. Das ist unbefriedigend auf Dauer. Ich merke in solchen Momente oft, dass ich mich längst nicht mehr um das kümmere/sorge, was eigentlich das ist, was ich meine gut zu können. Zu fotografieren.
Ich versuche mehr oder weniger geschickt „klicks“ und „follower“ zu gewinnen.
Das frustriert mich mitunter. Der Blogpost vom Stilpiraten hat mich wieder mal nachdenklich gestimmt.
Einerseits mag und will ich Aufmerksamkeit für meine fotografischen Arbeiten. Ich freue mich, wenn ich den Betrachter mit meinem Foto in den Bann ziehen kann, ihn zum nachdenken, träumen oder einfach nur genießen anregen kann. Auf der anderen Seite will ich einfach nur fotografieren und am Ende des Tages meine Bilder betrachten und mich an dem erfreuen, was ich mit meiner Kamera eingefangen habe.
Der Beitrag hat mich angeregt, dass ich mal wieder meine Fototasche komplett auspacke. Mir mein Werkzeug genauer betrachte, abschätze, was ich noch brauche oder was weg kann. Zu überdenken, was mich weiterbringen könnte.
Wie ist das bei Euch? Habt Ihr auch solche Phasen und wie geht Ihr damit um?
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Ich finde den Beitrag auch gut! Er bringt einen auf den Boden der Tatsachen zurück. Ja, das Foto ist nur eins von Millionen. AAAABER, 15 min Ruhm sind doch ganz schön viel Ruhm, jedenfalls mehr als gar kein Ruhm. Ich muss hinzufügen, dass ich meine Bilder allerdings nicht für den Ruhm hochlade sondern um mich selbst zu verbessern. Wie viele andere auch, so gehöre ich zu reinen Hobby Fotografen ohne Ausbildung. Ich habe nie gelernt, wie man ein professionelles Foto gestaltet. Eine Möglichkeit ist es, teure Fotokurse und Workshops zu besuchen um sich gezielt zu verbessern. Da es hier auf dem Lande so etwas gar nicht gibt, nutze ich das Publikum und die Screener(z.B. seen.by) um mich zu verbessern. Das ist eine Möglichkeit. Sie funktioniert für mich. Und sie sorgt dafür, dass ich mich weiter pushe…
Hallo Roman,
Ja, da hast Du natürlich recht damit. Ich mache das auch nicht wegen des Ruhms, zumindest ist das nicht mein Hauptgrund 😉
Ich poste ja an mehreren Orten meine Bilder, es ist tatsächlich so, dass man höchst selten eine offen und ehrliche Kritik zu seinen Bildern erhält, denn dafür muss sich der Kritiker ja auch Zeit nehmen. Seine Gedanken aufschreiben usw.
Vielleicht nutze ich dafür auch einfach nur die falschen Orte, aber diese Kritiken bleiben aus. Es muss ja nicht öffentlich passieren.
Ist das bei der Seite die Du nanntest anders?
Ich werde mir diese mal genauer anschauen!
Danke für den Tipp schon mal.
Hallo Mehrdad,
auch ich gehörte zu diesen stillen Betrachtern Deiner Bilder hier auf qimago.de…..
Ich bin durch Deine vielen Beiträge im FujiX100 forum auf Dich und deine fabelhafte Seite hier aufmerksam geworden. Ich muss Dir sagen, dass ich hier weiß Gott mehr als 15 Minuten verbracht habe.
Bin mir sicher das geht vielen so die sich täglich hier einfinden und es so halten wie die Schwaben: „Nichts gesagt ist gelobt genug!“
Sicher ist jedoch, dass es immer wie ein kleines Stück Urlaub ist wenn man in Deinem Blog surft……
Danke dafür mach weiter so…..
Gruß Julius1982
Danke Julius1982!
Sowas hört man natürlich sehr gerne!